Klettern

Schubert sorgt für große Emotionen

Die Chance ist nur noch klein gewesen, aber Jakob Schubert hat sie genutzt. Der 30-jährige Tiroler kletterte am Donnerstag mit Nervenstärke und Können bei der olympischen Premiere seines Sports zu Bronze. Eine Medaille, die schon außer Reichweite schien. Dass es sich am Ende doch noch ausgegangen ist, sorgte für große Emotionen im Team. „Das war die größte Leistung in seinem Leben“, jubelte ein überwältigter Coach Killian Fischhuber.

Die Ausgangsposition vor dem finalen Bewerb – dem Vorstieg – war klar. Nur ein Sieg konnte die Medaille noch retten. Und Schubert lieferte. Er kletterte die Route als einziger Athlet durch, bügelte damit sein Pech im Speed und Bouldern aus und belegte mit 35 Punkten noch Rang drei hinter dem Spanier Alberto Gines Lopez (28 Punkte), und dem US-Amerikaner Nathaniel Coleman (30). Der Vorsprung auf den viertplatzierten Japaner Tomoa Narasaki war ein Punkt.

Das Geheimnis des Erfolges war, dass Schubert ohne realistische Medaillenchance auch ohne Druck in den Vorstieg ging. „Ich wollte unbedingt zeigen, was ich draufhabe. Im ersten Moment war ich happy drüber (über Top im Vorstieg, Anm.), aber ich habe immer noch nicht gedacht, dass es eine Medaille ist. Dann hat es ein paar Sekunden gedauert. Jetzt ist es wirklich die Bronzemedaille, unglaublich“, sagte der überglückliche Tiroler.

Schubert holt sensationell Bronze

Jakob Schubert hat mit Platz eins im Vorstieg noch die Bronzemedaille im Sportklettern erobert. Im Speed war Schubert nur Siebenter geworden. Nach Platz fünf im Bouldern stand er mit dem Rücken zur Wand.

Das Lob von Trainer Fischhuber, der Schubert aus dem Publikum schreiend über Bronze informierte, kannte keine Grenzen: „Wie er die Finalroute top gestiegen ist, das war das Größte, das ich jemals gesehen habe. Es war mental der ärgste Kampf. Ich habe richtig großen Respekt davor. Im Vorstieg ist er an den anderen vorbeispaziert. Eine coole Socke ist er – es ist unglaublich, mit dieser Ausgangsposition noch so abliefern. Wirklich Respekt!“

Mit Frust und wenig Hoffnung

Obwohl Schubert nach zwei Bewerben nur an der siebenten und letzten Stelle gelegen ist, war er mit seiner Leistung zufrieden. Im Speed hatte er Pech mit der Rankingverteilung. Im Bouldern war das Feld knapp beisammen, der Österreicher aber nur auf Rang fünf. „Ich war enttäuscht, wie es bis dahin gelaufen ist. Nicht so mit meiner Performance, aber ich habe das Gefühl gehabt, es läuft alles gegen mich. Ich habe mir gedacht, mein Traum geht nicht in Erfüllung, ich werde ohne Medaille heimfahren.“

Mit Frust im Bauch und ohne große Hoffnungen auf die Medaille kletterte der dreifache Weltmeister aber doch noch zu Bronze und damit zu Österreichs insgesamt siebenten Medaille in Tokio. „Dass ich es noch hingekriegt habe, das kann ich gar nicht glauben. Ich wollte der Welt einfach zeigen, dass ich gut Vorstieg klettern kann. Dann habe ich es versucht, es ist gut aufgegangen, und irgendwie mit allem Glück der Welt hat es doch noch für eine Medaille gereicht.“

Jakob Schubert mit Medaille
GEPA/Jasmin Walter
Mit der Bronzemedaille erfüllte sich Jakob Schubert einen sportlichen Traum

Medaille mit besonderem Stellenwert

Obwohl bei Weltmeisterschaften schon mit dreimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze dekoriert, hat die Olympiamedaille für Schubert einen ganz besonderen Stellenwert. „Das kann man nicht vergleichen, das ist ganz etwas anderes. Was Olympia so besonders macht, ist, dass es eine viel größere Bühne ist. Dadurch probieren alle noch einmal viel professioneller darauf hinzuarbeiten. Man hat einfach einen ganz anderen Druck und eine andere Nervosität wie bei einer WM – es ist doch nur alle vier Jahre“, sagte Schubert.

„Ich habe das Pech oder das Glück, dass Klettern das erste Mal bei den Spielen dabei ist. Ich hätte schon bei zwei, drei Spielen dabei sein können. Aber von dem her habe ich nicht viele Chancen in meinem Leben, eine Medaille zu gewinnen, weil ich schon älter bin. Und weil ich so wenige Chancen habe, macht es das so unglaublich besonders“, so der 30-Jährige. Ein Start bei den Sommerspielen 2024 wäre für Schubert vom Alter her möglich. Die Änderung im Programm würde ihm in die Karten spielen, wird doch in Paris eine Medaille aus der Kombination Bouldern und Vorstieg vergeben.

Kombination:
1. Alberto Gines Lopez ESP 28
2. Nathaniel Coleman USA 30
3. Jakob Schubert AUT 35
4. Tomoa Narasaki JPN 36
5. Mickael Mawem FRA 42
6. Adam Ondra CZE 48
7. Colin Duffy USA 60
8. Bassa Mawem FRA DNS