ÖSV-Damen-Cheftrainer Roland Assinger (im Hintergrund Cornelia Hütter)
APA/Barbara Gindl
Ski alpin

ÖSV-Chefcoach sieht Damen auf gutem Weg

Das letzte Saisonrennen der Damen am Samstag in Saalbach-Hinterglemm hat dem ÖSV nicht nur die kleine Kristallkugel in der Abfahrt durch Cornelia Hütter gebracht, sondern auch den Sieg im Nationencup der Damen. „Diesen Zug kann man nicht bremsen“, sah Roland Assinger seine Läuferinnen nach seiner ersten Saison als Cheftrainer daher auf dem richtigen Weg.

Dank der starken Mithilfe der Speed-Asse Hütter (913 Punkte), Stephanie Venier (726) und Mirjam Puchner (529), aber auch durch Technikerin Katharina Liensberger (447) wurden 1.004 Punkte mehr als in der Vorsaison eingefahren. Am Ende betrug der Vorsprung auf die zweitplatzierten Schweizerinnen 333 Zähler.

Für Assinger, der vor seiner Rückkehr drei Jahre an einem Schweizer Skigymnasium gearbeitet hat, war der Erfolg im Nationencup auch eine persönliche Genugtuung. Seit 2020 geht die Trophäe hin und her, Österreich war 2022 die Nummer eins. Assinger habe es geschafft, in kurzer Zeit wieder einen Teamspirit zu formen, hatte Verbandspräsidentin Roswitha Stadlober schon vor dem erfolgreichen Abschluss in Saalbach-Hinterglemm erklärt.

Ski alpin: Weltcup-Bilanz der Damen

Debatten über den Rennkalender, viele Absagen, Siege und Niederlagen haben die heurige alpine Skisaison geprägt.

15 der 17 ÖSV-Stockerlplätze auf schnellen Kursen

Die Speed-Spezialistinnen, die schon im Vorwinter mit WM-Medaillen aufgezeigt hatten, wurden von Assinger endgültig auf Erfolgskurs geführt. Sie allein brachten 15 der 17 Stockerlplätze – vier Siege, sechs zweite und fünf dritte Plätze – in die Bilanz ein.

„Wenn man die Saison Revue passieren lässt, war der Speed-Bereich sehr gut“, lautete daher auch Assingers wenig überraschendes Resümee. „Wir waren mit unterschiedlichen Läuferinnen am Stockerl, das ist mir sehr wichtig.“ Neben Hütter (sieben Podestplätze, zwei Siege) und Venier (vier und zwei) waren das Puchner und Christina Ager mit drei bzw. einem Top-Drei-Ergebnis. Nina Ortlieb, die im Sommer verletzte Vizeweltmeisterin in der Abfahrt, verpasste den gesamten Winter.

„Vertrauen ist die Basis“

Die Athletinnen würden den verstärkten internen Konkurrenzkampf positiv sehen, so Assinger, durch einen geglückten Start sei auch vieles leichter gefallen. „Im Abfahrtssport ist Vertrauen die Basis“, erinnerte der frühere Abfahrer. Vertrauen zum Trainerteam ist elementar, denn „man ist viel von Funksprüchen abhängig“. Fix sei auch: „Kommunikation muss an vorderster Front stehen.“

Vor der anstehenden Heim-WM gelte es nun, weitere „Rädchen zu drehen und nachzujustieren“, sei es im konditionellen oder skitechnischen Bereich. „In der Abfahrt haben wir beispielsweise über die Wellen noch Reserven.“ Ziel sei es, auch die Mannschaftsbreite zu erhöhen, um disziplinübergreifend noch mehr Läuferinnen auf das Podium zu bringen.

Nachwuchs drängt nicht nach vorne

Auffallend ist, dass die Stockerl- und gute Punktefahrerinnen seit Jahren dieselben sind. Die zweite und dritte Reihe müsse daher forciert werden. „Das ist das Hauptziel für die nächsten Jahre, dass man die unteren Kader so weit bringt, dass sie schön langsam in den Weltcup kommen und dann aufschließen“, sagte der Cheftrainer.

Mit dem neuen ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher hätte schon ein Meeting stattgefunden. Der Austausch mit dem früheren Nordisch-Direktor werde in den kommenden Wochen intensiviert, sagte Assinger. „Ich glaube, dass man da einen gewissen Transfer herstellen kann und vielleicht etwas rausholt, was bis dato noch nicht so Thema war.“

„In den technischen Disziplinen haben wir Arbeit“

Der Riesentorlauf bleibt eine Baustelle. Zwar klopften Stephanie Brunner und Julia Scheib beim Saisonfinale als Vierte und Fünfte in der erweiterten Weltspitze an. „Aber nach vorne hin fehlt schon noch viel“, gestand Assinger nach der vierten RTL-Saison in Folge ohne Podestplatz. Zufriedenstellender waren die Leistungen im breiter aufgestellten Slalom-Team, wobei das Formtief nach einem überraschend erfolgreichen Saisonstart mit den zwei dritten Plätzen durch Liensberger und Katharina Truppe unübersehbar war.

Cornelia Hütter im Interview

Cornelia Hütter sicherte sich am Samstag in Saalbach-Hinterglemm in einem dramatischen Finale erstmals die kleine Kristallkugel in der Abfahrt.

„In den technischen Disziplinen haben wir Arbeit“, resümierte Assinger nüchtern nach einer Saison, die er in den Technikbewerben als „Sondierungsjahr“ bezeichnete. Das Teamgefüge soll hier noch mehr forciert werden. Den historischen Nuller von Jasna, als keine ÖSV-Riesentorläuferin in den Punkterängen landete, habe er nachträglich sogar positiv gesehen, „so hart das klingt“. „Weil man dann noch mehr zusammenrückt und der Ursache noch mehr auf den Grund geht. Man hinterfragt wirklich, warum ist es so weit gekommen? Ich glaube, das ist ein Schritt, der uns in Zukunft weiterbringen wird“, sagte Assinger.