Enttäuschung von Andreas Gruber (Austria Wien)
GEPA/Oliver Lerch
Bundesliga

Austria findet keinen Weg aus Misere

Die Wiener Austria verirrt sich immer tiefer im Sumpf – sowohl sportlich als auch finanziell. Nach der 1:2-Niederlage in der Admiral Bundesliga am Sonntag in Altach steht für die „Veilchen“ der schlechteste Saisonstart seit 17 Jahren zu Buche. Die Suche nach einem Ausweg aus der Krise gestaltet sich bei der Austria immer schwieriger.

Bei der Niederlage am Sonntag in Altach vergab die Mannschaft von Michael Wimmer neuerlich eine frühe Führung viel zu leichtfertig und sah sich auch bei den Entscheidungen des Schiedsrichters nicht vom Glück verfolgt. „Es ist gerade nicht so einfach, alles zu verdauen“, sagte Sportdirektor Manuel Ortlechner nach dem sechsten Ligaspiel in Folge ohne Sieg.

Der bisher einzige Erfolg in der Bundesliga – ein 2:0 gegen Austria Lustenau – datiert vom 6. August. Das bis dato letzte Erfolgserlebnis war vier Tage später der 2:1-Auswärtssieg in der Conference-League-Quali bei Legia Warschau. Mit nur fünf Punkten und sechs erzielten Toren nach acht Runden rangiert die Austria nur auf Rang zehn – so schlecht stand der Club zuletzt 2006 da, als nach dem angekündigten Stronach-Ausstieg die Mannschaft verbilligt worden war. „Es sind nicht die Ansprüche der Austria, die Austria gehört weiter nach oben. Da brauchen wir Punkte, und das schaffen wir zurzeit nicht“, sagte Trainer Wimmer.

Altach verschärft Krise der Austria

Der SCR Cashpoint Altach hat am Samstag in der Admiral Bundesliga nach frühem Rückstand einen 2:1 (2:1)-Heimsieg über die Austria gefeiert und die Krise der Wiener noch verschärft. Während die Vorarlberger weiter voll im Rennen um einen Platz in der Meistergruppe sind, rutschten die „Veilchen“ auf den zehnten Rang ab.

„Brutale Enttäuschung“ in Violett

In Altach konnte sich die gebeutelte Mannschaft nur kurz über die Führung durch Johannes Handl (5.) freuen, nach einer Viertelstunde hatte Altach die Partie gedreht. Trotz des über weite Strecken gefälligen Spiels traten die Wiener die Heimreise ohne Punkte an. „Ich bin brutal enttäuscht. Wir kommen gut ins Spiel rein und gehen in Führung. Ich dachte, jetzt geht ein Ruck durch die Mannschaft und wir ziehen das Spiel jetzt durch. Aber dann kriegen wir zwei einfache Gegentore, und das Spiel nimmt seinen Lauf. Wenn man jedes Spiel zwei Tore kriegt, wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, so Wimmer.

Trainer Michael Wimmer (Austria Wien) gestikuliert an der Seitenlinie
GEPA/Oliver Lerch
Wimmer haderte im „Ländle“ nicht nur mit den eigenen Fehlern, sondern auch mit den Schiedsrichtern

Dazu kamen vier Strafraumszenen, die allesamt gegen die Austria entschieden wurden. Einen Handelfmeter nach VAR-Check verwertete Mike Bähre zum Altacher Siegestreffer (15.), bei einer Attacke an Hakim Guenouche zeigte Schiedsrichter Sebastian Gishamer trotz VAR überraschend nicht auf den Punkt (34.), ein Handspiel von Atdhe Nuhiu wurde weder geahndet noch von Gishamer überprüft (40.). Und dann wurde auch noch ein Gruber-Tor nach VAR-Check wegen Handspiels nicht gegeben (77.).

„Es waren heute zwei Elfmeter für uns. Das darf ich heute auch einmal sagen“, meinte der Austria-Trainer. Selbst sein Gegenüber Joachim Standfest gestand: „Wenn er einen Elfer pfeift, regen wir uns auf, es wäre aber okay gewesen.“ „Alle Entscheidungen fielen gegen uns aus. Das müssen wir akzeptieren, ganz verstehen kann ich es aber nicht“, sagte auch Ortlechner, der für seine Spieler aufbauende Worte statt harter Kritik fand. „Man muss der Mannschaft Lob aussprechen, auch wenn es jetzt pervers klingt. Wir haben eine richtig gute Leistung gebracht.“

Ähnlich sah es Dominik Fitz. „Wir waren über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft, haben dominiert. Es schaut blöd aus, aber wie wir heute gespielt haben, war nicht schlecht“, sagte der Offensivspieler. Trotzdem war Fitz der Ärger und Frust über den bisherigen Saisonverlauf anzusehen. „Wir verschenken Tore, und das müssen wir schleunigst abstellen. Sonst wird das eine sehr, sehr schwere Saison“, sagte der 24-Jährige mit Hinweis auf das Wechselbad der Gefühle in der ersten Viertelstunde in Altach.

Zwangsoptimismus vor Derby

Mitten in der schweren Krise wartet nun ausgerechnet der Erzrivale. Am kommenden Sonntag (17.00) steigt daheim in Favoriten das Derby gegen Rapid. Die Zuversicht, dass ausgerechnet im Wiener Prestigeduell ein Befreiungsschlag gelingt, ist bei den Spielern trotz der jüngsten Talfahrt ungebrochen. „Wir müssen schauen, dass wir zielstrebiger vors Tor kommen und als Mannschaft besser verteidigen. Ich bin guter Dinge, dass wir das nächste Woche besser machen“, meinte Fitz. Auch Sportdirektor Ortlechner bleibt optimistisch: „Wir schauen, dass wir wieder eine gute Leistung bringen, dann wird sich bald wieder ein Sieg einstellen. Ich habe keine Sorge, dass wir das Ruder nicht herumreißen.“

Ganz anders als in Favoriten ist die Gemütslage in Altach. Die Vorarlberger verbesserten sich in der Tabelle auf Rang sechs und halten mit elf Punkten aus acht Runden beim besten Saisonstart seit sechs Jahren. „Wir haben einen guten Saisonstart hinter uns, aber so wie heute auch noch viel Luft nach oben“, sagte Standfest. Der Altacher Coach sah einen „absolut dreckigen Sieg“ und war mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden. „Aber am Ende fragt keiner danach. Es sind drei Punkte, die extrem wichtig sind“, meinte Standfest.