Tischtennis

Liu Jia meistert Auftakthürde souverän

Österreichs Tischtennis-Ass Liu Jia hat am Samstag die Auftakthürde bei den Olympischen Spielen in Tokio gemeistert. Die 39-Jährige entschied das Vorrunden-Auftaktmatch gegen Hend Zaza aus Syrien 4:0 (4,9,3,5) für sich und behielt damit auch im Generationenduell die Oberhand. Die Karriere von Stefan Fegerl ging indes im Mixed-Bewerb zu Ende.

Die zwölfjährige Zaza ist die jüngste Teilnehmerin an Olympischen Sommerspielen seit 1992 in Barcelona, als der damals elfjährige Spanier Carlos Front im Rudern und die zwölfjährige Ungarin Judit Kiss im Schwimmen dabei waren. Mit zwölf Jahren und 204 Tagen unterbietet Zaza den olympischen Tischtennis-Altersrekord um fast drei Jahre, die Luxemburgerin Ni Xia Lian wiederum wird mit 58 Jahren und 20 Tagen zur bisher ältesten olympischen Tischtennisspielerin.

„Ich bin total erleichtert. Vor dem Spiel habe ich nicht gewusst, wie ich mich emotional verhalten soll. Sie ist ja noch ein Kind. Soll ich die Faust zeigen oder ruhig bleiben?“, sagte Liu nach dem Spiel im ORF-Interview. „Am Ende hab ich aber alles gegeben. Sie hat wirklich viel geleistet. Ich habe für das erste Spiel zwar auch nicht besonders gut gespielt, aber wir hatten schon super Ballwechsel. Für ihr Alter war das total gut.“

Jia Liu
APA/Georg Hochmuth
Liu Jia musste gegen die zwölfjährige Hend Zaza nur im zweiten Satz kurzfristig etwas zittern

Die Ex-Europameisterin bescheinigte ihrer Gegnerin ein sehr gutes Ballgefühl und Sicherheit. „Man weiß, welche Rahmenbedingungen sie daheim hat“, sprach Liu den Bürgerkrieg in Syrien an, „und dass da Frauen oft keine Rechte haben. Dass sie schon hier ist, verdient von mir einen riesengroßen Applaus.“ Zaza hatte sich im Februar 2020 knapp nach ihrem elften Geburtstag für die Spiele qualifiziert, dieses Alter hätte sie auch während der regulären Spiele-Austragung 2020 gehabt.

Liu zieht mit Simon und Farnik gleich

Liu, die mit ihrer sechsten Teilnahme mit Springreiter Hugo Simon und Schütze Thomas Farnik gleichzieht, trifft nun noch am Samstag um 14.45 Uhr MESZ (live in ORF1) auf Ganna Gaponowa aus der Ukraine (Ortszeit 21.45 Uhr). „Ich habe noch nie so spät ein Match begonnen“, so die Ex-Europameisterin. Gegen Gaponowa habe sie keines ihrer beiden Spiele bisher gewonnen, beide Male sei sie aber nicht in ihrem besten Zustand gewesen.

Allerdings tut sich Liu gegen Abwehrspielerinnen immer eher schwer. „Das wird die größere Herausforderung, das Spiel wird spannend.“ Sie habe sich am Vortag nur im Zimmer aufgehalten, viel Videoanalyse gemacht. „Früher bin ich bei Olympia herumgelaufen, habe Pins getauscht, jetzt habe ich eine ganz andere Reife.“ Sie wolle mit viel Freude die Herausforderung annehmen, mit Spielfreude agieren und das Match genießen. Davor schon eine Partie bestritten zu haben könne ihr nur helfen. „Ich möchte mit einem lachenden Gesicht nach Hause fliegen“, sagte die Linzerin.

Mixed-Aus besiegelt Karriereende von Fegerl

Abschied nehmen muss indes Fegerl. Der Niederösterreicher unterlag im neuen olympischen Mixed-Bewerb an der Seite von Sofia Polcanova den als Nummer zwei gesetzten Japanern Jun Mizutani/Mima Ito 1:4 (-5,8,-9,-4,-4). Fegerl war im Juni zum Vizepräsidenten des Österreichischen Verbandes (ÖTTV) gewählt worden und hatte da angekündigt, deswegen nach Olympia seine aktive Laufbahn zu beenden.

„Wir haben nicht schlecht gespielt, aber der dritte Satz war eine kleine Vorentscheidung“, erläuterte der 32-Jährige. Nach einem knappen Satz sei es für die Verlierer momentan immer schwierig, und die Gegner hätten auch diesmal Aufwind gehabt. „Sie sind dann immer besser ins Spiel gekommen“, so Polcanova über die Lokalmatadore. „Sie haben ihre Taktik geändert, fast keine Fehler mehr gemacht und mutiger gespielt.“

„Ich werde Stefan vermissen“

Gemeinsam waren Fegerl und Polcanova 2018 Vizeeuropameister geworden, nun ist die sportliche Partnerschaft beendet. „Ich werde Stefan vermissen“, sagte die 26-Jährige. Der Waldviertler selbst verspürte keine Wehmut. „Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in den ich sehr motiviert reingehe und das Ganze angehe. Ich habe viele schöne Jahre gehabt, erfolgreiche Jahre. Irgendwann ist der Zeitpunkt da, wenn man sich verabschieden muss. Ich bin im Großen und Ganzen sehr, sehr zufrieden.“

Erst in Runde zwei am Sonntag werden Robert Gardos und Daniel Habesohn in das Einzel einsteigen, Polcanova erst in Runde drei. Die Team-Bewerbe bilden den Abschluss. „Bei China sind alle drei Weltmeisterinnen, aber wir wollen sie ein bisschen sekkieren“, schätzte Liu die Lage ein. Nervös mache sie, dass das Match in China von einigen Millionen Menschen im TV gesehen werde. „Aber ich möchte eine positive Ausstrahlung am Tisch haben, mithalten und einen Satz gewinnen.“