Leroy Sane mit dem deutschen Bundestrainer Joachim Löw
AP/Peter Dejong
Nations League

Löw schon stark unter Druck

Der deutsche Alptraum geht auch nach der völlig verpatzten WM weiter. Das 0:3 der DFB-Nationalmannschaft gegen den Erzrivalen Niederlande am Samstagabend in der Nations League war nach dem zarten Hoffnungsschimmer beim Neustart im September der nächste Tiefpunkt nach dem historischen Desaster im Sommer in Russland.

Ein verstört und angeschlagen wirkender DFB-Teamchef Joachim Löw sprach in der Johan-Cruyff-Arena von Amsterdam von einer „sehr brutalen Niederlage“. Sie wird neue Diskussionen aufwerfen, ob der Langzeitteamchef noch der richtige Mann für den notwendigen Neuaufbau ist. In der Nations League steckt Deutschland nun jedenfalls tief im Abstiegskampf.

„Wir müssen Charakter zeigen“

„Dass in der Öffentlichkeit debattiert wird, ist normal. Dafür habe ich Verständnis. Aber es ist nicht meine Aufgabe, mich darum zu kümmern“, sagte Löw zu seiner Zukunft. Der 58-Jährige richtete den Blick schon auf die kommende Aufgabe am Dienstag in Paris.

Enttäuschung in der deutschen Nationalmannschaft
AP/Peter Dejong
Für die deutschen Stars gab es am Samstagabend keinen Grund zur Feierstimmung

„Wir Trainer müssen die richtigen Schlüsse ziehen für das Spiel gegen Frankreich. Wir müssen in Paris als Mannschaft – und auch jeder Einzelne – Charakter zeigen“, sagte Löw, der um die schwierige Lage weiß: „Wir müssen möglichst einen Punkt machen und zu Hause gegen die Niederlande gewinnen. Dann haben wir noch irgendwie eine Chance. Wenn wir das nicht tun, steigen wir in der Tat ab.“

Deutschland droht in Nations League Abstieg

Deutschlands Fußball-Nationalteam steckt weiter in der Krise, und Bundestrainer Joachim Löw ist in der Nations League jetzt mitten im Abstiegskampf.

Löws höchste Niederlage

Das 0:3 war die höchste Niederlage überhaupt gegen die Niederländer. Es war – neben einem 0:3 gegen Tschechien 2007 – auch Löws höchste Niederlage als deutscher Bundestrainer. „Was nicht passieren darf, ist, dass wir die letzten zehn Minuten so auseinanderfallen“, kritisierte er. Nach dem 0:1 durch Virgil van Dijk in der 30. Minute legten der herausragende Memphis Depay und Georginio Wijnaldum in der Endphase noch zwei Tore nach.

Löws konsequentes Festhalten an der Weltmeisterachse von 2014 wird nun wieder hinterfragt werden. Er verteidigte seinen Kurs aber erneut. „Wir dürfen nicht von den jungen Spielern, die 20, 21, 22 Jahre alt sind, Wunderdinge erwarten“, sagte er.

Chancen werden nicht genutzt

Ein Dauerproblem bleibt die Chancenverwertung. Dem deutschen Spiel fehlen Tempo, Leichtigkeit, auch Geschlossenheit als Team. „Schönreden bringt jetzt nichts mehr. Es ist jetzt nicht so, dass das irgendwie Zufall ist. Immer Pech ist kein Zufall“, sagte Bayern-Spieler Joshua Kimmich.

„Es hilft uns nichts, im Negativen rumzudümpeln“, fügte Kapitän Manuel Neuer hinzu. „Wir müssen nach vorne schauen und versuchen, unser Bestes zu geben, jeder Einzelne und als Mannschaft in Paris.“

„Frankreich ist noch stärker“

Die Deutschen scheinen vor einer längeren Talsohle und einem schwierigen Erneuerungsprozess zu stehen. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Teammanager Oliver Bierhoff äußerten sich nach dem Spiel nicht. Dafür stellten sich die Verlierer und sprachen die Situation deutlich an. „So können wir nicht weitermachen. Es fehlen die Ideen, mal was Überraschendes zu machen. Risikobereitschaft“, sagte Julian Draxler. Der Legionär von Paris Saint-Germain fürchtet Schlimmes in seiner Wahlheimat: „Frankreich ist noch stärker als Holland, das steht fest. Sie sind Weltmeister, spielen zu Hause, haben richtig Bock, gegen uns zu zocken.“

Mats Hummels klammert sich beim Kampf gegen den Abstieg in die zweite Liga der Nations League ans Prinzip Hoffnung: „Klar, um sicher zu sein, brauchen wir zwei Siege. Deshalb müssen wir in Frankreich gewinnen – ohne Wenn und Aber.“