Detail eines Ferrari F1-Boliden
IMAGO/Paulo Maria
Formel 1

Ferrari bereitet Wachablöse vor

Die Kündigung von Technikguru Adrian Newey hat das Red-Bull-Imperium vor dem Grand Prix in Miami am Sonntag (22.00 Uhr MESZ, live in ORF1) endgültig ins Wanken gebracht. Vor allem bei Ferrari nährt der Abgang des 65-jährigen Briten die Hoffnung auf einen Umbruch der Machtverhältnisse. Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur soll sich bereits mit Newey getroffen haben und wirft den „Bullen“ damit den Fehdehandschuh hin.

Laut Medienberichten habe der Ferrari-Teamchef auf dem Weg nach Miami einen Zwischenstopp eingelegt, um sich zu Vertragsgesprächen mit Newey zu treffen. Schon mit der Verpflichtung von Rekordchampion Lewis Hamilton zur nächsten Saison hat Vasseur die Königsklasse überrascht, ein Deal mit dem Briten wäre nun aber die Meisterleistung. Ein Deal mit dem wohl besten Rennwagendesigner in der Geschichte der Formel 1 würde gleich mehrere Ziele erfüllen.

Branchenführer Red Bull könnte einen der Garanten seiner Titelserien mit Sebastian Vettel und aktuell Max Verstappen an den schärfsten Verfolger verlieren. Ferrari würde nicht nur einen PR-Coup verbuchen, sondern wahrscheinlich auch seine Anziehungskraft für weiteres Toppersonal erhöhen. Und sich womöglich auch die Poleposition für die große Regelreform 2026 verschaffen.

Weichenstellung für Regelreform 2026

Inmitten der erdrückenden Vorherrschaft von Red Bull und Verstappen, der schon wieder vier der ersten fünf Saisonrennen gewonnen hat, lassen solche Aussichten die Herzen der Ferrari-Fans höher schlagen. Bei einem Gespräch in London habe Teamchef Vasseur das Werben um Newey fortgesetzt, berichten italienische Medien. Von einem höchst lukrativen Angebot war zuletzt schon die Rede, als sich die Gerüchte um Neweys Abschied verdichteten.

ORF-Fahrplan

Freitag:
18.20 Uhr: 1. Training
23.00 Uhr: Sprint Qualifying

Samstag:
17.45 Uhr: F1 News
17.55 Uhr: Sprint
21.40 Uhr: F1 News
21.55 Uhr: Qualifying

Sonntag:
20.15 Uhr: F1 News
21.25 Uhr: GP von Miami
0.00 Uhr: Formel 1 Motorhome

Entscheidend dabei ist, dass der 65-Jährige Red Bull Anfang 2025 schon deutlich vor seinem eigentlich vereinbarten Vertragsablauf verlassen darf und dann wohl auch keine Sperrzeit mehr einhalten muss. Newey könnte also noch rechtzeitig Einfluss nehmen auf die Entwicklung des komplett neuen Autos für 2026, das Jahr des großen Reglementumbruchs mit klimafreundlicheren Motoren und neuen Fahrzeugkonzepten.

„Leonardo da Vinci der Aerodynamik“

Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Dominanz von Red Bull ist in Italien groß. Längst sehnt die „Gazzetta dello Sport“ den „Leonardo da Vinci der Aerodynamik“ herbei und träumt von Triumphserien wie einst mit Michael Schumacher. Die parallelen Avancen des Aston-Martin-Teams um den milliardenschweren Besitzer Lawrence Stroll habe Newey bereits abgewiesen, heißt es in der Branche. Seine Fähigkeiten hat der Brite bereits mehrfach bewiesen, gerade auch in Zeiten großer Regeländerungen.

Seine Konstruktionen für Williams, McLaren und Red Bull waren Basis für 13 Fahrertitel und zwölf Team-Weltmeisterschaften. Red-Bull-Teamchef Christian Horner rühmte Newey in der Abschiedsmitteilung für „seine außergewöhnliche Fähigkeit, über die Formel 1 hinaus zu denken, sein bemerkenswertes Talent, dem Wandel zu begegnen und sich auf die vielversprechendsten Bereiche der Regeln zu fokussieren, und seinen unbedingten Siegeswillen“.

Red Bull „droht auseinanderzufallen“

Zuletzt war das Verhältnis zwischen Horner und Newey aber stark abgekühlt, eine Trennung wohl unausweichlich. Und Red Bull droht nach dem Abgang seines Stardesigners ein weiterer Aderlass von Topingenieuren. Experten sehen bereits den Beginn einer neuen Zeitrechnung und Red Bull schlimmstenfalls in die Mittelmäßigkeit abrutschen. Diese Unkenrufe nimmt auch Max Verstappens Vater Jos ernst.

„Das Team droht auseinanderzufallen. Davor hatte ich schon Anfang des Jahres Angst“, ließ der frühere Formel-1-Pilot den „Telegraaf“ wissen. Noch gehört Red Bull allerdings die sportliche Gegenwart. Dreifachweltmeister Verstappen dürfte auch das dritte Gastspiel in Miami gewinnen und seine Triumphfahrt zum nächsten Titel fortsetzen. Doch ein neues Ferrari-Superteam könnte spätestens 2026 die Verstappen-Ära beenden.