Michael Jordan (Chicago Bulls)
Reuters/Sue Ogrocki
Hintergrund

Wenn Sportstars nicht loslassen können

Marcel Hirscher reiht sich mit seinem Rücktritt vom Rücktritt nahtlos in eine prominente Reihe ein. Denn immer wieder hielten es Sportstars im Ruhestand nicht aus. Nicht immer war das Comeback dabei von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Manche Athleten fügten ihrem Image mit dem Comeback ein paar Kratzer zu.

Er wolle einfach „ab und zu“ Rennen fahren, weil es ihm Spaß mache, beschrieb der achtmalige Weltcup-Gesamtsieger Hirscher seine Motivation. „Ich bin vor fünf Jahren zurückgetreten und jetzt 35 Jahre alt – dementsprechend muss man meine Idee auch einordnen“, sagte er. Der Ehrgeiz des Salzburgers lässt allerdings vermuten, dass hinter allem auch die Lust auf weitere Erfolge stehen dürfte.

Den allgemeingültigen optimalen Zeitpunkt für den Abschied vom erfolgreichen Sportlerdasein gibt es nicht. Einer der wankelmütigsten Athleten in dieser Hinsicht war Michael Jordan. Der für viele beste Basketballer der Geschichte verabschiedete sich gleich zweimal auf dem Höhepunkt seines Schaffens – aber beide Mal nicht bleibend.

Michael Jordan als Baseballspieler im Trikot der Chicago White Sox
APA/AFP/Eugene Garcia
Basketballstar Michael Jordan wechselte für ein Jahr das Metier und versuchte sich als Baseballer

Nach den ersten drei Titeln in der National Basketball Association (NBA) mit den Chicago Bulls nahm „His Airness“ zunächst 1993 den Hut und versuchte sich im Baseball. Angetrieben wurde er unter anderem durch die kurz zuvor erfolgte Ermordung seines Vaters, der den Wunsch gehabt hatte, Michael als Profibaseballer zu sehen. Nach dem Comeback 1995 beschenkte der „Oberbulle“ Chicago mit weiteren drei Titeln und trat 1998 erneut zurück. Von 2001 bis 2003, als er seinen 40. Geburtstag feierte, spielte er dann aber noch einmal für die Washington Wizards.

Doch wieder „im Kreis fahren“

Michael Schumacher verließ im Oktober 2006 die Formel 1. Am 29. Juli 2009 kündigte er sein Comeback für Ferrari an, das vorerst nur am Veto der Ärzte scheiterte. Am 22. Dezember 2009 aber wurde schließlich der Vertragsabschluss beim damals neuen Mercedes-Werksteam verkündet. Der Deutsche fuhr noch drei Saisonen, schaffte es aber nur noch einmal als Dritter auf das Podest. Er gilt dennoch als Geburtshelfer des Serienchampions bei Fahrern und Konstrukteuren von 2014 bis 2021.

Legendär in der Formel 1 ist auch das Comeback des verstorbenen Niki Lauda. 1979 trat der Wiener während des Grand-Prix-Wochenendes in Montreal zurück. „Warum soll ich wie ein Trottel mit den anderen im Kreis fahren?“, lautete damals angeblich sein Begründung. Schon drei Jahre später hatte er die Lust wiedergefunden. McLaren holte ihn aus der sportlichen Frühpension, und das sollte sich bezahlt machen: 1984 setzte sich Lauda ein drittes Mal die WM-Krone auf.

Niki Lauda im Italien-GP von 1984
IMAGO/Thomas Zimmermann
Lauda hatte drei Jahre nach seinem Rücktritt wieder Lust und krönte sich 1984 noch einmal zum Weltmeister

Von Moser-Pröll bis Brady

Annemarie Moser-Pröll verabschiedete sich 1975 mit 22 Jahren vom Skiweltcup, ein Jahr später kehrte sie zurück und fuhr 1980 zu Olympiagold. Thomas Muster wollte ursprünglich 1999 sein letztes Match auf der ATP-Tour bestreiten, 2010 und 2011 schlug er dann wieder beim Turnier in der Wiener Stadthalle auf. Auch andere Tennisstars wie Björn Borg, Jimmy Connors, John McEnroe und Martina Hingis kamen teilweise mehrmals zurück und spielten bis weit in ihre 40er. Martina Navratilova gewann 2006 sogar wenige Wochen vor ihrem 50. Geburtstag den Mixed-Bewerb bei den US Open.

Football-Superstar Tom Brady konnte nur eineinhalb Monate loslassen, ehe er 2022 sein Comeback verkündete. Da hatte er schon sieben Super-Bowl-Siege gefeiert. Nach einer weiteren Saison war erneut Schluss – doch aktuell machen Gerüchte die Runde, der 46-jährige Brady könnte noch einmal zurückkommen. Sein ehemaliger Mannschaftskollege Rob Gronkowski stieg 2019 mit 30 Jahren aus dem Hamsterrad Sport aus und kehrte ein Jahr später – an der Seite von Brady – zurück. Mit den Tampa Bay Buccaneers gewann er noch einmal den Titel.

Quarterback Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers)
Reuters/USA Today Sports/Nathan Ray Seebeck
Starquarterback Brady hielt es nur wenige Monate in der Sportpension aus

Skispringer Janne Ahonen reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Nachdem er im März 2008 das Ende seiner aktiven Laufbahn bekanntgegeben hatte, legte der Finne bis 2017 drei Comebacks hin. Auch im Boxsport ist das Comeback allgegenwärtig: Muhammad Ali beendete 1978 mit der geglückten Revanche gegen Leon Spinks seine Laufbahn, doch kam schon 1980 ein weiteres Mal zurück und verlor zwei Kämpfe klar. George Foreman trat mit 45 noch einmal in den Ring und wurde ältester Schwergewichtsweltmeister. Evander Holyfield bringt es auf nicht weniger als fünf Comebacks.

Die Meilensteine in Hirschers Karriere

Gemessen an seinen acht Siegen im Gesamtweltcup ist Marcel Hirscher der erfolgreichste Skifahrer in der Sportgeschichte. Dem Premierentriumph im Weltcup in Val d’Isere 2009 ließ der Salzburger 66 weitere Siege folgen, dazu sieben WM-Titel und zwei olympische Goldmedaillen.

Der nimmermüde Torjäger Jagr

Doch auch ohne zwischenzeitlichen Ruhestand können einige einfach nicht genug kriegen. Eishockeylegende Jaromir Jagr jagt mit 52 noch immer in der ersten Liga Tschechiens dem Puck hinterher, „Flugsaurier“ Noriaki Kasai aus Japan segelt auch mit 51 noch über die Schanzen. Im Fußball setzte der Engländer Sir Stanley Matthews einen Meilenstein in Sachen Ausdauer, indem er bis kurz nach seinem 50. Geburtstag spielte.