Bettina Plank (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Karate

Plank vor einzigartiger Premiere

Wie beim Klettern und Skateboard wird Österreich auch im Karate in einer weiteren neuen Sportart im Zeichen der Fünf Ringe vertreten sein. Bettina Plank steigt am Donnerstag im Budokan von Tokio (10.00 Uhr MEZ) auf die Matte und kämpft erstmals in der Disziplin Kumite um olympisches Gold, Silber und Bronze. Es ist eine einzigartige Premiere für den Kampfsport, denn bereits in Paris 2024 ist Karate schon nicht mehr im Programm.

Ihr Debüt bei Olympia hat für Plank auch einen zweiten Wermutstropfen: Nicht nur wird es ihre einzige Chance, sich und ihren Sport auf der olympischen Bühne zu präsentieren, Plank muss auch in der zusammengelegten Kumite-Klasse bis 55 kg antreten. Dort wird die Vorarlbergerin unter den nur zehn Teilnehmerinnen eine der Leichtesten sein. Normalerweise tritt Plank in der Klasse bis 50 kg an.

Die Situation bei Olympia sei aber für alle gleich, so Plank. Es werde darum gehen, welche Kämpferin mit den Umständen besser umgehen könne. „Es sind neue Erfahrungen für alle Seiten.“ Von den zehn Kämpferinnen kommen sechs aus der Klasse bis 50 und vier aus jener bis 55. Die Gegnerinnen aus der höheren Klasse sind der Vorarlbergerin bis auf eine allerdings unbekannt.

Bettina Plank (AUT) in einem Premier-Leauge-Kampf im Februar 2020 in Salzburg gegen Kristina Svilenova (BUL)
GEPA/Jasmin Walter
Plank (r.) muss in Tokio, anders als etwa hier in der Premier League, in einer erweiterten Klasse antreten

Reichweite entscheidend

Akklimatisiert hat sich Plank 400 km von Tokio entfernt in Kameoka. Die 29-Jährige wurde von Trainer Juan Luis Benitez Cardenes, einer Physiotherapeutin und einer weiblichen und einem männliche Salzburger Trainingspartner begleitet. „Das Situationstraining mit meinen flinken Sparringpartnern war genau richtig, um die Sicherheit auf der Matte zu finden“, sagte die European-Games-Goldmedaillengewinnerin von 2019.

Dabei ging es auch darum herauszufinden, mit welcher Taktik man den Reichweitenvorteil der Gegnerinnen ausschließen kann. „Es wird spannend. Der Unterschied zu Judo ist, dass es nicht so um Kraftaspekte geht, sehr wohl um die Distanz. Wenn sie größer sind, sind auch die Arme länger“, sagte Plank. „Wir haben in Österreich nicht den Luxus zu sagen, wir trainieren nur mit Leichtgewichten. Für meine eigene Gewichtsklasse ist das natürlich ein Nachteil.“

Bettina Plank im Interview

Die Karateka spricht über ihre ersten Eindrücke im olympischen Dorf und den bevorstehenden Bewerb.

„Situation, die wir noch nie hatten“

Karate ist in die Disziplinen Kumite, in dem der Sieger im Zweikampf ermittelt wird, und Kata (Formlauf), bei dem man alleine einen bestimmten Ablauf von Techniken zeigt, bei den Sommerspielen. Im Kumite kämpft in zwei Fünferpools im Round-Robin-System jede gegen jede, Plank bekommt also vier Kämpfe. Die jeweils ersten zwei steigen ins Halbfinale auf, es gibt zwei Bronzemedaillen.

„Ziel und Traum wäre eine Medaille. Realistisch betrachtet weiß keiner, was einen erwartet. Es sind Situationen, die wir noch nie hatten, und Gegnerinnen, denen wir noch nie vorher begegnet sind. Es ist eine totale Ausnahmesituation“, sagte Plank. Freilich sei es ein Nachteil, dass sie aus der 50er-Klasse komme. „Aber ich glaube, es hängt davon ab, wie ich mit der Situation umgehen kann an dem Tag.“ Heuer habe sie es noch nicht geschafft, ihre Leistung so zu zeigen, wie sie es von sich erwartet habe. „Ich setze momentan eher darauf, mich auf mich zu konzentrieren. Und das abzurufen, wozu ich imstande bin.“

Übersicht über den Budokan in Tokio, wo die Bewerbe in Karate und Judo stattfinden
APA/AFP/Franck Fife
Der altehrwürdige Nippon Budokan ist Schauplatz der Olympiapremiere

Olympiachance erhöhte Dichte

Es sei „tragisch“, dass Olympia – vorerst zumindest – ein einmaliges Erlebnis bleiben werde. „Jetzt haben wir mal erfahren dürfen, was es heißt, eine olympische Sportart zu sein. Es ist ein Wahnsinn“, stellte Plank fest. „Einiges wird danach sicher wieder weniger gut laufen. Wenn die Ringe dahinter stehen, ist ein Olympische Komitee dahinter, das ermöglicht, dass man den Qualifikationsweg gehen kann. Denn sonst kann sich das ein Verband nicht leisten.“ Nationen, die vorher nicht so präsent gewesen seien, hätten aus dem Nichts ein Team rausgestampft. „Die Dichte ist enorm gewachsen“, so Plank.

Anders als für andere Athletinnen erfüllt sich mit dem Olympiastart für Plank kein Kindheitstraum. „Weil Karate nicht olympisch war. Als Kind habe ich nicht begreifen können, was olympisch oder nicht olympisch bedeutet. Als Kind macht man die Sportart, die man gern macht, die man liebt, wo das Herz dafür brennt. So war es bei mir auch.“ Sie habe mit neun Jahren damit angefangen. „Ich war ein Kind, das Action wollte. Papa hat mir das vorgeschlagen, weil ein paar Nachbarjungs schon ins Karatetraining gegangen sind. Es hat mir vom ersten Tag an voll getaugt“, sagte Plank.