Weratschnig, die als Siebente in den Endlauf der besten zehn eingezogen war, leistete sich auf dem anspruchsvollen Kurs eine Torberührung und verpasste das Podest letztlich deutlich. Am Ende fehlten der 23-Jährigen, die auch in der Weltrangliste auf dem fünften Platz zu finden ist, mehr als acht Sekunden auf das erhoffte Edelmetall.
Die Zeit zu Gold gelang Favoritin Fox. Die Australierin setzte sich mit einer fehlerfreien Fahrt in 105,04 Sek. die Krone auf. Silber ging mit 3,64 Sek. Rückstand an die Britin Mallory Franklin, die so wie Weratschnig eine Stangenberührung zu verzeichnen hatte. Bronze holte sich mit 6,09 Sek. Rückstand auf die Siegerin die ebenfalls nicht fehlerfreie Deutsche Andrea Herzog.
Jessica Fox paddelt zu Gold
Die Australierin wird ihrer Favoritenrolle gerecht und hält die Konkurrenz mit einem makellosen Lauf auf Distanz
Bei Weratschnig überwog trotz des Spitzenplatzes die Enttäuschung über das verpasste Podest. „Ich bin schon sehr traurig, es war mehr drinnen. Ich freue mich natürlich für die Gewinnerinnen, sie haben es sich verdient. Ich kann mich mit ihnen mitfreuen“, sagte Weratschnig im ORF-Interview. Schon bei der Zieldurchfahrt hatte die Kärntnerin den Kopf geschüttelt und eingesehen, dass es bei der olympischen Premiere in ihrer Disziplin nicht zu einem Podestplatz reicht: „Ich habe bei meinem Lauf die Zeit gesehen und gewusst, das ist keine Medaillenzeit.“
Die rund acht Sekunden zu Bronze wären ohne Linienfehler durchaus drinnen gewesen, meinte die 23-Jährige – mit oder ohne die zwei erhaltenen Strafsekunden. „Leider habe ich aber die Leistung nicht abrufen können, es war extrem schwer“, meinte sie über Setzung und Bedingungen. Auch trauerte Weratschnig der Medaille nach, da es die erste Olympiaentscheidung ihrer Disziplin war. „Olympia ist vorbei, es gibt da keine zweite Chance mehr für die ersten Olympischen Spiele.“
Freude auf interne Konkurrenz
Die Jugend-Olympiasiegerin 2014 hob aber trotz der verpassten Medaille die gute Arbeit mit ihrem vom österreichischen Verband (ÖKV) für Olympia engagierten Spezialtrainer Michal Martikan hervor. „Er hat mir einiges von den Schultern genommen und die ganze Erfahrung mitgebracht“, sagte sie über den fünffachen Olympia-Medaillengewinner. „Er wird jetzt wahrscheinlich enttäuschter sein als ich, dass ich keine Medaille gemacht habe.“

Profitieren könnte Weratschnig von der angekündigten Rückkehr von der Kajak-Olympiaelften Viktoria Wolffhardt in den Canadier. Und Weratschnig freut sich auch auf die interne Konkurrenz: „Das ist super, denn die einzige Canadier-Fahrerin in Österreich möchte ich nicht sein. Das ist ein bisschen einsam. Das ist schon gut, wenn man da zu zweit ist. Aber ich hoffe, dass da in der Zukunft auch noch mehr dazukommen, jüngere Talente, und wir gemeinsam trainieren können.“
Daumendrücken für Oschmautz
Vorerst werde sie sich nach der Heimkehr nach Österreich aber einmal Gedanken machen, wie es sportlich mit ihr weitergehe. „Ich werde mir überlegen, was ich mache, welche Rennen ich mitnehme und welche nicht“, erklärte die WM-Dritte 2019. „Die zwei Jahre waren jetzt sehr stressig. Ich brauche selbst für mich und vom Körper her einen Abstand. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Aber ich werde das Ganze einmal Revue passieren lassen.“ Auch ein WM-Antreten im September in Bratislava sei offen.
Am Freitag (7.00 Uhr MESZ) ist vom österreichischen Wildwasser-Team noch Felix Oschmautz im Semifinale des Kajak-Einers im Einsatz. Weratschnig traut ihrem engeren, 22-jährigen Landsmann sehr viel zu: „Wenn er sich keinen Druck macht und einen guten Lauf runterbringt, traue ich ihm schon sehr viel zu. Ich traue ihm auch Top fünf zu“, so die Kärntnerin.