Coach Robert Prosinecki
Reuters/Jason Cairnduff
UEFA Nations League

Prosinecki hat mit Bosniern viel vor

Bosnien-Herzegowina nimmt die UEFA Nations League mit der gleichen Zielsetzung wie Österreich in Angriff. Es peilt in der ÖFB-Gruppe Platz eins und damit den Aufstieg in die Topliga an. Trotz individueller Qualität liegt der Fokus dabei auf dem Mannschaftsgefüge.

„Wir haben ein gutes Team und werden alles dafür geben, Erster zu werden“, betonte Teamchef Robert Prosinecki gegenüber der APA. „Wir sind optimistisch und glauben daran.“ Der Start in den neuen Bewerb ist jedenfalls geglückt. Am Freitag setzten sich die Bosnier zum Auftakt in Belfast gegen Nordirland mit 2:1 durch, am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF eins) will der Weltranglisten-39. mit einem Sieg gegen Österreich nachlegen.

„Wir haben sicher die Qualität, um mit Österreich und Nordirland mithalten zu können“, sagte Prosinecki. Der frühere Starspieler von Real Madrid und Barcelona muss zwar mit Ognjen Vranjes (Anderlecht), Ermin Bicakcic (1899 Hoffenheim), Bojan Nastic (Genk) und Sead Kolasinac (Arsenal) gleich vier Verteidiger wegen Verletzungen vorgeben, kann dafür aber auf Topspieler wie Edin Dzeko (AS Roma) und Miralem Pjanic (Juventus) zurückgreifen.

Dzeko und Pjanic als Taktgeber

Dzeko gilt als einer der besten Goalgetter der Serie A, Pjanic ist beim Serienmeister im Mittelfeld Dreh- und Angelpunkt – jüngster Beweis dafür ist seine Passquote von 100 Prozent beim 2:1 in der dritten Runde in Parma, wo er in der 73. Minute ausgewechselt wurde. „Wir haben Spieler, die in großen Teams und großen Ligen spielen, aber nur individuelle Klasse allein reicht nicht. Wir müssen als Mannschaft funktionieren und kompakt sein“, warnte Prosinecki.

Szene aus dem Match Bosnien-Herzegowina gegen Nordirland
Reuters/Jason Cairnduff
In Belfast behielten Dzeko und Co. zum Nations-League-Auftakt die Oberhand

Bisher gelang das unter seiner Regentschaft sehr gut. In den sieben Länderspielen seit dem Amtsantritt des 49-Jährigen zu Jahresbeginn setzte es nur eine Niederlage: Am 29. Jänner verloren die Bosnier ohne sämtliche Toplegionäre auswärts gegen den späteren WM-Achtelfinalisten Mexiko mit 0:1.

„Wir wollen unbedingt zur EM“

Bosniens aufsteigende Formkurve soll zur Teilnahme an der Europameisterschaft 2020 führen, egal ob über die reguläre Qualifikation oder über die Nations League. „Wir haben eine gute Atmosphäre und hoffen, dass es so weitergeht“, meinte der in Deutschland geborene Kroate. „Wir wollen unbedingt zur EM. Wenn wir keine Ausfälle haben und alles geben, können wir es schaffen.“

Seit 1996 absolviert Bosnien-Herzegowina als eigenständiger Verband Qualifikationsspiele. Nur einmal, bei der WM 2014, schaffte man es zu einem großen Turnier. In Brasilien war nach der Gruppenphase Endstation. Nun ist die Hoffnung groß, bei der EM dabei zu sein – ebenso wie im Lager der ÖFB-Auswahl. „Die Erwartungen bei den Österreichern sind da, weil sie eine gute Nationalmannschaft haben“, sagte Prosinecki.

Besonders die Leistung von David Alaba und Co. beim 2:1-Testspielsieg im Juni gegen Deutschland hat den bosnischen Teamchef beeindruckt. „Da waren sie wirklich sehr gut. Viele von ihnen spielen bei europäischen Topmannschaften eine wichtige Rolle, und jetzt sind sie eine Einheit geworden.“

Erinnerungen an EM-Quali 1992

Prosinecki hat aber auch Zeiten miterlebt, in denen es um das ÖFB-Team weniger gut bestellt war. In der Qualifikation für die EM 1992 war Österreich beim 1:4 auswärts und beim 0:2 daheim gegen Jugoslawien zweimal völlig chancenlos. Der nunmehrige Nationaltrainer, der beim 4:1 mitspielte, war damals Bestandteil eines von Ivica Osim gecoachten Teams, das in dieser Phase mit Spielern wie Prosinecki, Dejan Savicevic, Zvonimir Boban und Predrag Mijatovic zur Weltelite zählte.

Der Krieg machte dieser hochtalentierten Auswahl allerdings einen Strich durch die Rechnung. Jugoslawien wurde als Gruppensieger der Quali zehn Tage vor Turnierbeginn von der EM 1992 ausgeschlossen, das zweitplatzierte Dänemark sprang kurzfristig ein und holte sensationell den Titel. „Für uns wäre damals viel möglich gewesen“, meinte Prosinecki.