Leichtathletin Ivona Dadic
Reuters/Fabrizio Bensch
Leichtathletik

Dadic beendet Siebenkampf als Achte

Ivona Dadic hat den Siebenkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio auf Rang acht beendet. Die Oberösterreicherin konnte sich im abschließenden 800-m-Lauf nicht mehr verbessern und schaffte 6.403 Punkte. Verena Mayr belegte mit 6.310 Zählern Platz elf. Gold ging wie 2016 in Rio de Janeiro an die Belgierin Nafissatou Thiam (6.791) vor den Niederländerinnen Anouk Vetter (6.689) und Emma Oosterwegel (6.590).

Thiam ging als Dritte in den Schlusstag, übernahm aber nach Weitsprung und Speerwurf die Führung und kam auch im 800-m-Lauf vor der am Mittwoch führenden Vetter ins Ziel. Mit zwei starken Stadionrunden lief Oosterwegel noch auf Rang drei. Die 26-jährige Thiam, Weltmeisterin 2017 und Europameisterin 2018, ist die erste Siebenkämpferin seit der US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee 1992, die ihren Olympiasieg wiederholt hat.

Dadic wurde in ihrem 800-m-Lauf in 2:15,10 Minuten Vierte und verpasste damit einen Top-Sechs-Platz nur um 17 Punkte. Mayr belegte im ersten Lauf in 2:07,92 Rang drei und machte damit in der Gesamtwertung noch zwei Ränge gut.

Leichtathletinnen Ivona Dadic und Carolin Schaefer
Reuters/Lucy Nicholson
Im abschließenden 800-m-Lauf konnte sich Ivona Dadic nicht mehr verbessern

Rückschlag im Weitsprung

Dadic war als Achte in den zweiten Tag gegangen, büßte aber gleich im Weitsprung einen Platz ein, ehe sie sich mit dem Speer wieder verbesserte. „Der Speerwurf war wirklich gut, er bringt mir halt nichts, denn der Weitsprung war halt leider nichts“, sagte de 27-Jährige, die am Donnerstag 6,11 m bzw. 48,40 m in die Wertung brachte.

Leichtathletin Ivona Dadic
GEPA/Christian Walgram
Der Weitsprung verlief gar nicht nach Wunsch von Dadic

Weil der Weitsprung so viele Punkte gekostet habe, hätte sie den Speer um die 53 m weit werfen müssen, erklärte die EM-Dritte von 2016. „Der erste Sprung war nicht so schlecht, aber knapp ungültig. Beim zweiten musste ich einen Sicherheitssprung machen, damit ich einen drinnen habe. Und beim dritten hat der Anlauf dann nicht gepasst, ich war viel zu weit weg.“ Schon nach dem ersten Tag hatte sich abgezeichnet, dass die Medaillen wohl außer Reichweite sind.

„Sport kann einem auch das Herz brechen“

„Der Sport kann so schön sein, aber es kann einem auch das Herz brechen“, trauerte Dadic im ORF-Interview einer besseren Platzierung nach. „Das traurige am ganzen Wettkampf ist, Bronze wäre nicht so, dass ich sage, das kann ich nicht oder ich brauche sieben Bestleistungen. Das ist in einem Bereich, wo ich nur zwei gute Tage gebraucht hätte. Es ist schade, man trainiert so lange darauf hin und dann funktioniert es einfach nicht. Ich bin maßlos enttäuscht“, meinte die Hallen-Vizeweltmeisterin von 2018.

Emotionales Interview von Dadic

Ivona Dadic blieb im Siebenkampf hinter ihren Erwartungen zurück und kämpfte im ORF-Interview mit den Tränen.

„Ein kleiner Trost ist, die Saison war eine Katastrophe, und für das war es gar nicht so schlecht“, sagte Dadic mit Tränen in den Augen. „Es war eine schwierige Saison, und ich wollte eigentlich gar nicht weinen.“ Dadic war wie Mayr nicht verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen, beide Oberösterreicherinnen berichteten von ähnlichen Beschwerden. In beiden Fällen gingen Oberschenkelprobleme mutmaßlich vom Rücken aus. Dadic hatte sich kurz vor der Japan-Reise extra noch in München von Sportarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am Rücken behandeln lassen.

Mayr fehlte die Lockerheit

Mayr war schon nach den ersten zwei Disziplinen am Mittwoch aus dem Rennen um Edelmetall gewesen. Von Rang 16 aus machte sie mit jedem Bewerb am Donnerstag Plätze gut und lief zum Abschluss noch auf Rang elf. „Ich bin unglaublich happy, dass ich durchgekommen bin und dass die 800 m so gegangen sind. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich so ein Team um mich habe“, sagte die WM-Dritte von 2019.

Mayr war „recht zufrieden“ mit dem Weitsprung (6,12 m). Dass sie nicht an ihre Bestleistung herankommen werde, sei ihr klar gewesen. Im Speerwurf sei der erste „total in die Hose gegangen“, im zweiten habe sie „das Trumm mit Gewalt rausgehaut“ – auf 44,95 m.

Leichtathletin Verena Mayr
GEPA/Christian Walgram
Verena Mayr konnte in Tokio nicht ihr volles Leistungspotenzial zeigen

Es sei der ganze Wettkampf nicht leicht von der Hand gegangen, meinte die 26-Jährige. Auch sie sprach von „keiner einfachen Saison“ und einer „Achterbahn der Gefühle“. „6.300 Punkte und der elfte Platz ist ein gutes Ergebnis. Es lohnt sich immer zu kämpfen“, sagte Mayr. Natürlich hoffe man als Sportlerin bis zuletzt, dass sich die Verletzungsprobleme am Tag X nicht zu stark auswirken. „Aber das fehlende Training lässt sich hier nicht leugnen.“

Zehnkämpfer Warner bricht 9.000-Punkte-Marke

Souveräner Olympiasieger im Zehnkampf wurde Damian Warner. Der 31-jährige Kanadier gewann mit dem olympischen Rekord von 9.018 Punkten die Goldmedaille und übertraf damit erstmals die heuer beim Sieg in Götzis noch knapp verpasste 9.000er-Marke. Das war zuvor nur dem Tschechen Roman Sebrle, dem US-Amerikaner Ashton Eaton und dem Franzosen Kevin Mayer gelungen. Weltrekordler Mayer (9.126) sicherte sich mit 8.726 Zählern wie schon vor fünf Jahren in Rio Silber, Bronze ging an den erst 21-jährigen Australier Ashley Moloney (8.649).

Im 400-m-Lauf gewann Steven Gardiner nach seinem WM-Titel 2019 in Doha auch Olympiagold. Der 25-Jährige von den Bahamas setzte sich in 43,85 Sekunden vor dem Kolumbianer Anthony Jose Zambrano (44,08) durch. Kirani James aus Grenada (44,19) komplettierte mit Bronze seinen Medaillensatz nach Gold 2012 und Silber 2016. Leer aus gingen die USA: Michael Cherry wurde Vierter, Michael Norman Fünfter. Die Amerikaner hatten von 1984 bis 2008 über die Stadionrunde dominiert, ehe 2012 James und 2016 der Südafrikaner Wayde van Niekerk – mit dem bis heute gültigen Weltrekord von 43,03 – siegten.

Kugelstoßer Crouser kratzt am Weltrekord

Auf sieben Zentimeter an seinen eigenen Weltrekord heran kam Kugelstoßer Ryan Crouser. Der US-Amerikaner gewann mit 23,30 m vor seinem Landsmann Joe Kovacs (22,65) und dem Neuseeländer Tomas Walsh (22,47). Damit gab es das exakt gleiche Podest wie 2016. Der 28-jährige Crouser hatte heuer in Eugene den 31 Jahre alten Weltrekord seines Landsmannes Randy Barnes von 23,12 auf 23,37 verbessert.

Die 110 m Hürden wurden in der Mittagshitze im Olympiastadion eine Beute des Jamaikaners Hansle Parchment, der im Finish aufdrehte und in 13,04 Sekunden vor Weltmeister und Favorit Grant Holloway aus den USA (13,09) und seinem Landsmann Ronald Levy (13,10) gewann. Im Dreisprung gab es einen portugiesischen Erfolg durch Pedro Pablo Pichardo, der mit 17,98 m vor dem Chinesen Zhu Yaming (17,57) und Hugues Fabrice Zango (17,47) gewann. Für Burkina Faso war Bronze die erste Olympiamedaille überhaupt.

Im Stabhochsprung der Damen kürte sich Katie Nageotte zur Olympiasiegerin. Die US-Amerikanerin gewann mit 4,90 m vor der russischen Weltmeisterin Anschelika Sidorowa und der Britin Holly Bradshaw, die beide 4,85 m übersprangen. Die griechische Rio-Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi (4,80) verpasste als Vierte Edelmetall. Im 20-km-Gehen der Herren in Sapporo siegte der Italiener Massimo Stano in 1:21:05 Stunden vor den Japanern Ikeda Koki (1:21:14) und Yamanishi Toshikazu (1:21:28).

Olympische Leichtathletikbewerbe am Donnerstag

Damen

Siebenkampf:
1. Nafissatou Thiam BEL 6.791
2. Anouk Vetter NED 6.689
3. Emma Oosterwegel NED 6.590
4. Noor Vidts BEL 6.571
5. Kendell Williams USA 6.508
6. Annie Kunz USA 6.420
7. Carolin Schäfer GER 6.419
8. Ivona Dadic AUT 6.403
11. Verena Mayr AUT 6.310
Stabhochsprung:
1. Katie Nageotte USA 4,90
2. Anschelika Sidorowa ROC 4,85
3. Holly Bradshaw GBR 4,85
4. Ekaterini Stefanidi GRE 4,80
5. Marina Kilipko UKR 4,50
. Wilma Murto FIN 4,50
. Tina Sutej SLO 4,50
8. Nikoleta Kiriakopoulou GRE 4,50
. Robeilys Peinado VEN 4,50
. Irina Schuk BLR 4,50
. Yarisley Silva CUB 4,50
. Xu Huiqin CHN 4,50

Herren

Zehnkampf:
1. Damian Warner CAN 9.018
2. Kevin Mayer FRA 8.726
3. Ashley Moloney AUS 8.649
4. Garrett Scantling USA 8.611
5. Pierce Lepage CAN 8.604
6. Zach Ziemek USA 8.435
7. Lindon Victor GRN 8.414
8. Ilja Schkurenjow ROC 8.413
400 m:
1. Steven Gardiner BAH 43,85
2. Anthony Jose Zambrano COL 44,08
3. Kirani James GRN 44,19
4. Michael Cherry USA 44,21
5. Michael Norman USA 44,31
6. Christopher Taylor JAM 44,79
7. Isaac Makwala BOT 44,94
8. Liemarvin Bonevacia NED 45,07
110 m Hürden:
1. Hansle Parchment JAM 13,04
2. Grant Holloway USA 13,09
3. Ronald Levy JAM 13,10
4. Devon Allen USA 13,14
5. Pascal Martinot-Lagarde FRA 13,16
6. Asier Martinez ESP 13,22
7. Andrew Pozzi GBR 13,30
8. Aurel Manga FRA 13,38
Dreisprung:
1. Pedro Pablo Pichardo POR 17,98
2. Zhu Yaming CHN 17,57
3. Hugues Fabrice Zango BUR 17,47
4. Will Claye USA 17,44
5. Yasser Triki ALG 17,43
6. Necati Er TUR 17,25
7. Donald Scott USA 17,18
8. Fang Yaoqing CHN 17,01
Kugelstoßen:
1. Ryan Crouser USA 23,30
2. Joe Kovacs USA 22,65
3. Tomas Walsh NZL 22,47
4. Darlan Romani BRA 21,88
5. Zane Weir ITA 21,41
6. Kyle Blignaut RSA 21,00
7. Armin Sinancevic SRB 20,89
8. Mostafa Amr Hassan EGY 20,73
20 km Gehen:
1. Massimo Stano ITA 1:21:05
2. Koki Ideka JPN 1:21:14
3. Toshikazu Yamanishi JPN 1:21:28
4. Alvaro Martin ESP 1:21:46
5. Christopher Linke GER 1:21:50
6. Diego Garcia ESP 1:21:57
7. Wang Kaihua CHN 1:22:03
8. Zhang Jun CHN 1:22:16