Die Fans im Santiago Bernabeu verabschiedeten Bale daher auch mit Standing Ovations, die spanischen Zeitungen feierten ihn schon als neuen Real-Anführer und Nachfolger von Cristiano Ronaldo. „Bale übernimmt das Kommando“, titelte die Madrider Sportzeitung „Marca“ nach dem 2:0-Auftaktsieg von Real Madrid in der spanischen Liga gegen den FC Getafe. Auch das Konkurrenzblatt „AS“ schrieb: „Bale macht seinen Anspruch auf den Thron geltend.“
Sprung aus dem Schatten?
Der 29 Jahre alte Waliser hatte mit einer beeindruckenden Vorstellung sein Potenzial gezeigt, den zu Juventus Turin gewechselten Ronaldo als Star der Mannschaft abzulösen. Gegen den Madrider Vorortclub Getafe hatte der Champions-League-Sieger keine Mühe. Und das war vor allem Bale zu verdanken. Der Offensivspieler bereitete das 1:0 des Ex-Leverkuseners Dani Carvajal vor. Nach der Pause erzielte der walisische Superstar mit seinem linken Fuß den Endstand (51.).
Der 2013 zu Real gewechselte Bale hatte die Erwartungen bisher nicht richtig erfüllen können. Zwar erzielte er einige spektakuläre und auch entscheidende Tore, doch aus dem Schatten Ronaldos hatte der eher schüchterne Profi nie treten können. In der vorigen Saison saß er sogar oftmals nur auf der Bank. In 39 Pflichtspielen traf Bale 21-mal. Eine stolze Bilanz, aber zu wenig für einen Mann, der bei seiner Verpflichtung die Rekordsumme von rund 100 Millionen Euro kostete.
„Noch viel Raum nach oben“
Der neue Real-Trainer Julen Lopetegui lobte Bale jedenfalls nach dem Saisonstart: „Gareth hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Er hat ganz besondere Eigenschaften und bietet uns viele Lösungen“, sagte der frühere spanische Nationalcoach. Wichtig seien aber nicht die einzelnen Spieler, „sondern das Team“. Dank des Sieges nur vier Tage nach der 2:4-Niederlage nach Verlängerung im UEFA-Supercup gegen den Stadtrivalen Atletico kann Lopetegui zumindest die nächsten Tage in Ruhe arbeiten.
„Wir haben – so wie alle Teams zu diesem Zeitpunkt – noch viel Raum nach oben, aber wir haben Intensität gezeigt und einen guten Teamgeist bewiesen“, sagte Lopetegui, der nach der Einigung mit Real unmittelbar vor der WM in Russland als spanischer Teamchef entlassen worden war, nach dem Auftaktsieg, „es war der erste Schritt in einer langen Saison. Es bleibt noch viel zu tun, aber im Moment sind wir glücklich.“ In der abgelaufenen Saison fehlten Real am Ende 17 Punkte auf Meister Barcelona.
Schwacher Besuch
Ungeachtet der guten Leistung von Bale und Co. wünschen sich die Fans in Madrid weiter die Verpflichtung eines neuen offensiven Topmanns. Verstärkt hat sich der Club bisher nur mit Torwart Thibaut Courtois, Außenverteidiger Alvaro Odriozola und dem erst 18 Jahre alten Stürmer Vinicius Junior, die alle im ersten Spiel nicht zum Einsatz kamen. Das war – neben dem wenig spektakulären Gegner und der Urlaubszeit – wohl mit ein Grund dafür, dass nur rund 48.500 Zuschauer zum ersten Ligaspiel kamen. Es war der schwächste Besuch bei einem Ligaspiel im Bernabeu seit dem 24. Mai 2009 gegen den RCD Mallorca.