In entscheidenden Momenten die Ruhe zu bewahren und nicht die Nerven wegzuschmeißen, wie Bönisch ausführte, ist sicher kein Nachteil in einem Olympiaturnier. „Zu ruhig vor dem ersten Kampf ist aber auch nicht gut. Aber wir wissen, was wir machen müssen, damit wir voll da sind“, sagte Polleres.
Zum Auftakt setzte sie sich gegen Megan Fletcher aus Irland mit Waza-Ari durch und bekommt es nun mit der Südkoreanerin Kim Seong Yeon zu tun. In Budapest hatte sich Polleres im Kampf um Bronze gegen Fletcher durchgesetzt, auch Seong Yeon schlug sie in Ungarn.
„Muss jede schlagen“
Was die Auslosung betreffe, verschaffe sie sich immer erst einmal einen kurzen generellen Überblick. „Dann liegt der Fokus auf dem ersten Kampf, dann schauen wir weiter.“ Die erste Einschätzung erhalte sie von ihrem Heimtrainer Adi Zeltner aus Österreich, dann rede sie mit Bönisch und bespreche, wie man es am besten angehe.
Gegen die meisten habe sie ja schon einmal gekämpft. „Gegen jemand, den ich verloren habe, schaue ich mir schon noch was an. Ansonsten will ich am liebsten kurz und konkret und das Wichtigste wissen. Damit ich mir das auch merke. Wenn es zu viel ist, bringt es auch nichts. Ich gehe es beim Aufwärmen nochmals durch, das war es dann.“ Sie versuche nicht zu viel darüber nachzudenken. „Wenn ich gewinnen will, muss ich eh jede schlagen.“
WM-Medaille motiviert
Polleres holte heuer bei den Weltmeisterschaften die erste Judomedaille für Österreich seit elf Jahren. „Die Medaille vor den Olympischen Spielen hat mir Motivation gegeben und gezeigt, dass ich ganz vorne mitkämpfen kann. Mit wurde eine Last von den Schultern genommen, ich habe neues Selbstvertrauen bekommen“, sagte sie. Zu den Mitfavoritinnen zu zählen, nimmt sie gern an. „Es freut mich, dass ich vorne dabei bin.“
Polleres begann mit acht mit dem Judosport. „Mit Judo konnte nichts konkurrieren, ich habe ein paarmal versucht, Tennis zu spielen. Bei einer Judovorführung in der Schule dachte ich mir, das schaut cool aus, das probiere ich.“
Ganz so einfach war der Start dann aber nicht. „Ohne meine Eltern wäre nichts gegangen. Mama hat mich regelmäßig hingebracht zum Training. Ich habe einen kleinen Schubs gebraucht, weil ich so schüchtern war. Dann habe ich neue Freunde kennengelernt. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin“, so Polleres, die bei den Olympischen Jugendspielen 2014 in Nanjing Bronze erobert hatte.