Thomas Murg (Rapid) und Ovie Ejaria (Glasgow Rangers)
APA/AFP/Andy Buchanan
UEFA Europa League

Rapid kämpft bei Rangers vergeblich

Dietmar Kühbauer hat sein erstes Spiel als Rapid-Trainer verloren. Vor 50.000 Zuschauern in Glasgow unterlagen die Wiener am Donnerstag in der Europa League den Rangers trotz einer vor allem kämpferisch starken Leistung mit 1:3.

Mit dem Heimerfolg setzten sich die Schotten vor Rapid an die Spitze in Gruppe G. Spartak Moskau und Villarreal trennten sich im Parallelspiel mit 3:3, damit fielen die Spanier auf Rang drei zurück, während die Russen am Tabellenende verharren.

Die Rapidler waren in Glasgow – von 1.500 mitgereisten Anhängern unterstützt – glücklich durch Veton Berisha in Führung gegangen (42.). Der Treffer hätte wegen einer Abseitsposition zuvor nicht zählen dürfen. Gerechtigkeit ließ aber nicht lange auf sich warten – nur eine Minute später gelang Alfredo Morelos der Ausgleich. In Hälfte zwei holte der Kolumbianer für die dann drückend überlegenen Rangers einen Elfmeter heraus, den James Tavenier zum verdienten Sieg verwandelte (84.). In der Nachspielzeit schlug er selbst zum zweiten Mal zum Endstand zu (94.).

Kaum mehr als 48 Stunden im Amt, veränderte Kühbauer die Startelf an zwei Positionen. Die Angreifer Deni Alar und Christoph Knasmüllner mussten zunächst auf der Bank Platz nehmen, für sie rückten Veton Berisha und Andrija Pavlovic ins Team. Die Defensive blieb im Vergleich zum Ligaspiel gegen St. Pölten unverändert – Youngster Mert Müldür durfte erneut die rechte Außenbahn beackern.

Robuster Beginn im Ibrox Stadium

Wie von den Scouts der Hütteldorfer erwartet, ging es von Beginn an britisch-resch zur Sache. Zu spüren bekam das etwa Mateo Barac, der unfreiwillig intensiv mit Scott Arfield bei einer Grätsche Kontakt aufnahm. Berisha sah nach einem übertrieben harten Zweikampf mit Connor Goldson sogar Gelb.

Veton Berisha (Rapid) schießt ein Tor gegen die Glasgow Rangers
Reuters/Russell Cheyne
Rapid-Angreifer Veton Berisha gilt nicht als Goalgetter, stellte in Glasgow aber das Gegenteil unter Beweis

Spielerische Höhepunkte blieben vorerst aus, die Schotten ließen defensiv aber durchaus Unsicherheiten durchblicken. So erreichte Torhüter Allan McGregor einen für ihn gedachten Pass nicht mehr – und musste diesen zur Ecke passieren lassen. Überhaupt brachten es die Wiener in der ersten Viertelstunde gleich auf vier Corner – Gefährliches oder gar Zählbares sprang dabei freilich nicht heraus.

Pavlovic köpfelt knapp neben die Stange

Nach 21 Minuten hielten die Zuschauer im Ibrox Stadium erstmals die Luft an. Berisha legte an der linken Flanke zu Kapitän Stefan Schwab zurück, der den Ball nach einem kurzen Blick in den Strafraum in den 16er schlenzte – und Pavlovic fand. Der Angreifer verpasste im Vollsprint das Tor aber knapp, sein Kopfball ging neben die rechte Stange.

Wenig später herrschte im Rapid-Strafraum Alarm: Kent tanzte mit einem schnellen Haken Müldür aus und flankte Richtung Fünfer. Doch dort stand Barac und köpfelte den Ball aus der Gefahrenzone – und wurde im Anschluss von Rangers-Torjäger Alfredo Marelos rüde abgeräumt. Ergebnis: Eine blutende Platzwunde, die ein Weiterspielen nicht mehr zuließ.

Dibon-Comeback nach langer Pause

Nach mehreren Minuten in Unterzahl kam Christopher Dibon für den Kroaten ins Spiel. Für den Rapid-Verteidiger war es das Ende einer langen Leidenszeit. Sein letztes Spiel hatte er im Cupfinale der Saison 2016/17 gegen Salzburg bestritten, ehe ihn eine langwierige Knieverletzung ausbremste.

Mit zehn Feldspielern auf dem Platz bekamen die Rapidler wieder mehr Zugriff auf das Spiel. Thomas Murg und Andrei Ivan nutzen die sich ihnen bietenden Räume, der letzte Pass wurde aber ein ums andere Mal von den Rangers-Verteidigern antizipiert und abgefangen.

Zwei Treffer binnen zwei Minuten

Aus einer ähnlichen Situation fiel die etwas glückliche Führung für Rapid: Nach einem Steilpass stand Ivan am rechten Flügel zwar eineinhalb Meter im Abseits, die Pfeife des direkt hinter ihm stehenden Assistenzreferees blieb aber stumm. Ivan brach zur Grundlinie durch und brachte den Ball scharf auf die erste Stange, dort verpasste Pavlovic den Ball und via Rist eines Verteidigers kam das Spielgerät zu Berisha, der aus kurzer Distanz zum 1:0 einschoss (42.).

Alfredo Morelos (Glasgow Rangers) schießt ein Tor gegen Rapid
Reuters/Action Images/Jason Cairnduff
Erst Rapid-Verteidiger Barac abgeräumt, dann den Ausgleich erzielt: Ein gelungener Abend aus Sicht von Glasgows Morelos

Noch während sich die Rapid-Fans über die Führung freuten, stand es 1:1: Rechtsaußen James Tavernier überraschte die noch nicht formierte Rapid-Hintermannschaft mit einem kurzen Antritt und einem scharfen Flankenball. Diesen verwertete Morelos in der Zentrale, der allen Verfolgern enteilte Kolumbianer musste „nur“ mehr den Fuß hinhalten (43.).

Mit dem leistungsgerechten 1:1 ging es in die Pause, in der sich Rapid-Präsident Michael Krammer zufrieden zeigte – nicht nur über die 1.500 mitgereisten Anhänger, sondern auch über die Leistung seiner Elf. „Ein sehr, sehr guter Auftritt, der schon das Didi-Gefühl spüren lässt.“

Forsche Schotten nach Wiederanpfiff

Der Beginn der zweiten Hälfte glich jener der ersten: Forsch anlaufende Schotten trafen auf wacker dagegenhaltende Rapidler. Etwas Glück hatte dabei Potzmann, dessen Fehler von Rapid-Goalie Strebinger mit einem Ausputzer rechtzeitig korrigiert werden konnte. Auf der Gegenseite versuchten die Grün-Weißen, den schnellen Ivan auf der rechten Außenbahn mit Bällen zu füttern, wenngleich es meistens beim Versuch blieb.

Strebinger zeigte sich auch nach einer Freistoßflanke sicher – und fing den Ball souverän ab. Zuvor hatte Potzmann Gegenspieler Tavernier am 16er-Eck gelegt. Nach einem Stanglpass von Kent war erneut der Schlussmann zur Stelle und begrub das Spielgerät unter sich. Grund genug für Kühbauer, etwas an der Ausrichtung seiner Elf zu ändern: Angreifer Deni Alar ersetzte Ivan.

Rapid verliert den Zugriff

Am Spielgeschehen änderte das aber wenig: Die Rapidler wirkten unkonzentriert und ließen neben Abspielfehlern ihren Gegnern zu viel Raum. Glück aus Sicht der Wiener, dass die Rangers selbst kaum präzise Zuspiele über mehrere Stationen zustande brachten. Symptomatisch dafür: Weil Müldür den Ball zu lange hielt und sich danach nur mehr mit einem Foul vor einem Gegenstoß zu retten wusste, gab es Freistoß in gefährlicher Distanz. Dibon entschärfte jedoch den hoch in den Strafraum getretenen Ball.

Eine Glanztat von Strebinger verhinderte kurz danach das 1:2 aus Sicht von Rapid: Tavernier brachte den Ball einmal mehr hoch in den Strafraum, wo Oviemuno Ejeria wartete – doch der Rapid-Goalie wehrte den nur mit der Schulter getroffenen Ball mit einer sehenswerten Parade nach rechts ab. Wenig später schlug Strebinger den Ball nach einem etwas optimistischen Rückpass gerade noch vor dem heranstürmenden Gegner Richtung Mittellinie. Angesichts von noch 20 zu absolvierenden Minuten schien ein Gegentor nur eine Frage der Zeit.

James Tavernier (Glasgow Rangers) schießt ein Elfmetertor gegen Rapid
Reuters/Action Images/Jason Cairnduff
Das 2:1 aus einem Elfmeter durch Tavernier war der Anfang vom Ende für Rapid

Rangers schlagen im Finish zu

Mit der Einwechslung von Boli-Bolingoli Mbombo brachte Kühbauer seinen letzten „Joker“ ins Spiel. Der Belgier suchte sich umgehend seinen Platz an der linken Außenbahn und sorgte für annähernd Stabilität im Spielaufbau. Nicht jeder Ballkontakt vor dem eigenen 16er führte fortan sofort zu einem Ballverlust.

Dennoch blieben die Rangers am Drücker: Morelos kam trotz Begleitschutz von Sonnleitner und Dibon erneut zum Abschluss – wieder war Strebinger zur Stelle und fing den Ball problemlos ab. In Minute 83. war der Ballverlust von Ljubicic jedoch einer zu viel. Morelos enteilte mit dem gewonnen Ball in den 16er, dort kam Sonnleitner nicht mehr nach und legte den Kolumbianer – Elfmeter. Tavernier trat an und versenkte den Ball wuchtig und unhaltbar ins rechte Kreuzeck zum mehr als verdienten 2:1.

Danach warfen die Hütteldorfer alles, was sie noch hatten, nach vorne. Der Erfolg blieb überschaubar. Stattdessen schlug Rangers-Angreifer Morelos zum zweiten Mal zu. Nach einer Balleroberung an der Mittelauflage war der Kolumbianer in der Nachspielzeit auf und davon – und hatte kein Problem, den Ball an Strebinger vorbei zum 3:1 im Gehäuse unterzubringen.

Europa League, zweiter Spieltag

Donnerstag:

Glasgow Rangers – Rapid 3:1 (1:1)

Glasgow, Ibrox Stadium, 47.500 Zuschauer, SR Ruddy Buquet (FRA)

Torfolge:
0:1 Berisha (42.)
1:1 Morelos (43.)
2:1 Tavernier (84./Foulelfmeter)
3:1 Morelos (94.)

Glasgow Rangers: McGregor – Tavernier, Worrall, Goldson, Flanagan – Arfield, Coulibaly, Ejaria – Kent (90./Halliday), Morelos (95/Middleton), Candeias

Rapid: Strebinger – Müldür, Sonnleitner, Barac (33./Dibon), Potzmann – D. Ljubicic, Schwab – Ivan (58./Alar), Murg, Berisha (72./Bolingoli) – Pavlovic

Gelbe Karten: McGregor bzw. Berisha, Ivan, Müldür, Schwab, Pavlovic