Leichtathletik

Hürden-Star Warholm läuft Fabelzeit

Zwei Tage nach dem Dreisprung-Weltrekord der Venezolanerin Yulimar Rojas hat Karsten Warholm bei den Olympischen Spielen in Tokio über 400 m Hürden die Grenze des bisher möglichen verschoben. Der zweifache Weltmeister lief am Dienstag mit der Fabelzeit von 45,94 Sekunden zu Gold. „Das ist verrückt“, konnte der 25-Jährige die Zeit kaum glauben.

Warholm blieb mit einem famosen Finish im Olympiastadion von Tokio als erster Läufer über die 400 m Hürden unter der Marke von 46 Sekunden und verbesserte seinen eigenen erst am 1. Juli aufgestellten Weltrekord von 46,70 Sekunden gleich um 76 Hundertstel. Der Norweger verwies damit den Amerikaner Rai Benjamin, der in 46,17 ebenfalls klar unter der alten Marke geblieben war, auf den zweiten Platz. Bronze ging an Alison dos Santos. Der Brasilianer schrammte in 46,72 ebenfalls nur knapp am alten Weltrekord vorbei.

„Mein Trainer hat gesagt, in einem perfekten Rennen ist es möglich. Aber es muss alles passen. Dass ich es bei den Olympischen Spielen im Finale geschafft habe, macht mich schon sehr stolz“, sagte Warholm im ORF-Interview, „mein Laufstil ist für große Wettkämpfe ideal, ich kann die Konkurrenz damit unter Druck setzen. Als ich bei der sechsten Hürde war, habe ich gewusst, das wird schnell. Jetzt habe ich den Titel, und ich fühle mich sehr gut.“

Karsten Warholm
AP/Martin Meissner
Warholm blieb als erster Läufer der Geschichte unter der magischen Grenze von 46 Sekunden

„Das beste Rennen der Geschichte“

Hinter Warholm lief Benjamin die zweitschnellste je gelaufene Zeit über diese Strecke. Auch der Amerikaner, der bis zur letzten Hürde mit Warholm noch gleichauf war, dort aber im Gegensatz zum Norweger etwas den Rhythmus verlor, war nach diesem historischen Olympia-Finale euphorisiert: „Das war wahrscheinlich das beste Rennen in der olympischen Geschichte. Ich glaube nicht einmal, dass Usain Bolts 9,5 das getoppt hat“, erinnerte der Silbermedaillengewinner an Bolts 100-m-Weltrekord von 9,58 Sekunden aus dem Jahr 2009.

Erst vor einem Monat hatte Warholm beim Diamond-League-Meeting daheim in Oslo die 29 Jahre alte Bestmarke des Amerikaners Kevin Young, aufgestellt bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, verbessert. Nun lief der Welt- und Europameister genau bei Olympia in neue Sphären. Trotz des Triumphs hat der Norweger noch nicht genug. „Jetzt muss ich mir neue Ziele setzen, weil ich noch nicht fertig bin“, sagte Warholm.

Mihambo gewinnt Weitsprung

Auch im Weitsprung der Damen setzte sich mit Malaika Mihambo die Favoritin durch. Doch die Weltmeisterin musste bis zum letzten Sprung um die Goldmedaille kämpfen. Erst im sechsten Versuch gelang Mihambo eine goldene Punktlandung auf exakt 7,00 Meter, bis dahin war sie auf Bronze-Kurs gelegen. „Der Wettkampf hört erst nach dem sechsten Versuch auf. Ich hätte gerne schon im fünften Versuch oder im vierten Versuch mich vorgekämpft, damit ich nicht in diese unschöne Lage im sechsten Versuch komme, noch abwarten zu müssen, was die anderen draus machen“, sagte Mihambo.

Silber sicherte sich die bis zum fünften Durchgang führende viermalige Weltmeisterin und London-Olympiasiegerin Brittney Reese aus den USA mit 6,97 Metern vor der Weltjahresbesten Ese Brume. Die Dame aus Nigeria sprang mit 6,97 Metern zwar in ihrem besten Versuch gleich weit wie Reese, hatte im Vergleich zur Britin aber schlechtere zweitbeste Weite zu Buche stehen.