Kanadische Eishockeyspieler greifen nach dem WM-Finale 2023 nach dem WM-Pokal
AP/Pavel Golovkin
Eishockey-WM

Kanadas Thron im Visier der Konkurrenz

Am Freitag beginnt in Prag und Ostrava zum 87. Mal die Jagd nach der WM-Krone im Eishockey bei den Männern. Titelverteidiger Kanada ist der große Gejagte. Dahinter gelten vor allem Schweden und die USA als erste Herausforderer. Gastgeber Tschechien hofft im dritten Anlauf auf eigenem Eis als eigener Staat zumindest auf einen Platz in den Top Drei.

Mit einer jungen Mannschaft und sieben aktuellen oder ehemaligen Weltmeistern verteidigt Kanada den Titel. Teamchef Andre Tourigny soll die Auswahl mit Supertalent Connor Bedard zum 29. Gold führen. Beim bisher letzten WM-Gastspiel in Prag 2015 gelang die Übung: Kanada holte sich angeführt von NHL-Superstar Sidney Crosby mit einem 6:1-Finalsieg über Russland Gold. Österreich startet den Kampf um den Klassenerhalt am Samstag (16.20 Uhr, live in ORF1) in Prag gegen Dänemark.

Die Kanadier standen seit 2019 stets im Finale, auch mit viel Jugend – elf Spieler sind zwischen 18 und 23 Jahre alt – soll diese Serie nicht reißen. „Wir haben eine gute junge Gruppe. In der Vergangenheit haben wir gute Erfahrungen damit gemacht“, sagte Teamchef Tourigny. In den beiden Testspielen gegen Österreich in Wien (5:1) und gegen Ungarn (4:0) fuhren die Kanadier die erwarteten Testsiege ein.

Auftakt bei der Eishockey-WM

Am Freitag findet der Auftakt bei der Eishockey-WM in Prag und Ostrava statt. Österreich trifft am Samstag bereits auf Dänemark.

Kanada noch auf Systemsuche

„Es gab logischerweise Kleinigkeiten, an denen wir arbeiten müssen“, sagte Verteidiger Colton Parayko, Stanley-Cup-Sieger 2019 mit den St. Louis Blues, nach dem ersten Test gegenüber dem ORF, „es wird einfach wichtig sein, dass wir auf dem Eis gemeinsam als Fünf-Mann-Einheiten arbeiten“. Auch in der Vorrunde werde es noch wichtig sein, das System zu verinnerlichen. „Die meisten spielen normalerweise in verschiedenen Systemen“, so der 30-jährige Routinier aus der National Hockey League.

In Prag gibt mit Tourigny der Coach der ehemaligen Arizona Coyotes, die nach Utah übersiedeln, das System vor. Der 49-Jährige stand schon bei mehreren WM-Turnieren an der kanadischen Bande und führte das Mutterland des Eishockeys im vergangenen Jahr als Cheftrainer zum Titel. „Die WM ist immer ein Rennen. Entscheidend ist, wer sich im Turnier am meisten steigert“, erklärte der Coach und hob die starke Konkurrenz hervor. „Eines, das ich gelernt habe, ist, dass jeder jeden schlagen kann. Das macht das Turnier so speziell. Es gibt viele Mannschaften, die überraschen können“, sagte Tourigny.

Connor Bedard (Kanada) im Spiel gegen Österreich
GEPA/Edgar Eisner
Jungstar Connor Bedard (Mi.) ist eine der großen Attraktionen im kanadischen Team

Schweden und USA stark besetzt

Im vergangenen Jahr waren das vor allem Deutschland, das sich erst im Finale geschlagen geben musste, und Lettland, das auf dem Weg zur Bronzemedaille Schweden und die USA besiegte. Schweden ist seit fünf Jahren ohne WM-Medaille, heuer gilt das „Dreikronenteam“ mit 18 hochklassigen NHL-Spielern und der auf dem Papier wohl stärksten Verteidigung als heißer Titelanwärter. Die Routiniers Erik Karlsson und Victor Hedman führen das Team an, in dem fünf Clubkollegen von Marco Rossi von Minnesota Wild dabei sind.

Die USA sind mit dem nominell besten Kader seit Jahren angereist. Teamchef John Hynes, Rossis Cheftrainer in Minnesota, hat Topstürmer wie Brady Tkachuk (Ottawa Senators), starke Verteidiger wie Seth Jones (Chicago Blackhawks) und mit Alex Lyon einen starken Torhüter im Kader. Der 31-Jährige sollte in der kommenden Saison Teamkollege von Österreichs NHL-Hoffnung Marco Kasper bei den Detroit Red Wings sein. Wie stark der US-Kader wirklich ist, wird sich wohl schon im ersten Spiel in Ostrava zeigen. Am Freitag (20.20 Uhr) geht es gegen Schweden.

Erik Karlsson (Pittsburgh Penguins)
Reuters/USA Today Sports/Charles LeClaire
Pittsburgh-Starverteidiger Erik Karlsson ist einer der schwedischen Trümpfe in Prag

Zum Favoritenkreis gehört auch wieder Finnland. Die „Lejonat“ teilten sich in den vergangenen fünf Jahren mit Kanada alle Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auf. Ein Jahr nach dem Titel auf eigenem Eis in Tampere bliebt Finnland bei der zweiten Heim-WM an gleicher Stelle im vergangenen Jahr mit Rang sieben aber hinter den Erwartungen. Vier Olympiasieger von 2022 und sieben Weltmeister der Jahre 2019 und 2022 sollen Finnland wieder in die Medaillenränge zurückbringen.

Tschechien hofft auf Medaille

Tschechien hat seit dem Titel 2010 kein Finale mehr erreicht und will bei der dritten Heim-WM als eigener Staat (nach 2004 und 2015) endlich eine Medaille holen. Im Gastgeberland herrscht allerdings Skepsis vor. Im finalen Vorbereitungsturnier mit Schweden, Finnland und der Schweiz setzte es drei Niederlagen, nur zwei Tore erzielte der sechsfache Weltmeister dabei. Teamchef Radim Rulik überraschte danach mit seinem WM-Kader, für den er mit Tomas Nosek, Radim Zohorna und Jakub Vrana gleich drei NHL-Stürmer aussortierte. So geht Tschechien mit acht NHL-Spielern, davon drei Torhütern, ins Turnier.

Als Medaillenkandidat fühlt sich auch die Schweiz, die zuletzt zweimal die Gruppenphase als Nummer eins abschloss, aber seit 2018 das Viertelfinale nicht mehr überstanden hat. „Wir steigerten uns in den letzten Jahren im Bereich der Athletik, verbesserten unser Zweikampfverhalten, fanden taktisch eine gute Balance, blieben aktiv bei Führungen. Nun befinden wir uns aus meiner Sicht in der letzten Phase. Wir gehören nun zum Mitfavoritenkreis. Unter höchstem Druck als Favorit zu reüssieren ist der schwierigste Schritt“, erklärte der seit Dezember 2015 amtierende Teamchef Patrick Fischer.