Sam Bennett (Florida Panthers) und Chandler Stephenson (Vegas Golden Knights)
APA/AFP/Getty Images/Ethan Miller
NHL

Stanley Cup wartet auf Premierensieger

Ab Samstag geht die 106. Saison der National Hockey League (NHL) mit der Finalserie zwischen den Vegas Golden Knights und den Florida Panthers in ihre letzte Runde. Der Stanley Cup wartet auf einen Premierensieger, denn weder Knights noch Panthers konnten die begehrte Trophäe bisher gewinnen. Vor allem, dass Florida die Chance auf den Cup hat, war am Beginn des Play-off nicht erwartet worden.

Die Vegas Golden Knights und die Florida Panthers standen in ihrer Clubgeschichte bisher zwar einmal im Finale der NHL, gingen damals aber als Verlierer vom Eis. Las Vegas, das in den ersten zwei Spielen der „Best of seven“-Serie am Samstag und Montag Heimvorteil hat, stieß in seiner ersten NHL-Saison 2017/18 sensationell in die Endspielserie vor, zog dort aber gegen die Washington Capitals mit 1:4-Siegen den Kürzeren. Florida verlor in der Saison 1995/96 gegen die Colorado Avalanche glatt mit 0:4.

Heuer wird eine Franchise als 23. in der Geschichte der NHL den Stanley Cup überreicht bekommen, der seit 1927 als Hauptpreis vergeben wird. Während die Clubs aus dem Eishockey-Mutterland Kanada seit 30 Jahren sehnsüchtig auf den nächsten Titel warten, wandert der Pokal heuer auch wieder mit Sicherheit in ein Gebiet, das alles andere als traditionelles NHL-Territorium ist. Denn erstmals findet die komplette Finalserie im „Sun Belt“ statt: in der Glücksspielmetropole Las Vegas in der Mojave-Wüste von Nevada und in Sunrise vor den Toren Miamis im Sonnenstaat Florida.

Colorado Avalanche Spieler mit dem Stanley Cup Pokal
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
Im Vorjahr holten sich die Colorado Avalanche die begehrteste Trophäe im Eishockey

Vegas stärker als 2018

Geht es nach der Papierform, dann sind die „Goldenen Ritter“ aus Las Vegas Favorit. Die Mannschaft von Trainer Bruce Cassidy schloss die Western Conference mit 111 Punkten als Nummer eins ab. Im Play-off nahm Vegas angeführt von ihrem Topscorer Jack Eichel, Kapitän Mark Stone sowie den Routiniers Aley Pietrangelo und Jonathan Marchessault die Hürden Winnipeg Jets, Edmonton Oilers und zuletzt Dallas Stars souverän. „Wir hatten vor der Saison nur ein Ziel: immer besser werden, um uns in die Position für den Stanley Cup zu bringen. Jetzt ist die Chance da.“

Las Vegas ist nur noch vier Siege von der Vorgabe ihres Besitzers entfernt. Bill Foley kündigte 2017 beim Einstieg der Knights in die Liga an, spätestens in sechs Jahren den Stanley Cup gewinnen zu wollen. „Wir sind ein viel stärkeres Team als damals (2018, Anm.)“, sagte William Carrier, einer von sechs Spielern, die 2018 bereits dabei waren, „damals hatten wir alle nur Einjahresverträge, und einige sind daher über sich hinausgewachsen.“ Die Euphorie in Las Vegas ist jedenfalls groß. Schon die Trainings der Mannschaft für den Showdown fanden vor vollen Tribünen statt.

Panthers als Favoritenschreck

Über sich hinausgewachsen sind auch die vermeintlichen Außenseiter aus Florida. Denn die Panthers waren als letztes Team in der Eastern Conference ins Play-off gerutscht und galten in der ersten Runde gegen die Boston Bruins, die im Grunddurchgang einen Sieges- und Punkterekord aufgestellt hatten, als chancenlos. Doch Florida drehte die Serie nach 1:3-Rückstand noch um und spielten sich in einen Rausch. Im Viertelfinale setzten sich die „Cats“ gegen die Toronto Maple Leafs 4:1 und im Halbfinale gegen die Carolina Hurricanes, das zweitbeste Team des Grunddurchgangs, überhaupt mit 4:0 durch.

Matthew Tkachuk (Florida Panthers)
APA/AFP/Getty Images/Bruce Bennett
Tkachuk lief in den entscheidenden Momenten der Play-off-Serie heiß

Vor dem Finale ist es für Matthew Tkachuk „irgendwie ein ähnliches Gefühl, der Außenseiter zu sein und zu versuchen, den Leuten erneut das Gegenteil zu beweisen“. Der vor dieser Saison in einem Blockbuster-Transfer von den Calgary Flames geholte Stürmer und Sohn von NHL-Legende Keith Tkachuk ist der herausragende Spieler in der Mannschaft von Cheftrainer Paul Maurice. Mit vier Siegestreffern im Play-off ist er Erfolgsgarant, auch die Serie gegen Carolina entschied der 25-jährige US-Amerikaner zugunsten Floridas.

„Wir wissen, wie man spielt, wir wissen, was uns erfolgreich macht. Und bei den Burschen den Glauben und die Ruhe zu sehen, ist wirklich etwas Besonderes“, sagte Tkachuk, neben Oilers-Star Connor McDavid und David Pastrnak von Boston einer der drei Finalisten für die MVP-Auszeichnung als wertvollster Spieler der Saison. Bei den Golden Knights ist man jedenfalls gewarnt. „Sie erinnern mich sehr an die Mannschaft, die wir im ersten Jahr hatten, sie widerlegen alle Erwartungen“, sagte Vegas-Stürmer Marchessault, ebenfalls einer der sechs Spieler, die schon vor fünf Jahren im Finale dabei waren.

Ersatztorhüter als Matchwinner

Ein Schlüssel zum Erfolg für beide Teams waren bisher auch ihre Torhüter, die sich erst im Laufe des Play-off ihren Status als Nummer eins erkämpften. Der russische Routinier Sergej Bobrowski übernahm das Panthers-Tor im vierten Spiel gegen Boston und ist dank seiner herausragenden Leistungen Kandidat für den Play-off-MVP. Bei den Golden Knights galt Adin Hill vor Saisonbeginn eigentlich als vierter Torhüter. Er ist während der Serie gegen die Edmonton Oilers um die Superstars McDavid und Leon Draisaitl aufgestiegen und war seither ein sicherer Rückhalt hinter einer starken Defensive.

 Adin Hill (Vegas Golden Knights) und Joe Pavelski (Dallas Stars)
Reuters/USA Today Sports/Jerome Miron
Hill (Mi.) mutierte im Play-off vom Notnagel zur klaren Nummer eins im Tor der Knights

So wie die beiden Clubs haben auch die beiden Trainer die Chance, in ihrem zweiten Finale erstmals den Stanley Cup zu holen. Florida-Coach Paul Maurice führte die Carolina Hurricanes 2002 in die Endspielserie, die sie gegen die Detroit Red Wings allerdings glatt in vier Partien verloren. Vegas-Trainer Cassidy musste sich mit den Boston Bruins 2019 geschlagen geben. Damals zog der Coach mit seiner Mannschaft, den St. Louis Blues, allerdings erst nach sieben Spielen den Kürzeren.

National Hockey League

Stanley-Cup-Finale

Vegas Golden Knights Florida Panthers 4:1*
* Endstand in der "Best of seven"-Serie

Conference Finals

Eastern Conference:
Florida Panthers Carolina Hurricanes 4:0*
Western Conference:
Vegas Golden Knights Dallas Stars 4:2*
* Endstand in der "Best of seven"-Serie

Zweite Play-off-Runde

Eastern Conference:
Florida Panthers Toronto Maple Leafs 4:1*
Carolina Hurricanes New Jersey Devils 4:1*
Western Conference:
Vegas Golden Knights Edmonton Oilers 4:2*
Dallas Stars Seattle Kraken 4:3*
* Endstand in der "Best of seven"-Serie