Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß
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Fußball

Bayern-Neustart mit alter Garde

Der Neustart beim FC Bayern München nach dem Doppelrauswurf von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wird von alten Bekannten gestaltet. Der deutsche Serienmeister präsentiert sich quasi als Retro-Bayern: mit dem ewigen Vereinspatron Uli Hoeneß (71), Rückkehrer Karl-Heinz Rummenigge (67), Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer (68) sowie Jan-Christian Dreesen (55), der den Verein eigentlich nach zehn Jahren verlassen wollte und nun zum neuen Vorstandsvorsitzenden befördert wurde.

„Ich bin nicht der Neue, sondern ich bin maximal der neue Alte“, sagte Dreesen bei seiner Präsentation am nicht mehr erwarteten Münchner Meisterwochenende. Das könnten auch Hoeneß und Rummenigge sagen, die ihr eigenes Erbe ein weiteres Mal gestalten müssen.

Der Verein soll befriedet und beruhigt werden. Und auch sportlich muss er nach zwei verlorenen Jahren neu ausgerichtet werden – auf mehr Titel, auf Dominanz, kurzum wieder auf „Mia san mia“. Der bisherige Finanzvorstand Dreesen übernimmt Kahns Job. Er will eine Art Anti-Kahn sein, ein nahbarer Teamworker. Der Ostfriese Dreesen sprach von mehr „Füreinander“ und „Miteinander“ an der Säbener Straße – „und ein bisschen Freude sollte auch noch mit dabei sein“.

Oliver Kahn und Jan-Christian Dreesen
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Dreesen (obere Reihe, Zweiter von rechts) übernimmt den Vorstandsposten von Kahn (obere Reihe, Erster von rechts)

Salihamidzic-Nachfolger noch offen

Ein Nachfolger für Salihamidzic ist die personelle Lücke, die noch geschlossen werden muss. Das soll aber ohne Zeitdruck geschehen. Erste Kandidaten für den Posten des Sportvorstands werden öffentlich gehandelt, etwa Hoeneß’ ewige Wunschlösung Max Eberl (RB Leipzig) oder Markus Krösche (Eintracht Frankfurt). Vielleicht fällt Hoeneß’ Wahl am Ende auch wieder auf einen prominenten Ex-Bayern-Profi.

Doch jetzt geht es erst einmal um die Gegenwart. Die neue Saison und drängende Transferthemen wie ein neuer Mittelstürmer oder Verkäufe wechselwilliger Spieler wie etwa Benjamin Pavard müssen erledigt werden. „Wir haben neu im Team Karl-Heinz Rummenigge. Wir haben immer noch im Team Uli Hoeneß. Und wir haben vor allem auch im Team einen Thomas Tuchel“, sagte Dreesen, der als CEO das gesamte operative Geschäft verantwortet, zur Herangehensweise.

Rummenigge und Tuchel in Schlüsselrollen

Die Schlüsselrollen fallen Rummenigge und Tuchel zu. Rummenigge, der nach fast zwei Jahrzehnten 2021 vorzeitig den Chefposten für Kahn räumte, kehrt als Aufsichtsrat zum Rekordmeister zurück. Seine Aufnahme wurde bei der Sitzung am Dienstag wie erwartet beschlossen. „Karl-Heinz hat einen unheimlich großen Fußballsachverstand. Den wollen wir auch wieder stärker nutzen“, sagte Aufsichtsratschef Hainer. Rummenigge sei ein Transferprofi und international bestens vernetzt. „Ich hatte das große Glück und die Ehre, mit diesem Club viele Erfolge zu feiern, deshalb komme ich der Bitte des Aufsichtsrats gerne nach“, sagte der 67-jährige Rummenigge.

Und Rummenigge sollte mit Tuchel harmonieren, den er schon zu seiner Vorstandszeit gerne als Trainer nach München geholt hätte. Tuchel, der sich seine ersten Bayern-Monate nach dem Blitzeinstieg Ende März auch ganz anders ausgemalt hatte, will in der kommenden Spielzeit wieder Fußball und Siege liefern, denen das Gütesiegel „Bayern-like“ anhaftet. „I hate to lose!“, sagte Tuchel. Er will nicht mehr viel verlieren, sondern alles gewinnen. Darum müsse man nun „Gas geben, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen“, wie er sagte. „Im Sommer schieben wir das Ding noch mal richtig an“, verkündete Tuchel während der Meisterfeier.