Dressurreiterin Victoria Max-Theurer (Österreich) auf Abegglen FH NRW
GEPA/Christian Moser
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Dressur-Equipe gibt Olympiacomeback

Nach Rang acht 2004 in Athen hat sich Österreichs Dressurteam erstmals wieder für Olympische Spiele qualifiziert. Die Top Acht sind auch dieses Mal das Ziel, das gleichbedeutend mit dem Finaleinzug wäre. Zudem darf sich Victoria Max-Theurer bei ihrer fünften Teilnahme im Zeichen der Fünf Ringe Hoffnungen auf den Aufstieg im Einzel machen, ihr Abegglen ging in der Generalprobe bravourös.

Österreichs Dressur-Reiter kommen im Grand Prix bei den Olympischen Spielen an unterschiedlichen Tagen zum Einsatz. Den Auftakt macht am Samstag Victoria Max-Theurer mit ihrem Abegglen. Sie sind in Gruppe B die neunte Paarung, also die insgesamt 18. nach 10.00 Uhr (MESZ). Die Gruppen D bis F folgen am Sonntag, also mit Christian Schumach mit Te Quiero (D) und Florian Bacher mit Fidertraum (E). Die Ritte zählen sowohl für den Team- als auch den Einzel-Bewerb. Die besten zwei Athleten oder Athletinnen jeder Gruppe sowie insgesamt sechs weitere mit dem nächstbesten Score kommen im Einzel-Bewerb weiter.

Für Max-Theurers elfjährigen Westfalen-Wallach Abegglen, der nach der Schweizer Fußballerlegende Max Abegglen benannt ist, sowie den zehnjährigen Holsteiner Te Quiero von Schumach ist es das erste Antreten bei einem Championat, der von Bacher gerittene zwölfjährige Oldenburger Fidertraum war schon bei der EM 2019 in Rotterdam am Start.

Max-Theurer, die Abegglen im Vorjahr als eines der talentiertesten deutschen Pferde übernommen hatte, freute sich Mitte Juni in Achleiten über die mit 83,01 Prozentpunkten bewertete Kür. Um in Tokio diese letzte Phase zu erreichen, wird sie zuerst ungefähr 74 Prozent im Grand Prix benötigen, um unter die besten 18 Einzelreiter zu kommen. Beim Best-Score von 75,804 Prozent ist das kein abwegiger Gedanke.

„Ein ganz tolles Pferd“

„Abegglen ist ein ganz tolles Pferd, wir sind erst seit Jänner 2020 ein Paar. Wir lernen uns immer besser kennen, haben schon tolle Ergebnisse gehabt“, sagte die von der Weltranglistenersten Isabell Werth trainierte Oberösterreicherin.

Das erste „große Ziel“ ist das Achtelfinale mit der Mannschaft. „Es wäre sehr schön, wenn wir darunter wären, es hängt alles von der ersten Prüfung ab. Die Qualifikation war ein großer Erfolg, nun wollen wir das Beste draus machen“, sagte Max-Theurer. Es sei alles sehr offen, man könne keine Prognosen treffen. „Mein Fokus ist, mich bestmöglich auf den Grand Prix vorzubereiten. Wir sind zwei Lebewesen, es kann auch immer wieder mal was schiefgehen“, so die 35-Jährige.

Bacher mit Fidertraum

Mit dem Steirer Bacher setzte sich auch ein Ehemaliger der spanischen Hofreitschule bei der österreichischen Sichtung durch. 18 Jahre war er Bereiter in der ältesten Reitschule der Welt, ehe er sich 2018 selbstständig machte. Wegbegleiter ist der britische Dressurreiter Carl Hester, der 2012 mit Großbritannien Mannschaftsolympiasieger war. Fidertraum ist seit acht Jahren im Besitz von Bachers Frau. „Sie hat ihn mit vier gekauft und ihn mir netterweise zur Verfügung gestellt.“

Fidertraum sei „sehr willig und arbeitseifrig“. Dass er Talent für den Grand Prix hat, habe sich im Training früh herauskristallisiert. „Im Viereck ist er sehr verlässlich“, erzählte Bacher. „Die Top Acht sind überhaupt nicht unmöglich, wir haben da ganz realistische Chancen. Wir konnten alle drei unsere Leistungen mit wirklich sehr guten Punkten immer steigern“, ist auch er vom möglichen Erfolg überzeugt.

Te Quiero noch unerfahren

Dritter im Bunde ist der Kärntner Schumach, dessen Pferd Te Quiero ein Sohn des legendären Totilas ist und seiner Schülerin Franziska Fries gehört. „Sie war auch selbst im Olympia-Perspektivkader. Dann hat sie ein Baby erwartet, und ich habe das Pferd in der Karenzzeit übernommen. Da das so gut funktioniert hat, hat sie dankenswerterweise gesagt, ich soll es probieren, wenn ich das Gefühl habe, dass das mit Tokio passt. Jetzt haben wir das hinbekommen.“

Te Quiero sei erst sechs Grands Prix in seinem Leben gelaufen. „Wir haben nicht gewusst, wie er sich entwickeln wird, ob er die Konstanz zeigt, die wir für den Teambewerb benötigen. Aber das hat er ganz toll gemacht. Auf ihn ist zu hundert Prozent Verlass.“ Hätte Olympia bereits 2020 stattgefunden, hätte es die Paarung nicht nach Tokio geschafft. „Da hat uns die Corona-Problematik in die Karten gespielt.“

Die Bedingungen im Equestrian Park werden von den Österreichern als herausragend bezeichnet. „Die Böden sind top, die Boxen ein Traum. Von den Anlagen her sind es sicher die schönsten Spiele“, sagte Max-Theurer. Die Prüfungen beginnen um 17.00 Uhr Ortszeit (10.00 Uhr MESZ), da sollte es schon etwas abgekühlt haben. An das Flutlicht haben sich die Pferde schon gewöhnt.