Annika Schleu (GER)
Reuters/Ivan Alvarado
Moderner Fünfkampf

Trainerin nach Eklat ausgeschlossen

Die deutsche Fünfkampf-Bundestrainerin Kim Raisner ist wegen ihres Verhaltens beim Olympiadrama um Annika Schleu von den Sommerspielen in Tokio ausgeschlossen worden. Diese Entscheidung verkündete der Weltverband im Modernen Fünfkampf (UIPM) am Samstag, einen Tag nach den umstrittenen Szenen beim Finaltag der Frauen. Raisner zeigte danach zwar Verständnis für die Aufregung, wehrte sich aber entschieden gegen den Vorwurf der Tierquälerei.

Die Trainerin habe das Schleu zugeloste Pferd, das im Parcours verweigerte, anscheinend mit der Faust geschlagen, begründete die UIPM den Beschluss. Der Gewinn der Goldmedaille war für Schleu am Freitag in Tokio greifbar nah gewesen, doch das ihr zugeloste Leihpferd Saint Boy verweigerte mehrfach.

Die 31-Jährige blieb deshalb ohne Punkte und kam am Ende auf Rang 31. Danach gab es heftige Kritik an der Sportlerin und an Raisner. „Hau mal richtig drauf! Hau drauf!“, hatte sie – im Fernsehen deutlich hörbar – Schleu zugerufen und das Pferd in die Flanken geboxt. Die sichtlich überforderte Athletin hatte daraufhin verzweifelt mit der Gerte auf das verunsicherte und verängstigte Pferd eingeschlagen.

Suspendierung nach Reitdrama

Die deutsche Trainerin Kim Raisner muss Tokio vorzeitig verlassen.

Trainerin wehrt sich gegen Vorwurf

Raisner selbst wehrte sich nach ihrem Olympiaausschluss gegen Tierquälerei-Vorwürfe, bereute aber ihre Wortwahl. „Ja, im Nachhinein kann man vielleicht sagen, das war zu harsch“, sagte die Bundestrainerin der dpa bei den Sommerspielen in Tokio. Die Kritik an ihrem Verhalten sei aber insgesamt „zu hart“ gewesen. Auch den Schlag auf das Hinterteil des Pferdes bereute die Trainerin im Nachhinein. „Ich weiß, auch dieser Klaps auf den Hintern, der hätte nicht sein müssen, aber der war nicht doll“, sagte die 48-jährige Raisner.

Vorwürfen der Tierquälerei widersprach Raisner energisch. „Ich bin weit davon entfernt, Tiere zu quälen. Ich liebe Tiere, ich liebe Pferde, genauso wie Annika. Wir verdreschen unsere Pferde nicht“, sagte die langjährige Bundestrainerin. Das Pferd habe in der Situation am Freitag „gar nicht“ gewollt. „Annika hat das gemerkt, und da war einfach Verzweiflung da. Natürlich fordere ich da auf, dass sie als Reiterin die Möglichkeiten, die sie hat, nutzt, und mit den Hilfen, die da sind, versucht, das Pferd aus der Ecke zu bekommen.“

Auch DOSB sprach Sperre aus

Zuvor hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bereits mitgeteilt, dass Raisner beim Männer-Wettbewerb am Samstag keine offizielle Aufgabe wahrnehmen werde. Sie solle „weder am Parcours noch am Abreiteplatz eine Funktion“ haben, sagte der DOSB-Chef Alfons Hörmann nach einer Besprechung des Vorfalls. Das sei die „beste Lösung“, um keine „weiteren Fragezeichen“ rund um die Trainerin aufkommen zu lassen.

Der Präsident des Dachverbands sagte, dass das internationale Regelwerk im Fünfkampf „dringend“ einer Überarbeitung bedürfe, konkrete Vorschläge wollte er aber nicht machen.

Auch Moster gesperrt

Raisner ist bereits das zweite Mitglied des deutschen Betreuerstabs, das vorzeitig die Heimreise antreten musste. Denn auch Radsport-Sportdirektor Patrick Moster musste Tokio nach einem rassistischen Vorfall frühzeitig verlassen.

Der Funktionär hatte vergangene Woche im Einzelzeitfahren den Deutschen Nikias Arndt an der Strecke mit den Worten „Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm“ angefeuert, die vor ihm fahrenden Azzedine Lagab aus Algerien und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea noch einzuholen. Die Rufe waren vom Fernsehen eingefangen und live übertragen worden. Moster war daraufhin suspendiert und anschließend vom Weltverband bis Jahresende gesperrt worden.