Medaillen der Olympischen Spiele in Tokio
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Hintergrund

Österreichs heißeste Aktien auf Edelmetall

Wie vor allen Olympischen Spielen stellt sich auch vor Tokio die Frage nach der potenziellen Medaillenausbeute der österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nachdem das ÖOC-Team vor fünf Jahren in Rio de Janeiro mit einmal Bronze im Segeln zurückkehrte, erhofft man sich in Japan eine leichte Steigerung. Österreich ist in Tokio mit 75 Aktiven vertreten, einige von ihnen dürfen sich durchaus Hoffnungen auf Medaillen machen.

Vor allem auf dem Wasser könnte Edelmetall für die rot-weiß-roten Sportler zu holen sein, da die Segler traditionell zu den Podestanwärtern zählen. Aber auch in weiteren Sportarten könnte einiges möglich sein, wie etwa in der Leichtathletik mit Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger. Insgesamt entsendet das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) ein schlagkräftiges Team, und wie immer gilt: neue Spiele, neues Glück.

Badminton: Der im Einzel antretende Luka Wraber hat bei der Auslosung eine ganz schwierige Dreiergruppe erwischt. Ein Matchsieg bei dem Turnier im Musashino Forest Sport Plaza wäre ein Erfolg. Auf dem Weg nach Tokio nahm er an 27 Weltturnieren teil und steckte eine Operation an der Schulter weg. Es gab bisher noch keine Medaille im Badminton für Österreich.

Der österreichische Badminton-Spieler Luka Wraber
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Luka Waber kämpft in Tokio in einer schwierigen Gruppe um ein passables Abschneiden

Gewichtheben: Sarah Fischer (+87 kg) und Sargis Martirosjan (+109 kg) werden im Tokyo International Forum um die Medaillen keine Rolle spielen. Persönliche Bestleistungen müssen daher das Ziel sein. Allerdings laborierte Fischer zuletzt an einer CoV-Infektion. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 1936 in Berlin mit Leichtgewicht-Gold für Robert Fein.

Golf: Der auf der US-Tour spielende Sepp Straka sowie die in der Regel auf der European Tour abschlagenden Matthias Schwab und Christine Wolf – schon ihre zweiten Spiele – nehmen die vier Runden im Kasumigaseki Country Club in Angriff. Alles ist möglich, Prognosen sind schwierig. Golf feierte erst 2016 in Rio nach mehr als einem Jahrhundert sein Comeback im Zeichen der Fünf Ringe. Medaille für Österreich gab es noch keine.

Judo: Von den sechs Vertreterinnen und Vertretern haben Magdalena Krssakova (bis 63 kg/Silber EM 2020), Bernadette Graf (bis 78 kg/Bronze EM 2021) und Michaela Polleres (bis 70 kg/Bronze WM 2021) bei den jüngsten drei Großveranstaltungen jeweils eine Medaille gewonnen. Stephan Hegyi (über 100 kg) und Shamil Borchashvili (bis 81 kg) wollen überraschen, Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) am liebsten glanzvoll ihre Karriere beenden.

Eine Medaille für den ÖJV wäre ein Erfolg. Die Auslosung wird eine große Rolle spielen, nur Polleres ist im Nippon Budokan gesetzt. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2008 in Peking mit Silber für Ludwig Paischer.

Judoka Michaela Pollares
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Als WM-Dritte zählt Michaela Polleres auch bei Olympia zu den Anwärtern auf eine Medaille

Kanu: Im Sea Forest Waterway treten im Flachwasser-Sprint Viktoria Schwarz und Ana Roxana Lehaci über 500 m im Kajak alleine und gemeinsam an. Der Fokus liegt auf dem Zweier, realistisch ist der Finaleinzug. Im Wildwasser-Slalom will sich Viktoria Wolffhardt nach einer schwierigen Zeit beweisen, Kajak-Kollege Felix Oschmautz und Nadine Weratschnig beim Olympiadebüt des Canadier-Einers sind im Kasai Canoe Slalom Centre sind dafür deutlich aussichtsreichere Kandidaten.

Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2008 in Peking mit Bronze im Wildwasser-Slalom für Violetta Oblinger-Peters. Im Flachwasser waren zuletzt 1968 in Mexiko-Stadt Gerhard Seibold/Günther Pfaff (K2/1.000 m) mit Bronze erfolgreich.

Karate: Bei der Olympiapremiere dieser Kampfsportart vertritt Bettina Plank Österreichs Farben. Normalerweise in der Klasse bis 50 kg unterwegs, muss sie bei den Sommerspielen wegen der Kategorisierung in jener bis 55 antreten. Gegen die größeren und athletischeren Gegnerinnen wird es schwierig, aussichtslos ist Plank im Nippon Budokan aber nicht.

Klettern: Als Weltmeister 2018 und Silbermedaillengewinner 2019 im Kombinations-Bewerb im olympischen Format zählt Boulder- und Vorstieg-Spezialist Jakob Schubert auch bei Olympia zu den Medaillenanwärtern. Mit Jessica Pilz hat es auch eine Athletin aus Österreich geschafft, beim Olympiadebüt dieser Sportart im Aomi Urban Sports Park dabei zu sein, allerdings machte ihr zuletzt eine Fingerverletzung zu schaffen.

Kletterer Jakob Schubert
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Jakob Schubert hat das Potenzial, bei der Olympiapremiere gleich auf das Podest zu klettern

Leichtathletik: Eine Medaille ist das realistische Ziel von Weißhaidinger im Olympiastadion, im Siebenkampf der Frauen zählen die ebenfalls bei der WM 2019 mit Bronze erfolgreiche Verena Mayr sowie Ivona Dadic zum erweiterten Kreis auf einen Topplatz. Weitere Erfahrung auf dem großen internationalen Parkett sammeln dürfen Victoria Hudson (Speer), die Finalchancen hat, und Susanne Walli (400 m). Auch für die Marathonläufer Lemawork Ketema und Peter Herzog geht es in Sapporo um einen guten Auftritt. Die bisher letzte Medaille gab es 2000 in Sydney mit 800-m-Silber für Stephanie Graf.

Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger
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Gelingt ein Wurf nach Wunsch, ist für Lukas Weißhaidinger eine Medaille mehr als realistisch

Moderner Fünfkampf: Der 24-jährige Gustav Gustenau ist einer der Jüngsten im Teilnehmerfeld im Musashino Forest Sport Plaza und Tokyo Stadium. Es ist der Abschied vom alten Format, in drei Jahren in Paris fällt die Medaillenentscheidung in neunzig Minuten. Es gab bisher noch keine Medaille im Modernen Fünfkampf für Österreich.

Radsport: Für das Straßenrennen auf dem äußerst anspruchsvollen Kurs mit Start und Ziel im Musashinonomori Park wurden mit Patrick Konrad, Gregor Mühlberger und Hermann Pernsteiner bewusst drei gute Kletterer nominiert. Nach seinem Tour-de-France-Etappensieg schielt besonders Konrad auf den nächsten Coup. Weniger aussichtsreich wird er im Fuji International Speedway im Zeitfahren sein. Im Frauen-Straßenrennen käme ein vorderer Platz für Anna Kiesenhofer unerwartet.

Dem Bahn-Duo Andreas Müller/Andreas Graf muss im Madison die Taktik aufgehen, um vorne zu landen. Müller tritt im Izu Velodrome auch im Omnium an. Auf dem Izu MTB Course der Mountainbiker ist Laura Stigger für eine Überraschung gut. Maximilian Foidl darf Erfahrung sammeln. Die bisher letzten und einzigen Medaillen für Österreich gab es 1896 in Athen mit einmal Gold und zweimal Bronze für Adolf Schmal (Bahn).

Der österreichische Radprofi Patrick Konrad
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Patrick Konrad kommt nach seinem Siegescoup bei der Tour de France mit viel Selbstvertrauen nach Tokio

Reiten: Österreich wird im Equestrian Park in der Dressur mit Victoria Max-Theurer/Abegglen, Florian Bacher/Fidertraum und Christian Schumach/Te Quiero sowie in der Vielseitigkeit mit Lea Siegl/Fighting Line und Katrin Khoddam-Hazrati/Cosma vertreten sein. Für das Dressurteam ist die Teilnahme am Finale der Top Acht möglich, mit Abegglen verfügt Max-Theurer bei ihrer fünften Olympiateilnahme wieder über ein Toppferd. Die bisher letzte Medaille für Österreichs Reiter insgesamt gab es 1992 in Barcelona mit Silber für das Springreiter-Team.

Rudern: Rio-Finalistin Magdalena Lobnig ist für eine Medaille gut. Im Sea Forest Waterway herrschen häufig schwierige Bedingungen, das kommt der Kärntnerin entgegen. Louisa Altenhuber/Valentina Cavaller streben im Leichtgewichts-Doppelzweier das Semifinale an, die Top Ten gelten für die beiden als Traumziel. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 1992 in Barcelona mit Silber für den Doppelzweier Arnold Jonke/Christoph Zerbst.

Ruderin Magdalena Lobnig
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Seit fast 30 Jahren gab es für Österreich keine Ruder-Medaille, Michaela Lobnig möchte das ändern

Schießen: Das Schützenteam ist durch Martin Strempfl (Luftgewehr) und Sylvia Steiner (Luftpistole, 25-m-Pistole) vertreten. Finaleinzüge liegen auf der Asaka Shooting Range im Bereich des Möglichen. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2004 in Athen mit Bronze durch Christian Planer im Kleinkaliber-Dreistellungsmatch.

Schwimmen: Vizeeuropameister Felix Auböck zählt im Tokyo Aquatics Centre über 400 m Kraul zum größeren Kreis der Medaillenanwärter. Das Finale sollte in jedem Fall drinnen sein, auch Lena Grabowski über 200 m Rücken könnte das bei einer weiteren Steigerung schaffen. Für Bernhard Reitshammer vor allem über 200 m Lagen, Simon Bucher über 100 m Delfin und Christopher Rothbauer über 200 m Brust wäre ein Semifinale das Optimum. Für Langstrecken-Kraulerin Marlene Kahler geht es jeweils direkt ins Finale, da werden die Trauben zu hoch hängen. Sprint-Krauler Heiko Gigler muss ein für ihn perfektes Rennen erwischen, um eventuell aufzusteigen.

Im Synchronschwimmen haben Eirini-Marina und Anna-Maria Alexandri heuer sehr stark aufgezeigt, bei entsprechender Bewertung könnte es auf Rang fünf oder sogar vier gehen. Für eine Medaille dürfte es diesmal aber noch nicht reichen. Die bisher letzte Schwimmmedaille Österreichs gab es 2008 in Peking mit Bronze für Mirna Jukic über 100 m Brust.

Segeln: Aussichtsreichstes Boot ist der 49er mit Benjamin Bildstein/David Hussl, aber auch Thomas Zajac/Barbara Matz (Nacra 17 Foiling) und Tanja Frank/Lorena Abicht (49er FX) haben Medal-Race-Potenzial. Mitentscheidend wird sein, wie schnell sich die Duos wieder an die Bedingungen in Enoshima gewöhnen. 2019 trainierte man das bisher letzte Mal im Olympiarevier. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2016 in Rio mit Bronze durch Zajac/Frank im Nacra17.

Die Segler Benjamin Bildstein und David Hussl
GEPA/Mathias Mandl
Benjamin Bildstein/David Hussl könnten die Tradition österreichischer Medaillen im Segeln fortsetzen

Skateboard: Die WM-28. Julia Brückler hat es beim Olympiadebüt dieser Sportart in den Street-Bewerb geschafft. Allerdings kommt ihr das Design im Ariake Urban Sports Park nicht wirklich entgegen.

Tennis: Das Doppel Philipp Oswald/Oliver Marach schlägt im Arike Tennis Park für den gemeinsamen Erfolg auf. Die Routiniers sind Außenseiter, aber gerade im Doppel geht es viel nach der Tagesverfassung und nicht immer nach der Papierform. Die bisher einzige Medaille für Österreich gab es 1912 in Stockholm mit Doppel-Silber für Felix Pipes/Arthur Zborzil.

Tischtennis: Österreichs Team tritt im Tokyo Metropolitan Gymnasium mit dem vollen Kontingent von sechs Aktiven an. Sehr entscheidend wird in jedem Fall die Auslosung sein. Abgesehen davon haben Sofia Polcanova/Stefan Fegerl im neuen Olympiabewerb Mixed die besten Chancen. Für einen Medaillengewinn müsste aber sehr viel passen, ebenso im Frauen-Team mit Polcanova, Liu Jia und Liu Yuan.

Polcanova ist von Rot-Weiß-Rot im Einzel am höchsten einzuschätzen, es fehlt ihr nach im Frühjahr durchgeführten Operationen aber etwas an Matchpraxis. Zudem ist bei ihren sechsten Spielen Liu Jia für das Einzel vorgesehen, ebenso wie Robert Gardos und Daniel Habesohn. Es gab bisher noch keine Tischtennis-Medaille für Österreich.

Tischtennisspielerin Sofia Polcanova
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Angesichts der asiatischen Dominanz steht Sofia Polcanova in Tokio vor einer schwierigen Aufgabe

Triathlon: Im Odaiba Marine Park ist Österreich mit zwei Frauen und zwei Männern vertreten. Julia Hauser, Lisa Perterer, Lukas Hollaus und Luis Knabl werden auch bei der Premiere des Mixed-Bewerbs dabei sein. Für Medaillen im Einzel müsste schon alles zusammenpassen. Es wird auch davon abhängen, wer mit der hohen Luftfeuchtigkeit am besten zurechtkommt. Die bisher einzige Medaille gab es 2004 in Athen mit Gold für Kate Allen.

Turnen: Elisa Hämmerle geht auf ein gutes Mehrkampf-Ergebnis los, für das Finale der Top 24 muss ihr ein perfekter Wettkampf im Ariake Gymnastics Centre gelingen. Die bisher einzigen Medaillen gab es 1904 in St. Louis mit zweimal Gold (Turnen/Mehrkampf und Mannschaft) sowie einmal Silber (Neunkampf) für Julius Lenhart.