Nach der Eröffnungsfeier am Dienstag in der Tiroler Landeshauptstadt schnüren einen Tag später zuerst die Läufer für das kurze, aber extrem steile Vertical-Rennen in Neustift im Stubaital die Schuhe. Hier ist auch Mayr am Start. Danach folgen der 45 km lange Trail-Short-Bewerb am Donnerstag, die Königsdisziplin Trail Long (rund 87 km) am Freitag und zum Abschluss am Samstag in Innsbruck das Mountain Classic.
In allen vier Eliterennen gibt es WM-Medaillen für Frauen und Männer jeweils im Einzel und im Team. Hinzu kommt eine gemeinsame Nationenwertung. Die heimischen Hoffnungen auf Edelmetall ruhen einmal mehr auf der Grande Dame des Berglaufs. „Andrea Mayr hat im Vertical die besten Chancen und im Damen-Team könnte sich auch eine Medaille ausgehen“, meinte der 60-jährige Ex-Welt- und Europameister Helmut Schmuck. Auch bei den Trailrunnern könnte in der Teamwertung der Sprung auf das Stockerl gelingen.
Start der Trailrun-WM
Am Dienstag wurde in Innsbruck die Trailrun-WM eröffnet. Bis Samstag treten Läuferinnen und Läufer aus rund 70 Nationen in vier Wettbewerben an. Die Bergläufe und Trailruns finden rund um Innsbruck und Neustift im Stubaital statt.
Mayr vermeidet Kampfansage
Angesprochen, ob eine erneute Medaille möglich wäre, antwortete Mayr trocken: „Das hängt vom Rennverlauf ab.“ Dazu kommt noch der Faktor Alter. „Mittlerweile ist es so, dass einige meiner Konkurrentinnen meine Kinder sein könnten“, so die Oberösterreicherin.

Mayr fährt ohne explizite Zielsetzung zur Heim-WM nach Tirol. „Natürlich will ich nicht unter ferner liefen ins Ziel laufen. Natürlich habe ich das Ziel, dass ich gut abschneide.“ Aber mit Blick auf die wesentlich jüngere Konkurrenz sei es „vielleicht auch ein Erfolg, wenn man nicht das oberste Stockerl erreicht“, sagte die Sportlerin, die als Oberärztin für orthopädische Chirurgie am Salzkammergut Klinikum in Gmunden praktiziert.
Programm
Mittwoch:
13.00 Uhr: Vertical-Rennen in Neustift im Stubaital
Donnerstag:
9.00 Uhr: Trail Short: Innsbruck – Neustift
Freitag:
6.30 Uhr: Trail Long:
Neustift – Innsbruck
Samstag:
10.00 Uhr: Mountain Classic in Innsbruck
Mayr: „Je steiler, umso besser“
Dass sie noch immer mehr als konkurrenzfähig ist, hat die 56-fache Staatsmeisterin mit Silber bei der WM im vergangenen November in Thailand gezeigt. Die 7,1 km lange Vertical-Strecke über 1.020 Höhenmeter hinauf zur Elferhütte in 2.004 Meter Höhe gefällt Mayr jedenfalls „sehr, sehr gut. Der erste Teil ist sehr, sehr steil“, das liege ihr. „Je steiler, umso besser.“ Auch ihre Form passe. Die stärkste Konkurrenz erwartet die 43-Jährige aus der Schweiz, den USA und Uganda.
Dass die Titelkämpfe in Österreich stattfinden, habe sie zudem sehr motiviert. „Wie ich gewusst habe, dass es eine Heim-WM ist, war für mich klar, dass ich heuer noch mal starte“, erklärte Mayr. Gut möglich, dass es die letzte WM-Vorstellung der erfolgreichsten Bergläuferin in der Geschichte dieses Sports sein könnte. „Grundsätzlich denke ich mir das natürlich, aber ich denke mir das ehrlicherweise schon seit mindestens zehn Jahren.“
Karriereende noch nicht geplant
Sie habe jedenfalls aufgehört zu planen, erklärte die Gmundnerin, die auch schon Weltmeisterin im Skibergsteigen war. „Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es noch recht lange geht. Auf der anderen Seite kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es schon aus ist.“ Den potenziellen Abschied vom Hochleistungssport verdrängt sie daher lieber. „Ich will mich wirklich nicht damit auseinandersetzen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, das ist jetzt meine letzte WM oder mein letzter Start, dann stehe ich an der Startlinie und heule.“
An Herausforderungen im Alltag mangelt es nicht. Neben ihrer Karriere als Medizinerin und dem täglichen Training ist Mayr seit wenigen Monaten auch Pflegemutter. „Ich bräuchte einen etwas längeren Tag, weil manchmal kriege ich nicht alles unter oder nicht rechtzeitig.“ Ein Leben ohne das Laufen, ohne die Rennen könne sie sich derzeit aber nicht vorstellen. „Es macht mir nach wie vor ziemlichen Spaß.“

Mayr ist stolz auf ihre Erfolge
Ihre vielen Erfolge will die Oberösterreicherin nicht überbewerten, vielmehr führen diese sie wieder zum Altersthema. „Sie bedeuten, dass ich den Sport schon wirklich lange mache. Und dass ich über viele Jahre erfolgreich war“, meinte Mayr und fügte nachdenklich hinzu. „Wenn ich es mir länger überlege, dann kann ich schon recht stolz sein drauf.“
Herausforderungen bei WM-Organisation
Im Vorfeld der WM hat die teils winterliche Beschaffenheit der Trailstrecken die WM-Organisatoren vor eine Herausforderung gestellt. Durch den schneereichen Frühling herrschte an einigen Stellen Lawinengefahr, weswegen die Trail-Long-Streckenführung zwischen Neustift und Innsbruck am Wochenende kurzfristig von der Nordseite auf die schneefreie Südflanke verlegt worden ist.
Infos zu den Elitebewerben:
Vertical: 7,1 km langes Rennen über 1.020 Höhenmeter bergauf mit Ziel an der Elferhütte in 2.004 m Höhe
Trail Short: Auf einer Distanz über 45,2 km sind 3.132 Höhenmeter nach oben und 2.719 nach unten zu bewältigen.
Trail Long: Königsdisziplin der Trailrunner über eine Länge von 86,9 km mit mehr als 13.000 Höhenmetern (6.500 bergauf, 6.920 bergab)
Mountain Classic: Rennen über zwei je 7,5 km lange Runden und insgesamt 751 Höhenmeter