Mountain Bikerin Laura Stigger in Action
Reuters/Matthew Childs
Mountainbike

Stigger „explodiert“ bei Schweizer Triumph

Für Laura Stigger ist der olympische Mountainbike-Bewerb der Frauen nur kurz nach Wunsch verlaufen. Nach einer Führung gleich zu Beginn „explodierte“ die 20-jährige Tirolerin kräftemäßig und musste bereits in der dritten Runde völlig erschöpft aufgeben. Das Rennen wurde dann zum Schaulaufen für die Schweiz, die alle Medaillen abräumte. Gold ging klar an Jolanda Neff vor Sina Frei (+1:11 Min.) und Linda Indergand (1:19).

Stigger hatte vor ihrem Olympiadebüt angekündigt, aufs Ganze zu gehen, was sich zu Beginn auch auf selektiven und 20,85 Kilometer langen Rundkurs auch umsetzte. Bald musste sie allerdings zahlreiche Konkurrentinnen vorbeiziehen lassen. „Ich habe mich recht gut gefühlt, die Lücke gefunden. Ich habe nicht überpowert, hatte viele Reserven“, sagte die Ex-Juniorenweltmeisterin.

Wie es zu der Aufgabe kam, konnte sich die Weltcup-Dritte von Leogang im ORF-Interview nicht recht erklären. „Es ist nichts mehr gegangen, und mir ist schwarz vor Augen geworden. Dann wird es natürlich gefährlich bei den Abfahrten“, erklärte Stigger. „Sturz hatte ich keinen. Ich weiß nicht, was los war, ich muss das abchecken lassen und analysieren. Irgendwas wird nicht gepasst haben, das war wohl ausschlaggebend.“

Stigger zeigte sich im Resümee enttäuscht: „Es war ein Rennen wie kein anderes. Ich war topvorbereitet. Ich hätte gerne besser aufgezeigt und Österreich besser präsentiert. Es war trotzdem eine Ehre für mich, hier starten zu dürfen und Erfahrungen zu sammeln. Es gibt manchmal solche Tage, da muss man drüberstehen und weiterschauen, mitnehmen, was man besser machen kann. In drei Jahren gibt es schon die nächste Chance.“

Historischer Dreifachsieg der Schweizerinnen

Sobald Stiggers kurzer Ritt an der Spitze vorbei war, übernahm Neff und suchte die Flucht nach vorn. Sie siegte nach langer Solofahrt. Frei und Indergand hatten ihrerseits beinahe eine Minute Vorsprung auf die viertplatzierte Ungarin Blanka Vas. Für alle Schweizerinnen ist es die erste Medaille bei Olympischen Spielen. Ein reines Schweizer Podest gab es bei Sommerspielen letztmals 1936 im Turnen.

Jubel der Schweizerinnen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand
Reuters/Christian Hartmann
Das weiße Kreuz auf rotem Grund dominierte auf dem Siegesbild der Mountainbikerinnen

Loana Lecomte, die große Favoritin aus Frankreich, die sämtliche Weltcup-Rennen der Saison gewonnen hatte, verpasste das Podest als Sechste deutlich. Die 21-Jährige hatte auf der feuchten und in einigen Passagen schmierigen Unterlage bedeutend mehr Mühe als Neff und die beiden anderen Schweizerinnen. Auch Lecomtes Landsfrau Pauline Ferrand-Prevot gehörte als Neunte zu den großen Geschlagenen. Die Weltmeisterin hielt zunächst am besten mit Neff mit, fiel aber unter anderem wegen eines Sturzes noch weit zurück.

„Es ist eine wunderschöne Geschichte“

Den Schweizerinnen glückte unterdessen ein perfektes Rennen. Neff spielte nur sechs Wochen nach einem erlittenen Handbruch beim vierten Platz am Weltcup in Leogang und mehr als drei Jahre nach ihrem letzten Sieg im Weltcup ihr technisches Können eindrucksvoll aus. Die 28-Jährige meisterte die heiklen Passagen am schnellsten.

Hinter Neff matchten sich Frei und Indergand auch deshalb ohne Beteiligung anderer Nationen, weil die Konkurrentinnen reihenweise patzten. Im Zweiergespann setzten sich die 24-Jährige und die 28-Jährige schließlich vom Rest ab, wobei Frei am Ende die größeren Kraftreserven hatte.

„Es ist eine wunderschöne Geschichte“, sagte die Siegerin. „Ich hoffe, ich wache nicht auf und stelle fest, dass es bloß ein Traum war. Ich wusste, dass es ein extrem strenges Rennen wird, denn es ist eine sehr schwierige Strecke. Ich konnte aber über das ganze Rennen einen guten Rhythmus fahren.“