Für Thiem ist das frühe Aus eine bittere Enttäuschung, hatte er sich für die French Open, bei denen er schon zweimal – 2018 und 2019 – im Endspiel und gleich viermal im Semifinale stand, sehr viel vorgenommen. Nun setzte der Weltranglisten-92. seinen Negativlauf fort und muss weiter auf sein erstes Erfolgserlebnis bei einem Grand-Slam-Turnier seit 2021 warten. Damals hatte er bei den Australian Open in Melbourne in der dritten Runde einen Fünfsatzsieg über Lokalmatador Nick Kyrgios gefeiert.
Damit ist Österreich im Herren-Einzel in der zweiten Runde nur noch mit Sebastian Ofner dabei. Der 27-jährige Steirer hatte am Sonntag zum Auftakt des Hauptbewerbs gegen den US-Amerikaner Maxime Cressy mit 6:4 7:6 (8/6) 6:2 gewonnen. Für Jurij Rodionov kam wie für Thiem hingegen das Aus in der ersten Runde. Der 24-jährige Niederösterreicher, der als „Lucky Loser“ in das Hauptfeld gerutscht war, verlor klar mit 2:6 4:6 3:6 gegen den Franzosen Lucas Pouille. Thiem-Bezwinger Cachin steht hingegen zum ersten Mal bei den French Open in der zweiten Runde und trifft auf den als Nummer 15 gesetzten Kroaten Borna Coric.
Thiem scheitert trotz Aufholjagd
Die French Open in Paris sind für Dominic Thiem bereits nach einer Runde vorbei. Der 29-jährige Niederösterreicher musste sich dem Argentinier Pedro Cachin 3:6 2:6 7:6 (7/1) 6:4 2:6 geschlagen geben.
„Es ist schwierig, weil ich habe die ersten zwei Sätze richtig gehemmt und verkrampft gespielt. Da hat sehr wenig zusammengepasst“, sagte Thiem, der erst knapp 90 Minuten nach dem Spiel zur Pressekonferenz erschien. „Dann habe ich mich richtig gut zurückgefightet in die Partie und irgendwie bin ich es von mir gewohnt, dass ich dann solche Partien auch gewinne. Diese Überzeugung fehlt einfach zurzeit, das war das Problem. Deshalb habe ich es nicht geschafft, den letzten Schritt zu gehen und mich für die gute Aufholjagd zu belohnen.“
Viele Fehler spielen Cachin in Karten
In Roland Garros erwies sich für Thiem der Weg zu seinem ersten Sieg bei einem Major-Turnier seit fast zweieinhalb Jahren von Beginn an als steinig. Während Cachin seine ersten beiden Aufschlaggames zu null gewann, gab der Österreicher sein erstes Service fast widerstandslos ab. Cachin musste dabei allerdings nicht allzu großen Aufwand betreiben oder Risiko gehen, sondern nur auf Fehler des ehemaligen Weltranglistendritten warten.
Erst im vierten Game schrieb Thiem im Duell mit dem Weltranglisten-64. bei eigenem Aufschlag erstmals an, sichtlich ein erster Weckruf für den ÖTV-Star. Seine Schläge kamen nun präziser und druckvoller, er breakte sich zurück und bestätigte das Break im Anschluss bei eigenem Aufschlag zum 3:3. Dennoch schlichen sich danach wieder leichte Fehler in das Spiel des Österreichers ein. Cachin nahm Thiem erneut den Aufschlag ab und servierte nach 33 Minuten zur 1:0-Satzführung aus.
Der 28-jährige Argentinier musste auch danach nur auf Fehler seines Gegners warten. Thiem, der zu diesem Zeitpunkt bei einer Quote von knapp 40 Prozent erster Aufschläge hielt, tat sich weiterhin sichtlich schwer und ebnete Cachin mit seinen insgesamt 20 unerzwungenen Fehlern gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs ein weiteres Break. Abermals musste der 29-Jährige einem Rückstand hinterherlaufen, blieb aber nach wie vor zu fehleranfällig. Nach einem erneuten Break lag Thiem mit 2:5 zurück, und Cachin stellte eine Zweisatzführung her.
Dramatische Entscheidung im dritten Satz
Mit dem Rücken zur Wand startete Thiem in den dritten Satz. Und erstmals brachte der Niederösterreicher sein Service durch und ging in Führung. Der ÖTV-Star schraubte nun seine Servicequote nach oben und brachte Cachin auch bei längeren Rallys mit harten Grundlinienschlägen in Bedrängnis. Plötzlich wendete sich das Blatt, Thiem gelang das Break zur 3:1-Führung und anschließend auch die Bestätigung bei eigenem Service.
Die Freude über das erste Break hielt aber nicht lange. Begünstigt durch ein abermals fehlerhaftes Spiel des Österreichers kam Cachin beim nächsten Aufschlag Thiems zu insgesamt drei Breakchancen, die letzte verwertete der Argentinier zum Rebreak. Bei Thiem wechselten sich auch danach Licht und Schatten ab, so erspielte er sich bei Aufschlag Cachins und 5:4-Führung einen Satzball, vergab diesen aber mit einem zu langen Schlag.

Jeder Punktegewinn, vor allem bei eigenem Aufschlag, war weiterhin Schwerstarbeit. So auch bei Thiems nächstem Aufschlagspiel, in dem sich Cachin insgesamt sechs Breakchancen erspielte, die letzten nach zwölf Minuten zur 6:5-Führung nutzte und zum Matchgewinn aufschlug. Mit der Chance auf den erstmaligen Einzug in die zweite Runde von Paris zeigte der Argentinier aber Nerven und kassierte das Rebreak. Die Entscheidung fiel im Tiebreak, in dem Thiem auf 6/0 davonzog und das er mit 7/1 für sich entschied. Eine Stunde und zwölf Minuten hatte der dritte Satz gedauert.
Entscheidung im fünften Satz
Der hart umkämpfte Satz hatte bei Thiem einen Knopf gelöst. Mit einem Mal agierte der Niederösterreicher so sicher, wie noch nie im Spiel. Thiem nahm Cachin das Service zum 2:1 ab und ließ sich auch von Windböen nicht aus dem Tritt bringen. Erst mit dem Satzgewinn vor Augen ließ die Konzentration des Niederösterreichers wieder nach. Cachin konnte insgesamt vier Satzbälle abwehren und kämpfte sich von 1:5 auf 4:5 heran. Bei eigenem Service machte Thiem aber den Sack zum 6:4 und zum Satzausgleich zu.

Im Entscheidungssatz schlich sich in Thiems Spiel zum ungünstigsten Zeitpunkt wieder die Schlampigkeit ein. Die Zahl der unerzwungenen Fehler schnellte wieder dramatisch in die Höhe. Cachin gelang – unter kräftiger Mithilfe des Österreichers – ein schnelles Break. Thiem ging zwar lautstark mit sich selbst ins Gericht, doch der steigende Frust ließ sich nicht mehr in positive Energie umwandeln. Thiem kämpfte sich nach 1:5 noch einmal etwas heran, Cachin nutzte aber seinen ersten Matchball zu einem weiteren Break und zum Sieg. Bezeichnenderweise schlug Thiem dabei einen einfachen Ball ins Out.
French Open in Paris
(Frankreich, Grand-Slam-Turnier, 49,6 Mio. Euro, Sand)