Das Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya weckte bei den „Schwarzpfeilen“ aber Lust auf mehr. Lässt man Verstappen, der in einer eigenen Liga fuhr, außen vor, waren Hamilton und Russell klar schneller als die Rivalen bei Ferrari und Aston Martin und hatten auch Sergio Perez im zweiten Red Bull im Griff. „Wir müssen definitiv weitere Schritte unternehmen, um die Lücke zu den Red Bulls zu schließen, aber das ist viel mehr, als ich an diesem Wochenende erwartet habe. Und ich habe das Rennen sehr genossen“, sagte Hamilton.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff warnte allerdings vor überhöhten Erwartungen: „Wir müssen auf dem Boden bleiben, die Erwartungshaltung dämpfen. Da ist schon noch eine richtige Lücke.“ Nach einem enttäuschenden Saisonstart hat Mercedes die Aerodynamik des W14 umgebaut und unter anderem das „Zero Sidepod“-Konzept der ultraschlanken Seitenkästen aufgegeben. In Barcelona wurden die Verbesserungen erstmals sichtbar.
„Lebenszeichen“ von Mercedes
„Mercedes zeigte Lebenszeichen mit zwei Plätzen auf dem Siegertreppchen, während Max Verstappen den Großen Preis von Barcelona beherrscht“, schrieb etwa die britische Zeitung „The Telegraph“. Und auch der Schweizer „Tages-Anzeiger“ griff die Verbesserung des Mercedes auf: „Mercedes erlebt eine Wiedergeburt. Lewis Hamilton und sein Teamkollege müssen sich nur dem überragenden Max Verstappen geschlagen geben.“
„Wir haben früh in der Saison die Entscheidung getroffen, eine andere Richtung einzuschlagen. Das war ein riskanter Schritt, aber alle haben mit angepackt, und jetzt haben wir ein gutes Rennauto. Jetzt müssen wir einfach weiter an uns arbeiten“, erklärte Wolff. Der Motorsportchef will jedoch „realistisch“ bleiben: „Die niedrigeren Temperaturen heute und am Samstag sind uns sehr entgegengekommen. Es war schön frisch, nicht zu heiß und nicht zu kalt, und das Auto befand sich in einem Megafenster.“
„Werden sie weiter jagen“
Das Ergebnis stimmte Hamilton jedenfalls trotz der 24 Sekunden Rückstand auf Verstappen insofern zuversichtlich, als Barcelona als repräsentative Strecke gilt, die auch die Mehrzahl der übrigen Formel-1-Kurse gut abbildet. „Solange ich Rennen fahre, war es so, dass man auch anderswo gut sein sollte, wenn man hier schnell ist“, erklärte Hamilton.
Trotzdem sieht der 38-Jährige Mercedes noch lange nicht in der Lage, Red Bull zu fordern. Ziel sei es jetzt, dauerhaft den Anschluss zu Verstappen und Red Bull herzustellen. „Wir sind etwas näher an den Bullen und wir werden sie weiter jagen“, sagte Hamilton: „Sie sind am schnellsten, aber wir arbeiten weiter. Bis zum Ende des Jahres wollen wir dran sein.“
Hamilton legt Fokus bereits auf 2024
Der Brite hofft aber darauf, „dass wir nächstes Jahr das Auto haben, um sie vom ersten Tag an herauszufordern. Je weiter wir das Auto in diesem Jahr weiterentwickeln, desto mehr wirkt sich das in gewisser Weise auch auf das nächste Jahr aus“, hat er den Blick vielmehr bereits auf 2024 gerichtet.
Dabei hat der siebenmalige Weltmeister noch immer keinen Vertrag über diese Saison hinaus. Auf die Frage, ob er auch 2024 bei Mercedes sein werde, antwortete Hamilton: „Ich habe noch nichts unterschrieben, aber ich glaube, wir treffen uns morgen mit Toto, also können wir hoffentlich etwas aushandeln.“ Wolff deutete an, die Angelegenheit würde sich wahrscheinlich binnen einer halben Stunde „bei einem Kaffee“ klären lassen.
Dominanz von Red Bull
Das dominierende Team diese Saison ist bisher jedenfalls Red Bull. Der Rennstall hat alle sieben Rennen in diesem Jahr gewonnen, auf Verstappens Konto gingen davon fünf Siege. Mercedes verbesserte sich durch das Resultat vom Sonntag auf Platz zwei in der Konstrukteurswertung, jedoch hat Red Bull schon fast doppelt so viele Punkte gehamstert. „Man sieht, wo die Messlatte liegt. Am Ende sind es mehr als 20 Sekunden. Vielleicht waren es in Wirklichkeit 15, aber das ist einfach nicht das, was wir anstreben“, ergänzte Wolff. Es wartet in den nächsten Wochen und Monaten noch viel Arbeit auf ihn und seine Mannschaft.