Bis zum Stand von 2:2 im zweiten Satz hielt Ofner mit dem Weltranglistenfünften gut mit, danach übernahm Tsitsipas klar das Kommando und überließ dem Österreicher nur noch ein einziges Game. Nach 1:50 Stunden Spielzeit verwertete der Paris-Finalist von 2021 seinen dritten Matchball. Im Viertelfinale trifft Tsitsipas auf den spanischen Weltranglistenersten Carlos Alcaraz.
Für Ofner, dessen bisher aufsehenerregendster Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier der Einzug in die dritte Wimbledon-Runde 2017 war, bleibt ein für ihn herausragendes Turnier, der erstmalige Vorstoß in die Top 100 der ATP-Weltrangliste (um Platz 80) und mit 240.000 Euro sein bisher größter Preisgeldscheck.
„Unmenschliche zwei Wochen“
„Heute war das größte Problem, dass ich einfach körperlich nicht mehr hundert Prozent da war“, lautete Ofners erster Kommentar zum Match. „Es ist generell gegen so einen Spieler richtig schwierig. Aber wenn ich wirklich ein gutes Match spiele und hundertprozentig fit bin, dass ich so einen mit meinem Spiel sicher ärgern kann.“ Am Ende gab es aber keinen Grund, Trübsal zu blasen. „Mit einem Satz würde ich sagen, dass das unmenschliche zwei Wochen waren.“
„Ich möchte Sebastian zu seinem Erfolgslauf gratulieren. Ich habe das schon selbst erlebt. Er hat sein Bestes versucht und hat es mir schwergemacht“, sagte Tsitsipas noch auf dem Court Suzanne Lenglen, dem zweitgrößten der Roland-Garros-Anlage, und zollte seinem Gegner Respekt.
Inklusive Qualifikation hatte Ofner bis ins Achtelfinale 13:21 Stunden auf dem Platz verbracht, am Sonntag war die Kombination dieser Strapazen mit Weltklassemann Tsitsipas zu viel. Der Schützling von Wolfgang Thiem und Touring-Coach Stefan Rettl war letztlich weit davon entfernt, sich als erster Qualifikant seit dem Uruguayer Marcello Filippini 1999 ins Paris-Viertelfinale zu spielen.
Break gleich zum Auftakt
„Die dritte Runde mit den fünf Sätzen habe ich schon ziemlich gemerkt“, gestand Ofner. „Ich habe alles versucht, vielleicht einen Satz zu machen. Im ersten Satz eine kleine Chance, sonst war nicht viel zu machen.“
Ofner begann ausgezeichnet und nutzte eine anfängliche Unsicherheit des Griechen gleich zum Break im Auftaktgame. Ofner ging mit 2:0 und 3:1 in Führung, musste dann aber seinen Aufschlag zum 3:3 abgeben. Im siebenten Game hatte Ofner nach einem Doppelfehler von Tsitsipas einen Breakball, den er aber nicht nutzen konnte. Bei 4:5 wehrte Ofner noch drei Satzbälle ab und stellte auf 5:5, bei 5:6 nutzte dann Tsitsipas nach 50 Minuten seinen vierten Satzball zum Break und Satzgewinn.
2:4 im zweiten Satz als Knackpunkt
Im zweiten Durchgang gelang Tsitsipas das erste Break und zwar zum 4:2. Das war auch schon die Vorentscheidung zugunsten des Favoriten und zweifachen Major-Finalisten. Nach nur 27 Minuten war der zweite Satz schon vorüber und Ofner auf der Verliererstraße.
Gleich zu Beginn des dritten Satzes musste Ofner erneut seinen Aufschlag abgeben. Damit waren die Weichen zur glatten Niederlage endgültig gestellt, Tsitsipas war auf dem Weg in sein siebentes Grand-Slam-Viertelfinale (das dritte in Paris) nicht mehr aufzuhalten. Ofner gelang nicht einmal mehr ein Game. Es war seine dritte Niederlage im dritten Duell mit einem Top-Ten-Spieler (zuvor zweimal gegen den Deutschen Alexander Zverev).
Für Ofner gibt es nun eine verdiente Pause, er wird beim Rasen-Challenger in Ilkley in Großbritannien ab 18. Juni wieder einsteigen. „Ich muss jetzt ein paar Tage runterkommen, das verarbeiten, genießen und dann wieder mit dem Training starten.“ Danach steht die Qualifikation in Wimbledon auf dem Plan.
French Open in Paris
(Frankreich, Grand-Slam-Turnier, 49,6 Mio. Euro, Sand)