Annemiek van Vleuten
AP/Kerstin Joensson
Rad-WM

„Oranje“-Triumph im Damen-Zeitfahren

Das Siegespodest des Damen-Einzelzeitfahrens der Rad-WM in Innsbruck strahlte am Dienstag in Orange. Die Niederlande feierten durch die erfolgreiche Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten, Anna van der Breggen (+28,99 Sek.) und Ellen van Dijk (1:25,19 Min.) nach 27,8 Kilometern von Wattens nach Innsbruck einen Triple-Sieg.

Für Martina Ritter und die nach fünf Kilometern gestürzte Barbara Mayer erfüllten sich die Hoffnungen bei der Heim-WM nicht. Ritter (+3:51,20) verfehlte bei ihrer sechsten Teilnahme als 25. den angepeilten Top-20-Platz und auch ihre beste WM-Platzierung in der Prüfung gegen die Uhr (23.). Die ebenfalls 36-jährige WM-Debütantin Mayer, wie Ritter eine Linzerin, erreichte als 37. das Ziel, nachdem sie in einer Kurve weggerutscht war (+4:40,87).

Enttäuschung für Ritter

Ritter war heuer EM-Elfte, doch der Saisonhöhepunkt verlief für sie enttäuschend. „Viele Fahrerinnen, die bei der EM hinter mir waren, sind nun vor mir“, sagte die Oberösterreicherin. Sie sei anfangs gut in Tritt gekommen, meinte die Staatsmeisterin. Doch eine für die Abfahrten und bei Rückenwind nicht ausreichende Übersetzung („Ich habe von meinem Team Wiggle High5 kein anderes Material bekommen“) sowie die Auswirkungen von Bandscheibenproblemen wirkten sich negativ aus.

Anna van der Breggen (2.Platz/NED), Annemiek van Vleuten (1.Platz/NED) und Ellen van Dijk (3.Platz/NED)
APA/Herbert Neubauer
Die Niederlande jubeln dank (v. l. n. r.) Anna van der Breggen (Silber), Annemiek van Vleuten (Gold) und Ellen van Dijk (Bronze)

„Im Sitzen habe ich nicht viel gespürt, aber wenn ich aufgestanden bin, gab es mir einen Stich im linken Bein“, sagte Ritter, die im Straßenrennen am Samstag dennoch antreten wird. „Ich will alles probieren.“ Mayers Fahrt wurde durch ihren Sturz schon früh gestoppt. „Irgendwie war die Euphorie zu groß, ich bin die Kurve zu schnell angefahren“, sagte die Mutter zweier Kinder, die erst spät mit dem Radsport begonnen hat.

Entschädigung für Rio-Pech

Auch Van Vleuten ist Spätstarterin, die 35-Jährige hat erst mit 24 Jahren mit dem Leistungssport begonnen. Anders als die seit heuer karenzierte Diplomkrankenschwester Mayer, die 90 Prozent ihrer Trainingszeit auf dem Mountainbike absolviert, kam Van Vleuten in Topteams unter und genoss auch perfekte Unterstützung durch den „Oranje“-Verband.

Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio fuhr sie Gold entgegen, zog sich aber in einer Abfahrt im Finish bei einem schweren Sturz Absplitterungen an der Wirbelsäule und eine Gehirnerschütterung zu. Sie war heuer WM-Zweite auf der Bahn, in Tirol holte sie ihr zweites Zeitfahr-Gold. „Ich hatte viel Druck, wieder zu gewinnen ist unglaublich“, sagte Van Vleuten. „Wir haben sehr gute Unterstützung vom Verband, unsere Trainingscamps waren ausschlaggebend.“ Ihre Landsfrauen hatten schon im Teamzeitfahren am Sonntag Silber (mit Boels) bzw. Bronze (mit Sunweb) geholt.