Olympische Ringe vor dem Olympiastadion in Tokio
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Hintergrund

Die Sommerspiele in Tokio von A bis Z

Mit einem Jahr Verspätung werden am Freitag die XXXII. Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio eröffnet. Eigentlich hätte in Japans Hauptstadt schon vor einem Jahr im Zeichen der fünf Ringe um olympisches Edelmetall gekämpft werden sollen, die Pandemie machte den Sportlern allerdings einen Strich durch die Rechnung. Das Coronavirus ist auch 2021 allgegenwärtig, dennoch will Tokio einen würdigen Rahmen bieten. Vor der Eröffnung gibt es einiges, was man über die Spiele in Japans Hauptstadt wissen sollte.

A – Asien: Zum vierten Mal finden Olympische Sommerspiele in Asien statt. Tokio war bereits 1964 Austragungsort, es folgten 1988 Seoul und 2008 Peking. Tokio war auch 1940 vorgesehen, die Spiele fielen wegen des Krieges aus.

B – Betten: Im olympischen Dorf schlafen die Athletinnen und Athleten in Betten, die aus stabilem Karton gebaut, nach Belieben verlängerbar und individuell anpassbar sind. Für die speziellen Matratzen gibt es eine App zum Regulieren des Härtegrades. Nach den Spielen werden die Wohneinheiten im Dorf verkauft, ein neues Wohnviertel entsteht.

Olympisches Dorf in Tokio
Reuters/Akio Kon
Das olympische Dorf wird 18.000 Athleten und Offizielle in insgesamt 3.800 Apartments beheimaten.

C – Coronavirus: Wegen der Pandemie wurden die Spiele von 2020 auf 2021 verschoben, behielten aber ihre Jahreszahl. Durchgeführt werden sie unter strengen Richtlinien, um eine Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Zu den Maßnahmen zählt der Ausschluss von Zuschauern in den Stadien, Arenen und Hallen. Ein Milliardenpublikum wird bei den reinen Fernsehspielen aber weltweit vor den TV-Geräten sitzen.

D – Doping: Bei den Olympischen Spielen in Tokio wird das umfassendste Anti-Doping-Programm umgesetzt, das es je gab. Verantwortlich für die Kontrollen ist die International Testing Agency (ITA), eine unabhängige Organisation, die Anti-Doping-Programme für internationale Sportverbände, Großveranstalter und Anti-Doping-Organisationen durchführt. Die Dopingproben werden bis zu zehn Jahre zur nachträglichen Analyse mit moderneren Methoden eingelagert.

E – Einnahmen: Der olympische Sport ist stark abhängig von der Abhaltung dieser Spiele. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schüttet Einnahmen von Übertragungsrechten und Sponsoren an die Nationalen Olympischen Komitees und internationalen Fachverbände aus.

F – Fahnenträger: Erstmals ist es erlaubt, dass zwei Personen als Fahnenträger für ein Land einmarschieren. Das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) wählte die Segler Tanja Frank und Thomas Zajac, die 2016 bei den Spielen in Rio mit Bronze im Nacra 17 die einzige Medaille für Österreich holten. In Tokio treten sie mit anderen Partnerinnen in unterschiedlichen Klassen an.

G – Gold: Das Edelmetall für die rund 550 Gramm schweren Medaillen stammt aus nicht mehr genutzten elektronischen Geräten, die landesweit gesammelt wurden. Auf den Recycling-Plaketten in Gold, Silber und Bronze ist die Siegesgöttin Nike zu sehen.

H – Horyuji-Tempel: Der 1.300 Jahre alte buddhistische Tempel in Ikaruga in der Präfektur Nara ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Auf seinem Gelände befinden sich die ältesten erhaltenen Holzgebäude der Welt. Er steht in Verbindung zum neuen Olympiastadion in Tokio, in dem die Eröffnungs- und Schlussfeier, Leichtathletikbewerbe und Fußballfinalspiele stattfinden. Mit fast 2.000 verarbeiteten Kubikmetern Zedernholz ist das eine Hommage an die Pagode des Tempels.

Horyuji-Tempel
AP/The Yomiuri Shimbun/Naoya Azuma
Auf dem Gelände des Horyuji-Tempel befinden sich die ältesten erhaltenen Holzgebäude der Welt

I – Impfung: IOC und Organisationskomitee haben Verträge über die Zurverfügungstellung von Zigtausenden Impfstoffdosen geschlossen. Damit sollte im Vorfeld möglichst vielen Sportlern, Delegationsmitgliedern und freiwilligen Helfern eine Impfung ermöglicht werden. 83 Prozent der österreichischen Athletinnen und Athleten sind geimpft, wie in vielen Ländern gab es eine nationale Initiative.

J – Judo: „Der sanfte Weg“ hat seinen Ursprung in Japan und entstand aus der Kampfkunst des Jiu-Jitsu. Die olympische Premiere feierte Judo 1964 in Tokio. Gewertet wird mit Waza-ari und Ippon – Letzteres bedeutet das sofortige Ende des Kampfes.

K – Karate: Ein kurzes olympisches Vergnügen bekommen die Karatekas, denn die neue Sportart fällt bereits 2024 in Paris wieder raus. Es liegt an Bettina Plank, die Premiere für Österreich unvergesslich zu machen. Neu und längerfristig mit dabei sind auch Klettern und Skateboard, wo es jeweils und teils vielversprechende österreichische Beteiligung gibt.

L – Leinen: Die österreichischen Sportlerinnen und Sportler haben bei der Einkleidung wieder Lederhosen bekommen. Waren diese in Rio de Janeiro aber noch aus Ziegenvelours, wurde heuer aufgrund der klimatischen Bedingungen Leinen als Material verwendet.

M – Miraitowa: Das Maskottchen hat große Kulleraugen und ist in Dunkelblau-Weiß gehalten. Der Name setzt sich aus den Wörtern „Mirai“, was Zukunft bedeutet, und „Towa“, das Ewigkeit heißt, zusammen. Das zweite Maskottchen heißt „Someity“ und erinnert mit seinen Farben Weiß und Rosa an die japanische Kirschblüte.

Miraitowa, das Maskottchen der Olympischen Spiele in Tokio, neben buddhistischen Mönchen
APA/AFP/Kim Kyung-Hoon
Das Design der Maskottchen setzte sich in einem Wettbewerb gegen 2.042 andere Vorschläge durch

N – No-Go: Es gibt zahlreiche Benimmregeln in Japan, wie wir sie hierzulande nicht kennen. Eine besagt, dass man in der Wohnung nicht mit den Hauspatschen in das als „unrein“ geltende WC gehen darf. Es stehen oftmals eigene Toilettenschuhe vor der Tür. Der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit ist tabu, ebenso sollte man sich vor anderen nicht die Nase putzen oder niesen.

O – Olympionike: Nur wer bei Olympia auch eine Goldmedaille gewinnt, darf sich Olympionike nennen. Im österreichischen Team befindet sich 2021 kein Athlet mit diesem Status. Der ÖOC-Tross muss dennoch nicht auf Know-how höchster Güte verzichten: Chef de Mission Christoph Sieber gewann 2000 in Sydney Surfgold, Roman Hagara wurde 2000 und 2004 in Athen Tornado-Olympiasieger.

P – Penalty: Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) eröffnete zwei Büros in Tokio. Die Ad-hoc-Kommission soll zum einen Rechtsstreitigkeiten rasch klären, zum anderen wird auch eine eigene Abteilung für Anti-Doping-Angelegenheiten eingerichtet.

Q – Quarantäne: Die Pferde für die Reitbewerbe mussten bereits vor der Reise nach Japan in Quarantäne, um das Einschleppen von Seuchen zu verhindern. Für die Menschen gilt wegen des Coronavirus eigentlich eine zweiwöchige Isolation nach der Landung, das wurde für die an Olympia beteiligten Personen aber in eine „Soft-Quarantäne“ umgewandelt. Mit triftigen Gründen und Freitesten darf man sofort seine Arbeit aufnehmen, muss aber zwei Wochen lang strikte Regeln befolgen.

R – Reiwa: „Schöne Harmonie“ heißt die Zeit, die mit der Inthronisierung von Tenno Naruhito 2019 begann. Die Reiwa-Zeit endet mit Tod oder Abdankung des Kaisers.

S – Sushi: Wer glaubt, er weiß, wie Sushi schmecken, der war noch niemals in Japan. Der rohe Fisch, umhüllt von Reis und Algenblättern mit seinen Hunderten Ausführungsmöglichkeiten ist in Nippon praktisch in jedem Take-away ein Gaumenschmaus.

T – Transgender: Die 43-jährige Neuseeländerin Laurel Hubbard ist die erste Transgender-Athletin, die an Olympischen Spielen teilnehmen wird. Die Gewichtheberin hieß früher Gavin und ließ ihr Geschlecht 2012 operativ ändern.

Gewichtheberin Laurel Hubbard (Neuseeland)
Reuters/Paul Childs
Die Gewichtheberin Laurel Hubbard ist die erste Transgender-Athletin, die an Olympischen Spielen teilnimmt

U – Umwelt: Zehn Jahre nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima wurde dort nicht nur die olympische Flamme entzündet, auch Wettkämpfe werden in der Präfektur ausgetragen. Die Gegend wird vom japanischen Umweltministerium als sicher eingestuft, Zweifel daran bestehen aber. Trotz Protesten aus China und Südkorea will Japan mehr als eine Million Tonnen kontaminiertes Wasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk ins Meer leiten.

V – Volunteers: Insgesamt 80.000 freiwillige Helfer hätten bei den Olympischen Spielen dabei sein sollen, rund 10.000 davon sprangen vor allem wegen der Coronavirus-Unsicherheiten ab. Ausländische Volunteers sind nicht zugelassen.

W – Wetter: Temperaturen jenseits der 30 Grad sind in Tokio im Juli und August keine Seltenheit. Die Hitze in Kombination mit einer hohen Luftfeuchtigkeit macht die Bedingungen für alle, die im Freien um Medaillen kämpfen, schwierig. Die Regenperiode nähert sich dem Ende, aber gleichzeitig beginnt die Zeit der Taifune. Das könnte die Segelbewerbe in Enoshima beeinträchtigen.

X – X-Chromosom: Mit einem Frauenanteil von 48,8 Prozent in Tokio hat das IOC den Plan nach einem numerischen Gleichgewicht zwischen Athletinnen und Athleten fast erreicht. Auf dem Weg dorthin half auch die Einführung neuer Mixed-Bewerbe. Deren insgesamt 18 scheinen im Programm auf, dafür mussten teils Männer-Entscheidungen weichen. Das ÖOC bietet mit einem Verhältnis von 39:36 zum zweiten Mal in der Geschichte mehr Frauen auf.

Y – Yen: Ist die offiziellen Währung in Japan, die 1871 nach dem Vorbild europäischer Währungen eingeführt wurde. Rund 132 Yen entsprechen einem Wert von einem Euro.

Z – Zierfische: Bei vielen Österreichern schwimmen sie daheim im Gartenteich, die in allen Farben schillernden Kois. Diese japanischen Zierfische stammen aus der Familie der Karpfen und heißen eigentlich Nishikigoi. Das bedeutet übersetzt Brokat-Karpfen. Das bisher teuerste Exemplar, ein zehn Jahre alter und ein Meter großer Kohaku, soll für die Rekordsumme von 1,5 Millionen Euro den Besitzer gewechselt haben.