Cristiano Ronaldo
APA/AFP/Jose Jordan
Champions League

Ronaldos Ausschluss erhitzt die Gemüter

Es hätte der Auftakt in eine glorreiche Saison werden sollen, stattdessen hat das Juventus-Debüt von Cristiano Ronaldo in der UEFA Champions League vorzeitig und unter Tränen geendet. Die Rote Karte für den Superstar sorgte für Kritik – vor allem an Referee Felix Brych.

Der deutsche Unparteiische hielt dem Portugiesen beim Gastspiel von Juventus Turin beim FC Valencia in der 29. Minute den roten Karton vor die Nase. Grund war eine mutmaßliche Tätlichkeit Ronaldos. Der 33-Jährige hatte den am Boden liegenden Verteidiger Jeison Murillo in die Haare gefasst. Nach Rücksprache mit Torrichter Marco Fritz schickte Brych Ronaldo unter die Dusche – eine harte Entscheidung. Es war der elfte Platzverweis seiner Karriere, aber der erste in 154 Spielen in der Champions League.

Ronaldo mindestens ein Spiel gesperrt

Über das Strafmaß für Ronaldo wird die Disziplinarkommission der UEFA am nächsten Donnerstag entscheiden. Automatisch gesperrt ist der 33-Jährige für die Partie von Juventus Turin am 2. Oktober zu Hause gegen die Young Boys Bern. Sollte er für ein weiteres Spiel gesperrt werden, würde Ronaldo auch gegen seinen ehemaligen Club Manchester United am 23. Oktober im Stadion Old Trafford nicht zur Verfügung stehen.

Die strittige Szene hatte in einem Zweikampf zwischen Ronaldo und Murillo seinen Ausgang genommen. Nach einem Laufduell im gegnerischen Strafraum war zunächst Abwehrspieler Murillo zu Boden gegangen. Daraufhin griff ein sichtlich erboster Ronaldo dem Kolumbianer auf den Kopf und erweckte den Eindruck, als würde er den Verteidiger an den Haaren ziehen. Es kam zu einer Rudelbildung, die Referee Brych mit dem Ausschluss Ronaldos auflöste. Murillo kam ungeschoren davon, der Valencia-Verteidiger holte sich erst kurz nach der Pause eine Verwarnung ab.

„Das Drama von CR7“

Dass sich Juventus am Ende in Unterzahl bei den Spaniern mit 2:0 durchsetzte, war zumindest ein kleines Trostpflaster. Die italienischen und internationalen Medien beschäftigte sowieso nur der unfreiwillige Abgang des erst im Sommer von Real Madrid zu Juventus gewechselten Superstars. „Rot nach 29 Minuten. Er geht in Tränen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ (Onlineausgabe), „Cristiano Ronaldo vom Platz verwiesen und in Tränen“ die Turiner Zeitung „La Stampa“. „Das Drama von CR7“, schrieb auch die spanische Sportzeitung „Marca“. „Cristiano geht weinend vor Machtlosigkeit“, hieß es bei „AS“.

Schiedsrichter Felix Brych
Reuters/Sergio Perez
Während Schiedsrichter Brych bestürmt wurde, konnte Ronaldo (am Boden) den Ausschluss nicht glauben

Trainer Massimiliano Allegri kritisierte vor allem Schiedsrichter Brych und forderte unmittelbar nach dem Spiel die bei der WM in Russland erfolgreich angewandte technische Unterstützung. „Ich sage nur, dass in so einer Situation der Videobeweis helfen würde.“ Dann hätte man gesehen, dass es kein Platzverweis hätte sein dürfen, sagte der Coach. Auch Ronaldos Teamkollege Leonardo Bonucci sah einen Fehler des Unparteiischen. „Ich weiß nicht, was der Schiedsrichter gesehen hat“, sagte er. Es sei eine normale Auseinandersetzung gewesen.

Der 43-jährige Brych erlebte damit kein glückliches Comeback auf der internationalen Bühne. Schon bei der Weltmeisterschaft war der deutsche Referee nach nur einem Spiel wieder nach Hause geschickt worden. Brych war für die Leitung der brisanten Partie Schweiz gegen Serbien, die mit einem 2:1-Sieg der Eidgenossen geendet hatte, vor allem von serbischer Seite heftig kritisiert worden. Der Deutsche hatte den Serben in einer umstrittenen Szene einen Foulelfmeter vorenthalten. Teamchef Mladen Krstajic hatte daraufhin Brych als Fall für das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag empfohlen.

Real in der Spur

Deutlich ruhiger ging es bei Ronaldos Ex-Club Real Madrid nach dem ersten Spiel zu. Vorjahreshalbfinalist AS Roma wurde vom Champion der vergangenen drei Auflagen am Mittwoch im Estadio Bernabeu mit 3:0 in die Schranken gewiesen. Reals Sieg leitete Isco unmittelbar vor dem Pausenpfiff ein, Gareth Bale (58.) und der von Lyon zurückgekehrte Mariano Diaz (91.) sorgten für klare Verhältnisse.

Für Bale war es der zehnte Treffer in seinen jüngsten zehn Pflichtspielen. Der Waliser ist auf dem besten Wege, die Rolle als Toptorschütze bei den Madrilenen vom zu Juventus abgewanderten Cristiano Ronaldo zu übernehmen. „Wir haben eine sehr gute Leistung gebracht, enttäuschend war nur, dass wir nicht noch mehr Tore erzielt haben“, analysierte Bale.

Laut Trainer Julen Lopetegui ist der Sieg hoch einzuschätzen. „Die Roma war vergangene Saison nur ein Tor vom Einzug ins Finale entfernt und hat viel Qualität“, erinnerte Spaniens Ex-Teamchef. Sein Team habe von Beginn an viel Enthusiasmus und Einsatz gezeigt. „Wir waren im Angriff und in der Abwehr exzellent, haben uns viele Chancen erarbeitet und den Sieg redlich verdient“, analysierte Lopetegui. Nach einer ungeschlagenen Serie mit drei Siegen und einem Remis in der Liga verlief auch der europäische Start wunschgemäß. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, betonte Isco.

Dämpfer für ManCity

Katzenjammer herrschte hingegen bei Manchester City nach einer überraschenden 1:2-Heimniederlage des Titelmitfavoriten gegen Olympique Lyon. Ohne den gesperrten Trainer Josep Guardiola auf der Bank gerieten die Engländer durch Tore von Maxwel Cornet (26.) und Nabil Fekir (43.) schon in Hälfte eins in Rückstand. „Wir waren in der ersten Hälfte defensiv sehr, sehr gut und haben uns auch Chancen erarbeitet. Es ist ein großartiger Erfolg, den wir uns verdient haben“, jubelte Lyon-Trainer Bruno Genesio. Seine Defensiv- und Kontertaktik ging auf.

City konnte nach dem Seitenwechsel zwar zusetzen, mehr als der Anschlusstreffer von Bernardo Silva (67.) schaute aber nicht heraus. Die vierte Niederlage in Folge in der Königsklasse wurde Gewissheit. „Ich habe keine Idee, was los war. Pep war nicht da und wir haben verloren. Ich kann nicht sagen, was gewesen wäre, wenn er hier gewesen wäre“, sagte City-Assistenztrainer Mikel Arteta. In der Champions League gebe es keinen Spielraum für Fehler. „Du wirst für jeden Fehler bestraft“, betonte der 36-jährige Spanier.