Kletterin Jessica Pilz
Reuters/Denis Balibouse
Klettern

Pilz kann wieder „voll angreifen“

Auf Jessica Pilz wartet bei den Olympischen Spielen in Tokio keine leichte Kletterpartie. Die Ringbandverletzung am Finger ist zwar ausgeheilt, doch Pilz hatte heuer keinen internationalen Vergleich im Lead und konnte in sechs Wochen Reha kaum richtig trainieren. „Jetzt geht wieder alles, ich kann voll angreifen und hoffe, eine gute Leistung abzurufen“, sagte die 24-Jährige. Ohne Druck werde sie versuchen, ihr Ziel mit dem Finale der Top Acht in der Kombination zu erreichen.

Dem Finger gehe es wieder richtig gut, sagte Pilz nach ersten Trainingseinheiten auf der olympischen Kletterwand. Es seien wenige Dinge, die sie zuletzt noch im Training vermieden habe, im Wettkampf „dürfte das kein Problem mehr sein“, erläuterte die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin. „Aber sicher war die Vorbereitung nicht ideal.“ Und in ihrer Hauptdisziplin Lead (Vorstieg) könne sie ihre Leistungsfähigkeit nicht einschätzen, so die Weltmeisterin von 2018 in Innsbruck, wo sie auch Kombi-Bronze errungen hatte.

Die Aufgabe wird sie aber mit großer Vorfreude in Angriff nehmen. „Ich bin positiv überrascht von der Kletterwand, die Neigungen sind sehr gut. Auch die Boulderwand ist nicht ganz so flach, es hat sich gut angefühlt“, sagte sie nach dem ersten Kontakt, der auch wichtig für das Abchecken der Wandreibung ist. Auf die Konkurrenz schaut sie nicht. „Es ist sehr wichtig, sich auf sich selbst zu konzentrieren, auf die eigene Leistung, damit man das Beste abruft.“ Die Startberechtigung für das Feld mit 20 Teilnehmerinnen hatte sie 2019 bei den Weltmeisterschaften in Hachioji erkämpft.

Fan schwieriger Runden

Gespannt ist sie, was die Routenbauer an die Wände schrauben werden. Normalerweise geht sie davon aus, dass es vom Schwierigkeitsgrad ähnlich wie im Weltcup werden wird. „Aber weil es eine Kombination ist und beispielsweise auch Speedkletterer im Bouldern dabei sind, kann es sein, dass die Boulder leichter sind. Weil man nicht haben will, dass die Sportlerinnen die ganze Zeit auf der Matte stehen und die Lösung nicht wissen. Ich weiß nicht, ob das so attraktiv für den Sport wäre.“

Grundsätzlich sei sie ein Fan schwieriger Runden. „Weil dann einfach die Stärksten gewinnen. Wenn leichte Runden sind, ist jeder kleine Fehler so ausschlaggebend, dann gewinnt oft nicht der Fitteste.“ Deshalb ist auch sie wie Teamkollege Jakob Schubert froh, dass schon in Paris 2024 die Kombination nur noch aus Lead und Bouldern besteht und die Speedkletterer ihre eigene Medaillenentscheidung austragen. Die Quali der Frauen ist für Mittwoch angesetzt (10.00 Uhr Speed/11.00 Bouldern/14.10 Lead), das Finale für Freitag (10.30/11.30/14.10).