„Der Fußballverband und sein Präsident Claudio Tapia spüren tiefen Schmerz über den Tod unserer Legende, Diego Armando Maradona. Du wirst immer in unseren Herzen sein“, twitterte der Verband. Die argentinische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Maradona galt als einer der besten Fußballer der Geschichte. 1986 führte der exzellente Techniker Argentinien in Mexiko zum zweiten WM-Titel seiner Geschichte. Mit dem SSC Napoli holte Maradona zweimal die italienische Meisterschaft und den UEFA-Cup. Nach seiner aktiven Karriere war der Argentinier auch Teamchef seines Heimatlandes, abseits des Feldes sorgte der exzentrische Superstar aber ebenso durch Drogen- und Alkoholexzesse für Schlagzeilen.
Unvergessen sind die „Hand Gottes“, mit der er bei der WM 1986 gegen England getroffen hatte, oder sein Jahrhunderttor nach einem unfassbaren Dribbling im selben Spiel. Unvergessen sind aber auch die Jahre später erschienenen Bilder vom kugelrunden Maradona mit blondiertem Haar. Er scheiterte nicht nur als Teamchef, auch als TV-Moderator, verbrachte Wochen in Krankenhäusern, ließ sich den Magen verkleinern und schrammte mehrmals knapp am Tod vorbei.
Trauer um Diego Maradona
Die argentinische Fußballlegende verstarb am Mittwoch rund einen Monat nach seinem 60. Geburtstag in seinem Haus in Tigre nördlich von Buenos Aires an einem Herzinfarkt.
Zuletzt wieder im Krankenhaus
Erst kürzlich hatte Maradona einen Spitalsaufenthalt überstanden. Er war am 11. November, gut eine Woche nach der Operation wegen einer Hirnblutung, aus einem Krankenhaus in einem Vorort von Buenos Aires entlassen worden. Beim einstigen Superstar war zunächst von emotionalem Stress, Blutarmut und Dehydrierung die Rede.
Bei den Tests wurde dann eine Blutung zwischen harter Hirnhaut und Gehirn festgestellt. Maradona habe den möglicherweise schwierigsten Moment seines Lebens überstanden, sagte sein Anwalt Matias Morla damals. Maradona sei gewillt, sich wegen persönlicher Probleme zu rehabilitieren: „Es wird Maradona noch eine Weile geben.“ Ein paar Tage später starb Maradona in seinem Haus an einem Herzinfarkt. Herbeigerufene Sanitäter konnten ihn nicht wiederbeleben.
Legende begann am Rande von Buenos Aires
Für die meisten ist Maradona ein Mythos geblieben. Die Legende begann in der Siedlung Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires, wo „El Pibe de Oro“ (der Goldjunge) früh vom Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt wurde. Als zwölf Jahre alter Ballbub soll er den Zuschauern mit seinen Kabinettstückchen während der Halbzeitpausen schon mehr Unterhaltung als die erste Mannschaft geboten haben.
Im Alter von 15 Jahren gab er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 war er Nationalspieler, mit 17 Torschützenkönig und als 19-Jähriger erstmals Südamerikas Fußballer des Jahres.
Maradona scheute Vergleich mit Pele
Ob er der neue Pele sei, wollten Reporter damals von ihm wissen. „Ich bin Maradona, kein neuer Irgendwas. Ich will einfach nur Maradona sein“, antwortete der junge „Diegito“. Und das ist ihm ohne Zweifel gelungen: dass sein Lebensweg unvergleichlich war. Am Anfang ging noch vieles gut. 1982 wechselte Maradona von den Boca Juniors für eine Rekordablösesumme zum FC Barcelona, zum Halbgott stieg er aber erst zwei Jahre später auf. Für eine weitere Rekordablöse ging es weiter zum SSC Napoli, also nicht zu den großen Clubs im Norden Italiens, sondern zum verspotteten Fastabsteiger in den verachteten Süden. „Kloake Italiens“, tönen Juve- oder Milan-Fans beim Duell.
Hier begann die Verwandlung. Maradona stieg höher und höher, 1987 und 1990 führte er Napoli zu den bis heute einzigen Meisterschaften der Vereinsgeschichte. Schon bei seiner Begrüßung hatten ihn mehr als 70.000 Fans im Stadio San Paolo empfangen, später lungerten die Menschen immer wieder vor seiner Haustür herum. Einmal soll eine Krankenschwester eine Blutprobe von ihm gestohlen und in die Kirche gebracht haben. Maradona kam mit dem Hype klar, solange er Fußball spielte, auf dem Rasen wurde er besser und besser. Die Neapolitaner verehren ihn noch immer wie einen Heiligen.
Probleme abseits des Spielfeldes
„Auf dem Platz wird das Leben unwichtig. Die Probleme, all das wird unwichtig“, sagte er in der Dokumentation „Diego Maradona“. Abseits des Platzes wurde er genauso unkontrollierbar wie für seine Gegenspieler. Er verfiel dem Kokain („Eine Line – und ich fühlte mich wie Superman“), zog zum Teil von Sonntag bis Mittwoch um die Häuser, um bis zum nächsten Spiel am Wochenende wieder alles auszuschwitzen. Seine Nationalmannschaftskarriere endete bei der WM 1994 wegen einer Dopingsperre durch den Fußballweltverband (FIFA).
„Diego hatte ein Leben wie ein Traum. Und wie ein Alptraum“, meinte sein langjähriger Fitnesstrainer Fernando Signorini. „Ich glaube, er hält sich für einen Gott, und das könnte einer der Gründe für seine Probleme sein“, sagte vor vielen Jahren der Leiter der Klinik Guemes in Buenos Aires, Hector Pezzella, wo Maradona 2007 in Behandlung war. Der Ausnahmespieler hat sich nie geschont. „Er lebt jeden Moment, als wäre es sein letzter“, betonte Signorini. „Wenn Diego einmal nicht mehr da ist, wird er noch mehr geliebt werden.“
Steckbrief von Diego Armando Maradona
- Geboren: 30. Oktober 1960 in Villa Fiorito (Buenos Aires)
- Gestorben: 25. November 2020 in Tigre (Buenos Aires)
- Größe/Gewicht: 1,68 m/70 kg (zu aktiven Zeiten)
- Position: Offensives Mittelfeld
Stationen als Profi:
- Argentinos Juniors (1976–81)
- Boca Juniors (1981–82)
- FC Barcelona (1982–84)
- SSC Napoli (1984–91)
- FC Sevilla (1992–93)
- Newell’s Old Boys (ARG/1993)
- Boca Juniors (1995–97)
Stationen als Trainer:
- Deportivo Mandiyu Corrientes (ARG/1994)
- RC Avellaneda (ARG/1995)
- Argentinien (2008 bis 2010)
- Al-Wasl (VAE/2011 bis 2012)
- Fudschairah (VAE/2017 bis 2018)
- Dorados de Sinaloa (MEX/2018 bis 2019)
- Gimnasia de La Plata (ARG/2019 bis 2020)
Größte Erfolge (alle als Spieler):
- Weltmeister 1986
- WM-Finalist 1990, vier WM-Teilnahmen (1982, 1986, 1990, 1994)
- 91 Länderspiele in Argentiniens Nationalteam (34 Tore)
- Argentinischer Meister 1981 mit Boca Juniors
- Spanischer Cup-Sieger 1983 mit Barcelona
- Italienischer Meister 1987 und 1990 mit SSC Napoli
- UEFA-Cup-Sieger 1989 mit Napoli
- Italienischer Cup-Sieger 1987 mit Napoli
- Bester Fußballer der WM 1986
- 6-mal Südamerikas Spieler des Jahres (1979, 1980, 1986, 1989, 1990, 1992)
- 4-mal Argentiniens Fußballer des Jahres (1979, 1980, 1981, 1986)
- U20-Weltmeister 1979 und bester Spieler des Turniers in Japan
Auszeichnungen:
- Sein zweites Tor gegen England bei der WM 1986 in Mexiko –
Dribbling von der Mittellinie – wurde vom Weltfußballverband (FIFA) zum Tor des 20. Jahrhunderts gewählt - In einer Internetabstimmung der FIFA unter Fans wurde Maradona zum „Weltfußballer des Jahrhunderts“ gewählt
- Aufnahme in die Liste der besten Fußballer des 20. Jahrhunderts, die „FIFA 100“
Anmerkung: 1991 wegen Kokainkonsums, der zu einem positiven
Dopingbefund geführt hatte, für 15 Monate gesperrt