Diskuswerfer Lukas Weisshaidinger
GEPA/Jasmin Walter
Leichtathletik

Weißhaidinger legt in Tokio los

Gleich zum Auftakt der Leichtathletikbewerbe am Freitag in Tokio ist mit Lukas Weißhaidinger Österreichs größte Medaillenhoffnung im Olympiastadion an der Reihe. Die Diskus-Qualifikation steht zu in Österreich nachtschlafender Zeit an (ab 2.45 Uhr), das Finale aber gibt es am Samstag um 13.15 und damit zur Mittagsstunde. Die Quali ist für einen Weltklasseathleten ein Klacks, möchte man meinen. Bei Weißhaidinger kann es auch ein Nervenkrimi sein.

2018 bei der EM in Berlin und 2019 bei der WM in Doha war die Ausscheidung um den Finaleinzug jeweils eine Zitterpartie. In Deutschland und in Katar, wo er zu einem Ersatzdiskus greifen musste, weil seiner nicht genehmigt worden war, hatte er jeweils die geforderte Weite für den Direktaufstieg nicht erreicht, musste die Ergebnisse der zweiten Gruppe abwarten. Er stieg letztlich einmal als Elfter, einmal als Zwölfter auf. Und errang jeweils die Bronzemedaille. Auf das Podest in Japan zu kommen ist auch das Ziel nach der intensiven und langen Olympiavorbereitung.

Um sich direkt zu qualifizieren, sind 66,00 Meter notwendig, das Feld wird auf zwölf Teilnehmer aufgefüllt. In Gruppe A ist mit Daniel Stahl auch der schwedische Weltmeister und Topfavorit im Einsatz; auch der Litauer Andrius Gudzius ist in dieser Gruppe. Ebenfalls 16 Athleten treten in Gruppe B an. Dort sind mit dem Jamaikaner Fedrick Dacres und dem Slowenen Kristjan Ceh zwei weitere Medaillenanwärter engagiert. Es kann sein, dass jeweils komplett unterschiedliche Wetterverhältnisse herrschen.

Olympiahoffnung Lukas Weißhaidinger

„Bin sehr gut vorbereitet, fühle mich sehr gut“

„Ich habe gut schlafen können im Flugzeug, das heißt, recht viel, das kann ich normal nicht. Ich war zum Training auf dem Aufwärtsplatz und im Stadion den Ring begutachten. Es ist ganz wichtig, sich darauf einzustellen. Ich bin die Wege abgegangen, habe getestet, ob es ein Problem mit dem Diskus bei der Luftfeuchtigkeit gibt. Ich bin sehr gut vorbereitet, fühle mich sehr gut, von dem her kann eigentlich nichts mehr schiefgehen“, sagte Weißhaidinger am Donnerstag in einem Onlinemediengespräch.

„Mein Plan ist ein bisschen, dadurch dass wir so knapp angereist und so beschäftigt sind, dass so viel Drumherum ist, dass wir nicht viel überlegen. Mir ist lieber, er macht ihn ungültig, als auf Sicherheit. Ich habe lieber zwei ungültige und er macht es im dritten oder gleich im ersten. Ich bin da fürs Riskieren“, sagte Trainer Gregor Högler zur möglichen Taktik.

„Lukis Meinung ist immer, und das ist auch richtig, ich kann in der Quali nichts gewinnen. Aber ich kann das Finale verlieren“, berichtete der Trainer. Högler hofft deshalb, dass die Coronavirus-Tests, die Sicherheitsmaßnahmen, das gesamte Prozedere genug Ablenkung verschaffen. „Wir haben das in Norwegen gesehen, da hatten wir an zwei Tagen drei Coronavirus-Kontrollen, dann Dopingkontrolle mit zweimal Blutabnahme, einmal Urinprobe. Das war alles so viel, das musst erst einmal verarbeiten. Da bleibt nicht mehr viel, daran zu denken, was wir jetzt machen.“

Kurzreise zu den Spielen

Das Duo plante die Sommerspiele als Kurzreise. Weißhaidinger wird seinen Aufenthalt in Japan so kurz wie möglich halten. Abflug am Dienstag, Ankunft und Einzug ins Olympische Dorf am Mittwoch, Qualifikation am Freitag und Finale am Samstag, sah der Plan vor. „Mir ist klar, dass es ein Risiko ist und ich die Verantwortung übernehme. Man wird dann sehen, wer recht hat“, sagte Högler, der von der Konkurrenz berichtete, die teilweise eine lange Akklimatisierung in Japan vornahm.

Freilich gab es auch für Weißhaidinger eine Art Anpassung an die japanische Zeit. In der Nacht auf 20. Juli simulierte der Oberösterreicher um 3.00 Uhr in der Südstadt in einem Training die Olympiaqualifikation. Der Zeitplan für Freitag: 5.00 Uhr Tagwache, im Zimmer frühstücken, um 7.00 Uhr ins Stadion, zwei bis vier Imitationen am Aufwärmplatz machen, vielleicht noch einen Wurf – je nachdem, ob es regnet oder nicht. Dann in den Callroom und warten, bis sich die Türen zum Stadion öffnen, einwerfen und Qualifikation schaffen.

Vierter der Jahredsbestenliste

Anfang Juni verbesserte Weißhaidinger in Eisenstadt den von ihm gehaltenen österreichischen Rekord auf 69,04 Meter, damit ist er Vierter der Jahresweltbestenliste hinter dem schwedischen Topfavoriten Daniel Stahl (71,40), dem Slowenen Kristjan Ceh (70,35) und dem Schweden Simon Pettersson (69,48). „Was mir jetzt noch fehlt, ist eine Olympiamedaille. Die will ich 2021 in Tokio holen. Dafür wird man, so glauben mein Trainer und ich, 70 Meter werfen müssen“, sagte Weißhaidinger.

Österreich hat in der Leichtathletik bisher sieben Medaillen bei Sommerspielen geholt. Die einzige Goldmedaille errang 1948 in London im Speerwurf Herma Bauma. Die bisher letzte Medaille geht auf das Konto von Stephanie Graf mit Silber 2000 in Sydney über 800 m.