Ski alpin

Hütter schnappt sich mit Sieg Abfahrtskugel

Cornelia Hütter hat sich am Samstag in Saalbach-Hinterglemm in einem dramatischen Finale erstmals die kleine Kristallkugel in der Abfahrt gesichert. Die 31-jährige Steirerin gewann bei schwierigen Windverhältnissen das letzte Saisonrennen und fing damit noch die Schweizerin Lara Gut-Behrami ab, die mit 72 Punkten Vorsprung auf die Österreicherin ins letzte Saisonrennen gegangen war und als 17. leer ausging. Für Österreich ist es die erste Kugel im Speed-Bereich seit Nicole Schmidhofer 2019 in der Abfahrt.

„Es ist gerade komplett unrealistisch. Vor zwei Tagen habe ich geträumt, dass es mir im Super-G aufgeht, da hatte ich auch die Chance gehabt. Es ist unglaublich. Im Super-G habe ich mehr daran geglaubt. Beim Fahren bin ich mir heute so langsam vorgekommen, aber dann habe ich im Ziel die Megastimmung mitbekommen, und die Eins hat aufgeleuchtet. Es war ein Zittern, denn wenn wer vor mir noch reingefahren wäre, hätte es sich doch nicht ausgehen können“, sagte eine emotionale Hütter anschließend im ORF-Interview.

Die Steirerin hatte mit Startnummer zwölf die Bestzeit vorgelegt, Gut-Behrami folgte mit 14, schwang aber mit 1,89 Sekunden Rückstand ab. Sie musste darauf hoffen, dass noch jemand Hütter vor 8.450 Zuschauerinnen und Zuschauern den Sieg wegschnappt. Sehr spannend wurde es nochmals bei der Fahrt von Ilka Stuhec, die Slowenin kam bis auf 0,17 Sekunden an Hütter heran. Gezittert wurde aber bis zum Schluss, weil immer wieder Läuferinnen oben Bestzeiten hatten. Als sie schließlich nicht mehr von der Spitze verdrängt werden konnte, atmete Hütter auf und fiel ihren Teamkolleginnen in die Arme.

Die österreichische Skifahrerin Cornelia Huetter mit der Abfahrskugel
GEPA/Mario Buehner-Weinrauch
Cornelia Hütter war nach dem Gewinn der Abfahrtskugel überglücklich

Hütter entschied die Abfahrtswertung letztlich mit 28 Punkten Vorsprung auf Gut-Behrami, die damit auch ihre vierte Kristallkugel verpasste. Die Schweizerin hatte sich in dieser Saison bereits den Gesamtweltcup, den Riesentorlauf-Weltcup und den Super-G-Weltcup gesichert. Hütter hatte am Freitag die Super-G-Kugel noch klar verpasst, sie nutzte dafür ihre zweite Chance. Für Österreich ist es neben der Slalom-Kugel von Manuel Feller die zweite Kristallkugel in diesem Winter.

1. Cornelia Hütter (AUT)
2. Ilka Stuhec (SLO)
3. Nicol Delago (ITA)

„Heute war ich nicht in der Lage, schnell mitzufahren. Es ist verdient von Conny. Ich versuche, immer mein Bestes zu geben, heute war es nicht gut genug. Ich hätte nie erwartet, dass ich drei Kugeln gewinne, es ist kein Weltuntergang, dass ich die vierte nicht habe“, gab sich Gut-Behrami als faire Verliererin.

Ager schrammt an Podest vorbei

Hütter feierte in Saalbach, WM-Schauplatz von 2025, ihren insgesamt sechsten Weltcup-Sieg, den zweiten in der Abfahrt. Auf Rang zwei fuhr die Slowenin Stuhec (+0,17), die damit erstmals in dieser Saison auf dem Podest landete. Dritte wurde die Italienerin Nicol Delago (+0,49), die Christina Ager noch um 0,01 Sekunden vom Podest verdrängte.

Unmittelbar hinter ihrer Teamkollegin landete Stephanie Venier auf dem fünften Platz (+0,62). Venier, die vor der letzten Abfahrt als Zweite auch noch Chancen auf die Kugel hatte, belegte letztlich in der Abfahrtswertung hinter Hütter, Gut-Behrami und der verletzten Italienerin Sofia Goggia den vierten Platz.

Ager schrammt an Podest vorbei

Christina Ager ist in Saalbach als Vierte knapp am Podest vorbeigefahren. Auf Platz drei fehlten ihr letztlich 0,01 Sekunden.

„Für mich war es eine richtig gute Fahrt. Ich kann mir null vorwerfen, aber anscheinend war es nicht gut genug. Aber nur weil ich heute Fünfte bin, lasse ich mich nicht runterziehen. Ich habe eine Megasaison gehabt. Ich kann mir nichts vorwerfen, schauen wir auf die nächste Saison“, sagte Venier. Mirjam Puchner als Sechste und Ariane Rädler als Zehnte rundeten das gute mannschaftliche Ergebnis ab. Junioren-Weltmeisterin Victoria Olivier schied aus.

Freudentränen bei Cheftrainer Assinger

Damen-Cheftrainer Roland Assinger verdrückte nach dem Rennen einige Freudentränen. „Es war heute sehr emotional, das war ja wie in einem Kriminalroman. Bei solchen Rennen weiß man nie, was passiert. Letztendlich ist es scheißegal, wir haben die Kugel, das ist wirklich geil.“

„Bei der Teamsitzung haben wir gestern gesagt, wir können uns das von den Schweizern nicht gefallen lassen, wir müssen den Herren helfen, und der Gut dürfen wir nicht alle Kugeln lassen. Aber Spaß beiseite: Das Glück war heute auf unserer Seite, heute hat alles gepasst, die Ski, das Wetter, schön“, sagte der Kärntner nach seiner ersten Saison als Damen-Cheftrainer. Assinger freute sich freilich auch über den Gewinn des Nationencups. Österreich entschied diesen mit 4.977 Punkten vor der Schweiz mit 4.644 und Italien mit 4.353 für sich.

Letztes Rennen für Mowinckel

Für Ragnhild Mowinckel war das 248. Rennen ihrer Karriere auch das letzte. Die Norwegerin, die bereits Ende Februar angekündigt hatte, dass sie zum Saisonende ihre Karriere beenden wird, fuhr zum Abschluss auf Rang 20. Die 31-Jährige gewann insgesamt vier Weltcup-Rennen, zuletzt die Abfahrt Ende Jänner in Cortina d’Ampezzo, sowie zwei olympische Silbermedaillen (Abfahrt und RTL 2018) und zweimal WM-Bronze.