Shakehands von Novak Djokovic (SRB) und Carlos Alcaraz (ESP)
Reuters/Kai Pfaffenbach
French Open

Djokovic profitiert von Alcaraz’ Krämpfen

Novak Djokovic steht zum siebenten Mal im Finale der French Open. Der 36-jährige Serbe setzte sich am Freitag im Halbfinale in Paris gegen den Weltranglistenersten Carlos Alcaraz mit 6:3 5:7 6:1 6:1 durch. Nach zwei ausgeglichenen Sätzen entwickelte sich das Generationenduell zu einem einseitigen Match, da der 20-jährige Spanier mit körperlichen Problemen zu kämpfen hatte. Im Finale wartet nun der Norweger Casper Ruud.

Trotz sichtlicher Probleme hatte sich Alcaraz entschieden, nicht aufzugeben und weiterzukämpfen. Nach 3:22 Stunden hatte die Qual dann aber ein Ende, Djokovic nutzte den zweiten Matchball und ist damit nur noch einen Erfolg von seinem 23. Major-Sieg entfernt. Damit würde er sich zum alleinigen Grand-Slam-Rekordsieger krönen. Sollte Djokovic, der bereits 2016 und 2021 bei den French Open gewonnen hat, im Finale triumphieren, wäre er zudem wieder die Nummer eins der Welt.

Am Sonntag steht dem Serben aber der Vorjahresfinalist im Weg. Ruud, der 2022 im Endspiel dem diesmal verletzt fehlenden spanischen Sandplatzkönig Rafael Nadal unterlegen war, hatte im Halbfinale mit Alexander Zverev nur phasenweise Probleme. Der Norweger buchte mit 6:3 6:4 6:0 glatt seinen insgesamt dritten Auftritt in einem Grand-Slam-Finale. „Ich denke, dieses Match und das Viertelfinale waren zwei der besten Matches, die ich dieses Jahr gespielt habe“, sagte Ruud, der in vier Anläufen gegen Djokovic allerdings noch keinen Satz gewinnen konnte, „das gibt mir für das Finale einen ordentlichen Schub an Selbstvertrauen“.

Djokovic erreicht French-Open-Finale

Novak Djokovic steht im Endspiel der French Open in Paris. Der Serbe gewinnt das mit Spannung erwartete Halbfinale gegen den Spanier Carlos Alcaraz in vier Sätzen und profitiert dabei von körperlichen Problemen seines Gegners.

So wie Alcaraz hatte aber auch Zverev mit einer Blessur zu kämpfen. Der deutsche Olympiasieger war laut eigenen Angaben mit einer „kleinen Zerrung“ in die Partie gegen Ruud gegangen. „Ich konnte mich nicht so richtig gut bewegen. Gegen ihn muss man das einfach machen, natürlich wird mein Spiel dann auch hektischer“, sagte Zverev, der aber dem Norweger den Sieg nicht schlechtreden wollte: „Ich will ihm (Ruud, Anm.) nichts wegnehmen. Er war viel, viel besser.“

„Viel Pech“ für Alcaraz

Im ersten Semifinale erlebte Alcaraz jedenfalls am heißesten Tag des Turniers eine große sportliche Tragödie. Zu Beginn des dritten Satzes, gerade als die Partie hochklassig geworden war, setzten beim Jungstar Krämpfe ein. Freiwillig gab der Weltranglistenerste beim Stand von 1:1 sein Aufschlagspiel ab, um sich behandeln zu lassen. Alcaraz biss auf die Zähne, konnte sich jedoch nur noch sehr eingeschränkt bewegen und schnell war klar, dass er gegen den 16 Jahre älteren Dauerchampion keine Chance mehr auf den Sieg haben würde.

„Das war viel Pech für Carlos. Das Letzte, was du willst, sind Krämpfe oder körperliche Probleme zu bekommen. Ich fühle mit ihm und ich hoffe, er kommt schnell wieder zu hundert Prozent zurück“, sagte Djokovic im Siegerinterview auf dem Platz. „Gratulation an seinen Kampfgeist, er verdient Applaus. Wir waren beide physisch am Limit, ich habe mich auch nicht fit gefühlt. Es war ein enges Match bis zu seinem Krampf im dritten Satz. Von da an war es ein ganz anderes Match, ich habe versucht, fokussiert zu bleiben. Gegen Ende des zweiten Satzes war er der bessere Spieler. Ich bin sehr stolz, wieder im Finale zu sein“, fügte Djokovic hinzu.

Carlos Alcaraz (ESP) erhält eine medizinische Behandlung
Reuters/Lisi Niesner
Krämpfe haben Alcaraz gestoppt: Der Spanier musste sich mehrmals behandeln lassen

Der Serbe, der zum insgesamt 34. Mal in einem Grand-Slam-Endspiel steht, erinnerte im Siegerinterview auch an die prächtige Zukunftsperspektive von Alcaraz. „Er weiß, wie jung er ist. Er wird dieses Turnier noch viele, viele Male gewinnen.“ Der Halbfinal-Schlager zwischen Djokovic und Alcaraz war erst das zweite Duell der beiden. Das erste Aufeinandertreffen hatte der Spanier im vergangenen Jahr im Halbfinale von Madrid mit einem engen Dreisatzsieg für sich entschieden.

Fehlerhaftes Spiel zu Beginn

Djokovic fand gleich zu Beginn gut ins Spiel und brachte sein erstes Aufschlagspiel ohne Mühe durch. Alcaraz begann hingegen fehlerhaft, so nutzte Djokovic gleich seine erste Breakchance zum 3:1. Anschließend fand der Spanier zwar etwas besser ins Spiel, aber vor allem auf der Vorhand unterliefen ihm weiterhin viele Fehler. Doch auch Djokovic spielte nicht fehlerfrei, Alcaraz hatte beim Stand von 2:4 insgesamt drei Breakbälle, konnte diese allerdings nicht nutzen. Letztlich entschied der 22-malige Grand-Slam-Champion nach 59 Minuten den ersten Satz verdient mit 6:3 für sich.

Novak Djokovic (SRB)
Reuters/Clodagh Kilcoyne
Djokovic fand zu Beginn besser ins Spiel

Umkämpfter zweiter Satz

Der Beginn des zweiten Satzes verlief deutlich ausgeglichener. Das lag auch daran, dass Alcaraz stärker wurde und besser ins Spiel fand. Generell wurde die Partie hochklassiger, war aber immer wieder geprägt von Fehlern von beiden Spielern. Die erste Breakchance des zweiten Satzes hatte Alcaraz beim Stand von 4:3 aus Sicht des Spaniers. Diese vergab er aber mit dem nächsten Vorhandfehler. Nach einem Patzer von Djokovic am Netz hatte Alcaraz erneut eine Breakchance, welche er zum 5:3 nutzen konnte.

Direkt im Anschluss schaffte Djokovic nach einem umkämpften Aufschlagspiel das Rebreak und verkürzte auf 4:5. Hart umkämpft ging der zweite Satz weiter: Alcaraz führte 5:4 und 40:0, vergab aber drei Satzbälle, so holte sich Djokovic nach fünf Punkten in Folge den Spielgewinn zum 5:5. Mit einem Break zum 7:5 gewann Alcaraz schließlich doch den zweiten Satz, der 72 Minuten dauerte.

Carlos Alcaraz (ESP)
Reuters/Clodagh Kilcoyne
Alcaraz war am Ende des zweiten Satzes der bessere Spieler

Alcaraz mit körperlichen Problemen

Im dritten Satz hatte Alcaraz dann plötzlich mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Der Spanier hatte zunächst einen Krampf im Arm, dann im rechten Bein. Er konnte vorerst nicht weiterspielen und musste ein Medical Timeout nehmen. Da er dieses außerhalb einer Spielpause nehmen musste, verlor er laut Reglement das nachfolgende Spiel – das bedeutete Break von Djokovic zum 2:1. Alcaraz konnte sich kaum mehr bewegen, wollte aber nicht aufgeben.

Den dritten Satz entschied Djokovic somit ohne Mühe mit 6:1 für sich. Anschließend nahm der US-Open-Champion von 2022 erneut ein Medical Timeout und setzte abermals das Spiel fort. Doch der Körper spielte nicht mehr mit. Djokovic gewann den vierten Satz 6:1 und feierte damit seinen 20. Grand-Slam-Sieg in Folge. Sollte dem Serben auch der 21. Sieg gelingen und er damit die French Open gewinnen, wäre er der erste Spieler überhaupt, der alle vier Majors – Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open – zumindest dreimal gewonnen hat.

French Open in Paris

(Frankreich, Grand-Slam-Turnier, 49,6 Mio. Euro, Sand)

Herren-Einzel

Halbfinale:
Novak Djokovic (SRB/3) Carlos Alcaraz (ESP/1) 6:3 5:7 6:1 6:1
Casper Ruud (NOR/4) Alexander Zverev (GER/22) 6:3 6:4 6:0
Viertelfinal-Tableau:
Carlos Alcaraz (ESP/1) Stefanos Tsitsipas (GRE/5) 6:2 6:1 7:6 (7/5)
Novak Djokovic (SRB/3) Karen Chatschanow (RUS/11) 4:6 7:6 (7/0) 6:2 6:4
Casper Ruud (NOR/4) Holger Rune (DEN/6) 6:1 6:2 3:6 6:3
Alexander Zverev (GER/22) Tomas Martin Etcheverry (ARG) 6:4 3:6 6:3 6:4