Silhouette eines Golfers
GEPA/Daniel Goetzhaber
Golf

Schulterschluss sorgt für Verwunderung

Die Vereinigung der großen Golfserien PGA und World Tour mit dem Rivalen LIV hat vielfältige Reaktionen hervorgerufen. Die Überraschung war groß, für die Spieler kam die Einigung im seit zwei Jahren schwelenden Streit unerwartet. „Ich bin froh, dass Golf heute zusammengekommen ist“, sagte LIV-Spieler Bernd Wiesberger. Viel Kritik musste PGA-Boss Jay Monahan einstecken.

Der Commissioner der wichtigsten US-Golftour hatte am Dienstag von einem „historischen Tag“ gesprochen. Gemeint war die verkündete Vereinbarung zwischen den drei großen Serien, den globalen Golfsport künftig unter ein Dach zu bringen und zu vereinheitlichen – samt gemeinsam abgestimmten Turnierprogramm. Alle Rechtsstreitigkeiten sind damit beendet.

In der Vergangenheit hatte Monahan die von Saudi-Arabien finanzierte LIV-Serie scharf angegriffen. Dorthin abgewanderte Spieler verloren ihr Startrecht auf der PGA- bzw. der World Tour, der früheren European Tour. Im Vorjahr hatte der 53-Jährige noch erklärt: „So lange ich PGA-Commissioner bin, wird kein Spieler, der LIV-Geld genommen hat, je wieder auf der PGA-Tour spielen.“ Laut der neuen Vereinbarung wird für die LIV-Golfer nun ein Rückkehrprozedere entwickelt.

Aufregung wegen Fusion der Golfprofiserien

Aufregung herrscht im Golfsport nach dem völlig unerwarteten Schulterschluss der PGA Tour und der DP World Tour mit der bisher verfeindeten und aus Saudi-Arabien finanzierten LIV-Tour. Viele sind fassungslos.

„Ich schätze, Geld gewinnt immer“

Das Umdenken dürften die nun in Aussicht stehenden Milliardeninvestitionen des saudischen Staatsfonds PIF verursacht haben. Beim Meeting mit den Spielern am Rande der am Donnerstag startenden, zur PGA-Tour gehörenden Canadian Open in Toronto – wo auch Matthias Schwab abschlägt – musste sich Monahan am Dienstag den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen. Auch von Rücktrittsaufforderungen war die Rede.

PGA-Boss Jay Monahan
Reuters/USA Today Sports/Peter Casey
Monahan bekommt einigen Gegenwind zu spüren

„Erklärt mir, warum Jay Monahan im Grunde zum CEO des gesamten Weltgolfsports befördert wurde, indem er alles, was er in den letzten zwei Jahren gesagt hat, zurückgenommen hat“, sagte Toronto-Starter Dylan Wu (USA). „Ich schätze, Geld gewinnt immer.“ Der PGA-Boss erklärte, er akzeptiere die Kritik. „Mir ist klar, dass man mich einen Heuchler nennen wird“, so Monahan. „Aber die Umstände ändern sich.“

Zustimmung bei LIV-Golfern

Erfreut zur Kenntnis genommen haben das die Sportler der bisherigen Konkurrenztour LIV. US-Altstar Phil Mickelson sprach von einem „großartigen Tag“. Sein Landsmann Bryson DeChambeau zeigte Verständnis für die Wut bei den PGA-Sportlern, die loyal geblieben sind und auf das große Geld verzichtet haben. „Ihnen wurde etwas gesagt, und etwas anderes ist passiert. Und uns wurde etwas gesagt, und das hat sich nun bewahrheitet.“

Auch für Wiesberger kam die Einigung überraschend, für den Burgenländer ist die Entwicklung aber positiv. „Ich freue mich darauf, neben meiner LIV-Teilnahme hoffentlich bald wieder die DP World Tour zu unterstützen.“ Das sei schließlich immer die Absicht gewesen, auf beiden Touren zu spielen, erklärte sein Bruder Niki. „Bernd hat seine Mitgliedschaft im Gegensatz zu anderen wie Sergio Garcia auch nicht beendet. Er hofft auf eine konstruktive Lösung für den gesamten Golfsport und ist voller Erwartungen, was nun kommt.“ Ähnlich äußerte sich PGA-Spieler Schwab. Er begrüße „alles, was dazu dienlich sein könnte, dass es Golf weltweit weiterbringt“. Der 28-Jährige hofft, dass die Streitereien vorbei sind und dass nun miteinander geredet werde „zum Wohle der Sache, statt gegeneinander zu arbeiten“.

Vieles ist allerdings noch unklar. Laut Monahan stellt die Vereinbarung nur einen Rahmen dar, in dem viele Aspekte noch ausgearbeitet werden müssen. Das betrifft neben der ganzen vertraglichen, organisatorischen und finanziellen Konstruktion vor allem den Integrationsprozess der Golfer auf den verschiedenen Touren sowie den Turnierkalender inklusive Ryder Cup.

Auch politische Brisanz

Für Monahan hat sich unterdessen in den USA eine weitere Front geöffnet. Die Gruppe „9/11 Families United“ zeigte sich angesichts der verkündeten Einigung schockiert und empört. „Saudische Agenten spielten eine Rolle bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001, und jetzt finanzieren sie den gesamten professionellen Golfsport“, hieß es in einer Erklärung.

Am Commissioner wurde kein gutes Haar gelassen. Dieser habe noch im Vorjahr zugestimmt, dass das LIV-Projekt „nichts anderes als Sportswashing“ sei. „Aber jetzt scheinen die PGA und Monahan nur noch bezahlte saudische Handlanger zu sein, die Milliarden nehmen, um den Ruf Saudi-Arabiens zu reinigen.“ Das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land versucht seit Jahren, mit lukrativen Sportveranstaltungen sein Image aufzubessern.