Bayern-Trainer Niko Kovac
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Fußball

Coach Kovac mit Bayern in Bedrängnis

Bayern München ist schon früh in der Amtszeit von Neo-Trainer Niko Kovac in eine Krise gerutscht. Die 0:3-Heimniederlage am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach war der vorläufige Tiefpunkt. Vier Pflichtspiele in Folge sind die Bayern bereits ohne Sieg. Der Rückstand des Tabellensechsten auf Spitzenreiter Borussia Dortmund beträgt vier Zähler.

Kovac muss die anstehende Länderspielpause dazu nutzen, eine Korrektur vorzunehmen und das schlingernde Bayern-Schiff wieder auf Kurs zu bringen, sonst könnte es mit seinem Engagement schnell vorbei sein. „Ich kenne die Mechanismen im Fußball und in der Bundesliga. Ich weiß, dass die Zeit bei Bayern München anders läuft“, erklärte der frühere Salzburg-Legionär, der in der Vorsaison noch Eintracht Frankfurt zum Titel im DFB-Pokal geführt hatte.

Die Konkurrenz nahm unterdessen die Bayern-Krise nicht unbedingt trauernd zur Kenntnis. Der Rest der Bundesliga geht mit der kleinen Hoffnung auf eine diesmal bis zum Ende spannenden Saison in die Länderspielpause. „Es ist ein guter Spieltag für den deutschen Fußball, weil Spannung an der Tabellenspitze ist, und das haben wir lange nicht mehr gehabt“, sagte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz stellvertretend für die Nicht-Bayern-Fans in Deutschland.

Kovac geht von Rückendeckung aus

Präsident Uli Hoeneß und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge schwiegen vorerst nach der zweiten Liganiederlage in Serie. Erst nach dem traditionellen Besuch des Münchner Oktoberfestes nahm Hoeneß Stellung. „Ich werde Niko Kovac verteidigen bis aufs Blut. Bei uns herrscht die totale Ruhe“, sagte der Bayern-Präsident im „kicker“. Er habe „nicht eine Sekunde daran gedacht“, Kovac zu beschädigen, erklärte Hoeneß zu seinen vorherigen Aussagen, die personelle Rotation sei Sache des Trainers, dieser müsse dafür auch den Kopf hinhalten.

Auch Kovac äußerte sich zuversichtlich, die Rückendeckung der Führung trotz aller – im Vorfeld der Gladbach-Partie auch öffentlich vorgetragener – Kritik weiterhin zu genießen. „Ich habe ja die Zustimmung bei den ersten sieben Spielen gehabt, jetzt nach den vier Spielen gehe ich auch davon aus“, sagte der 46-Jährige. „Aber ich bin nicht derjenige, der letzten Endes diese Frage beantworten kann.“

„Sind in einen Strudel gekommen“

Spielwitz, Selbstverständlichkeit, Sicherheit – praktisch alles ist dem Rekordmeister allerdings in wenigen Tagen abhanden gekommen. „Es ist eine Mischung aus Fehlern, Unvermögen und einem gewissen Antilauf. Wir schießen zu wenig Tore, dazu kommt ein bisschen Verunsicherung auf“, analysierte Thomas Müller. „Wir sind in einen Strudel gekommen, den wir uns nicht ausgemalt haben“, sagte Niklas Süle, der selbst beim ersten Gegentor gegen Mönchengladbach patzte.

Bayern-Spieler Thomas Müller ärgert sich
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Thomas Müller und seine Teamkollegen sind nach vier Auftaktsiegen aus der Erfolgsspur gekommen

Zu Kovac haben die Spieler aber weiterhin Vertrauen. „Wir stehen zum Trainer und haben auch in den ersten sieben Spielen zum Trainer gestanden, als der Trainer und wir auch hochgejubelt wurden“, sagte Süle. Joshua Kimmich betonte, dass er einen „guten“ und „positiven“ Kovac erlebe. Gleichzeitig wies der DFB-Teamspieler aber auf die branchenüblichen Gesetze hin. „Jeder Trainer in der Bundesliga und jeder Trainer in der Welt wird am Ende genauso wie wir Spieler an Erfolg und Misserfolg gemessen. Da ist München keine Ausnahme.“

Sportdirektor fordert Zusammenhalt

Die letzten Ergebnisse sprechen wahrlich nicht für Kovac. Eine ähnliche Negativbilanz bei den Bayern wies zuletzt Louis van Gaal vor acht Jahren auf. Damals waren die Münchner sogar nur Zwölfter nach sieben Runden. Van Gaal kämpfte sich zunächst aus der Krise, wurde aber ein halbes Jahr später doch entlassen.

Überdies haben die Münchner in der Bundesliga-Geschichte zu Hause nur dreimal höher verloren als gegen Gladbach. Ein 0:3 setzte es in der Allianz Arena zuletzt im April 2014 gegen Dortmund. Eine Chance zur Rehabilitierung gibt es erst in zwei Wochen in Wolfsburg. „Wir müssen das nächste Spiel gewinnen und wieder hier rauskommen“, forderte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Das werden wir nur schaffen, wenn wir alle zusammenrücken und sich jeder an die eigene Nase packt.“

Deutsche Bundesliga, siebente Runde

Freitag, 5. Oktober:
Bremen Wolfsburg 2:0
Samstag, 6. Oktober:
Dortmund Augsburg 4:3
Mainz Hertha BSC 0:0
Düsseldorf Schalke 0:2
Hannover Stuttgart 3:1
Bayern München Mönchengladbach 0:3
Sonntag, 7. Oktober:
Freiburg Leverkusen 0:0
Hoffenheim Frankfurt 1:2
Leipzig Nürnberg 6:0

Tabelle