Nachdem am Vortag bei den Damen die Sprinterinnen aus Jamaika abgeräumt hatten, stand bei den Männern mit Jacobs erstmals in der olympischen Geschichte über 100 m ein Italiener im Mittelpunkt. Jacobs hielt mit neuem Europarekord von 9,80 Sek. die Konkurrenz auf Distanz und trat damit das Erbe von Bolt an, der 2008, 2012 und 2016 dreimal in Folge Gold gewonnen hatte. Silber sicherte in 9,84 Sek. Fred Kerley für die USA, Bronze ging mit einer Zeit von 9,89 Sek. an den Kanadier Andre de Grasse.
„Es war mein Traum als Kind“, sagte Jacobs, der mit einer Höchstgeschwindigkeit von 43,3 km/h zum Triumph lief, mit Blick auf die Siegerehrung: „Ich kann es kaum erwarten, die Hymne zu hören.“ Der 26-Jährige wurde als Sohn einer Italienerin und eines US-Amerikaners in El Paso im US-Bundesstaat Texas geboren, zog aber im Alter von 18 Monaten mit seiner Mutter nach Italien.
Erstmals seit dem Engländer Linford Christie 1992 ging der Olympiasieg dank Jacobs nicht an einen Sprinter aus Nordamerika. Die bisher einzige olympische Goldmedaille für Italien über eine Sprintdistanz hatte zudem Livio Berruti 1960 über 200 m geholt. Pietro Mennea war 1972 in München über die gleiche Distanz zu Bronze gelaufen. Apropos Jamaika: Ohne ihren zurückgetretenen Superstar Bolt erlitten die Sprinter von der Insel eine schwere Niederlage. Sowohl Oblique Seville als auch der ehemalige Weltmeister Yohan Blake blieben im Semifinale auf der Strecke.
Hochspringer einigen sich auf Gold
Jacobs krönte damit einen goldenen italienischen Sonntag im Olympiastadion von Tokio. Denn wenige Minuten vor dem in den USA geborenen Jacobs durfte sein Landsmann Tamberi über Gold im Hochsprung jubeln. Der 29-Jährige teilte sich den Olympiasieg allerdings mit Mutaz Essa Barschim aus Katar. Bronze hinter dem Duo ging an Maxim Nedasekau aus Belarus.
Der Doppelsieg resultierte aus der Entscheidung der beiden Erstplatzierten, auf ein Stechen zu verzichten, nachdem sowohl der Italiener als auch der Katarer nach davor makelloser Leistung drei Fehlversuche bei 2,39 Metern verzeichnet hatten und daher mit 2,37 Metern in die Wertung kamen. Nedasekau hatte die Höhe von 2,37 Metern ebenfalls erfolgreich überquert, sich davor aber einen Fehlversuch bei 2,35 Metern geleistet. Daher musste sich der Athlet aus Belarus mit Rang drei und der Bronzemedaille begnügen.
Weltrekord im Dreisprung
Bei den Damen gehörte das Rampenlicht am Sonntag Yulimar Rojas im Dreisprung, die nicht nur ihrer Favoritenrolle gerecht wurde, sondern auch mit neuem Weltrekord zu Gold segelte. Die Athletin aus Venezuela landete im letzten Versuch bei 15,67 Metern und verbesserte damit die Bestmarke der Ukrainerin Inessa Krawez um 17 Zentimeter. Silber ging mit 15,01 Metern an Patricia Mamona aus Portugal, Bronze sicherte sich mit 14,87 Metern die Spanierin Ana Peleteiro.
Weltrekord durch Rojas
Die Favoritin aus Venezuela springt mit 15,67 Metern eine neue Bestmarke
„Ich wusste, dass ich diese Weite heute in den Beinen hatte. Technisch habe ich heute Fehler gemacht, aber beim letzten Sprung habe ich alles gegeben“, sagte die 25-jährige Rojas. „Es macht mich einfach nur glücklich. Ich werde das jetzt genießen und diese Erfahrung ausleben.“ Wegen der schwierigen politischen Lage in Venezuela lebt Rojas schon länger in Spanien und startet für die Leichtathletik-Abteilung des FC Barcelona, der Rojas Erfolg gleich als Breaking News vermeldete. Ihr Trainer ist der frühere kubanische Weitspringer Ivan Pedroso, der viermal WM-Gold gewann und 2000 in Sydney Olympiasieger war.
Gold im Kugelstoßen war davor an China gegangen. Gong Lijiao sicherte sich mit einer Weite von 20,58 Metern den Olympiasieg. Die 32-jährige zweifache Weltmeisterin verwies die US-Amerikanerin Raven Saunders (19,79) auf Platz zwei. Bronze holte die Neuseeländerin Valerie Adams (19,62). Letztgenannte hatte aber schon davor Olympiageschichte geschrieben. Denn als erste Sportlerin hatte sich die 36-jährige Goldgewinnerin der Spiele von 2008 und 2012 zum fünften Mal in Folge für das Finale im Kugelstoßen qualifiziert.
Leichtathletik in Tokio am Sonntag
Herren
Damen*