Elias Kofler (Westwien) und Alexander Hermann (Linz)
GEPA/Manuel Binder
Handball

Westwien sperrt als Champion zu

Insignis Westwien hat sich mit dem Meistertitel aus der ZTE HLA Meisterliga verabschiedet. Die Wiener gewannen am Mittwoch das zweite Finalspiel auswärts bei HC Linz AG mit 30:26 (14:15) und entschieden die „Best of three“-Serie 2:0 für sich. Für den wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten nach Saisonende aus dem Profibetrieb ausscheidenden Traditionsclub ist es der erste Meistertitel seit 1993, der insgesamt sechste.

„Mir fehlen ein bisschen die Worte, ich bin so glücklich gerade“, sagte Westwien-Urgestein Wilhelm Jelinek im ORF-Interview. „Wir sind einfach so eine geile Truppe, wir haben so hart gearbeitet und uns jetzt belohnt, damit auch ein Märchen geschrieben.“ Während die Wiener nach 1966, 1988/1989, 1990/1991, 1991/1992 und 1992/1993 den sechsten Meistertitel holten, verpasste Linz den ersten seit 1996.

„Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß“, meinte Linz-Torhüter Markus Bokesch, der seine Karriere nach dieser Saison beendet. „Das ist schwer in Worte zu fassen, wenn man das letzte Finalspiel daheim verliert. Wir haben heute viel zu viel vorne liegen gelassen, die Defensive und ich hatten gegen eine wirklich gute Westwiener Mannschaft keinen Zugriff. Man braucht zwei Siege, sie haben zweimal gewonnen, sie sind verdient Meister.“

Trainer Michael Draca und Spieler von Westwien jubeln mit Pokal
APA/EXPA/Reinhard Eisenbauer
Zum Abschied setzte sich Westwien zum insgesamt sechsten Mal die heimische Handballkrone auf

Wien-Goalie Constantin Möstl war nach einer starken Leistung indes überglücklich: „Wir haben es endlich wieder geschafft, unglaublich. Jetzt bin ich Meister, und hab es noch nicht realisiert. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Die letzten 15 Minuten haben es entschieden, es ging die ganze Zeit hin und her. Es hat keiner wirklich besser gespielt, wir waren einfach präsenter am Schluss.“

Westwien zieht nach Pause davon

Westwien startete stark, ging gleich mit 2:0 in Führung und baute in der ersten Hälfte bis auf 8:5 aus, dann gelang den Gastgebern aber der Ausgleich, und bei 12:11 gingen sie erstmals dann auch in Führung. Bis zur Pause blieb es so eng, die Linzer gingen mit dem einen Treffer Vorsprung in die Kabine.

Auch nach Seitenwechsel gelang es den Gästen bis zum 23:20, wieder einen Dreitorevorsprung herauszuholen. Einmal noch kamen die Hausherren bis auf einen Treffer (22:23) heran, doch dann zogen die Wiener vorentscheidend bis zur 53. Minute der zweiten Hälfte auf 28:22 davon. Dieser Vorsprung war dann für die Oberösterreicher nicht mehr zu knacken.

Die Hausherren waren entsprechend niedergeschlagen. „Es war eine einmalige Chance auch für mich noch, es mit Linz zu schaffen, das wäre ein Riesenmeilenstein gewesen, es tut verdammt weh“, meinte Alexander Hermann. „Wir waren zu viel in Unterzahl, haben unsere Systeme nicht spielen können. Vorne sind wir auch immer wieder an Möstl gescheitert.“

Triumph mit viel Wehmut

Erstmals seit 2000 heißt der österreichische Meister damit nicht Bregenz, Hard, Fivers oder Krems. Trotz des Triumphs ist bei Westwien, das ohne Legionäre ausgekommen ist, allerdings viel Wehmut dabei. Die Wiener verabschieden sich ja aus finanziellen Gründen aus der heimischen Topliga. Gründe dafür sind unter anderem die fehlende Heimhalle und abgesprungene Sponsoren.

„Das ist unbeschreiblich. Einerseits fasst man es noch nicht, dass man gewonnen hat“, sagte Westwien-Trainer Michael Draca im ORF-Interview. „Ich gratuliere meinen Jungs, das ist unglaublich. Ich weiß, was wir in den vergangenen Jahren geopfert haben, wie hart wir gearbeitet haben.“ Sichtlich gezeichnet war Manager Konrad Wilczynski: „Wir haben in dieser Saison wirklich beide Seiten der Medaille kennengelernt“, sagte der 41-Jährige. „Heute ist sicher mein schönster Westwien-Tag seit zwölf Jahren.“

Dass der Verein nun den Profibetrieb einstellen wird, war für Möstl wie für alle seine Teamkollegen ein großer Wermutstropfen. „Es ist so traurig, dass es jetzt zu Ende ist. Das letzte Spiel von Westwien, aber wir sind fucking Meister, so geil, yes.“

ZTE HLA Meisterliga

Play-off-Finale:
Westwien Linz 2:0*
* Endstand in der "Best of three"-Serie