„Es ist schon was Besonderes, vor allem, dass man es mal ins Team schafft, weil wir doch ein richtig starkes Team sind“, sagte Großschartner, der sich 2022 zum österreichischen Meister im Zeitfahren aufgeschwungen hatte. Die Motivation ist auch eine andere: „Das spornt schon an, wenn man für einen fahren kann, der wirklich die Tour gewinnen kann und der zu den Topfavoriten gehört.“
Das realisiert Großschartner sonst gar nicht so, weil er ja unentwegt mit dem Slowenen zusammenarbeitet. „Aber wenn ich zurückdenke, als ich 17 war und mir die Tour im Fernsehen angeschaut habe, als Sky dominiert hat. Und jetzt ist man da selber dabei, das ist eigentlich ganz cool.“

Großschartner weiß auch um die Tücken der ersten Etappen im Baskenland, ehe die Tour am dritten Tag nach Frankreich kommt. Am Mittwoch hat er mit dem Team die letzten 20 Kilometer der zweiten Tour-Etappe besichtigt. „Du gewinnst die Tour da nicht, aber du kannst sie halt verlieren.“ Kriterium seien nicht nur die Hügel. „Aber du fährst halt oft auf einer breiten Straße, dann geht’s rechts auf eine nur Einspurige – da ist es schon wichtig, dass man mit vorne ist und nicht in einen Sturz verwickelt ist und Zeit verliert.“
Kniffliges Thema: Abfahrten
Abfahrten sind eine andere Geschichte – erst recht, nach dem tödlichen Sturz des Schweizers Gino Mäder bei der Tour de Suisse. Allerdings gibt es persönliche Grenzen für den Oberösterreicher. „Ich habe mein eigenes Limit, vor allem bei Abfahrten. Ich fahre gut bergab, aber wenn ich das Gefühl hätte, das ist über meine Schwelle, dann fahre ich einfach um eine Spur langsamer.“ Das habe man so im Gespür.
Tour of Austria 2023 auf ORF Sport +
Parallel zur Tour de France gibt ab Sonntag auch wieder die Tour of Austria ihr Comeback.
Angst kennt er nicht vor der hohen Geschwindigkeit. „Eher, dass das Vorderrad wegrutscht.“ Dennoch ist das Thema Sicherheit schon lange ein großes. „Wir haben bei der Baskenland-Rundfahrt auch oft so Situationen gehabt, wo man auf der Hauptstraße gerade ins Ziel reinfahren hätte können. Aber nein, man fährt dann irgendwie die Nebenstraßen und nimmt noch drei Kurven mit. Da fragst du dich dann schon.“
Bei Abfahrten sei es besonders gefährlich, wenn sich das Feld beim Anstieg davor nicht aufgeteilt hat. „Wenn oben 130 Fahrer in die Abfahrt reingehen, und unten ist das Ziel, ist logisch, dass es Stürze gibt. Wenn sich einer verbremst, wirkt sich das wie eine Ziehharmonika aus. Irgendwo klescht es halt dann, das ist nicht richtig sinnvoll, dass man solche Ziele macht.“
Hoher Druck auf dem Team
Das Profileben habe sich durch den Wechsel von Bora zum UAE-Team für ihn nicht so verändert, aber seine Aufgabenstellung ist anders. „Bei Bora habe ich viele Rennen gehabt, wo ich auch auf mich fahren konnte, bei UAE habe ich auch meine Rennen, aber mit Tadej ist es ganz klar, dass das Team voll auf ihn aufgebaut ist. Aber es macht mir richtig Spaß. Man hat selbst ein bisserl weniger Druck, weil man nicht aufs eigene Ergebnis fährt.“
Allerdings ist der Gesamtdruck auf das Team mit einem Pogacar hoch. „Bei der Tour spürst bei uns halt schon, dass ein zweiter Platz eine Niederlage ist. Das ist irgendwie auch logisch.“ Pogacar wird nach seiner Handgelenksverletzung laut Großschartner übrigens keine Manschette benötigen, sondern mit einem Tape fahren.
Genaue Aufgabenteilung
Für seinen berühmten Teamkollegen könnte es dieses Jahr also wieder klappen. Im Vorjahr waren einige seiner Teamkollegen wegen CoV davor angeschlagen. Dieses Jahr sei die Vorbereitung „richtig gut“ gewesen, Großschartner war drei Wochen auf Höhentraining in der Sierra Nevada, dann war die Dauphine und danach ein Kurs in Sestriere.
Großschartners genaue Aufgabe bei der Tour: „Ich bin eigentlich der, der bis zum letzten Berg Tempo macht, wenn schwere Etappen sind. Für das absolute Finale haben wir den Adam Yates und Rafa Majka, ich mach so die Arbeit davor mit dem Marc Soler, das ist der Plan.“