Israels Coach Andreas Herzog
Reuters/Ammar Awad
Fußball

Herzog „bekehrt“ israelische Kritiker

Die Kritiker an Teamchef Andreas Herzog sind in Israel vorerst verstummt. Nach zwei Siegen hintereinander steht der Wiener mit seiner Mannschaft in der UEFA Nations League vor dem Aufstieg in Liga B. Herzog steigt trotz des Lobes aber lieber auf die Bremse.

„Wir müssen aber mit unseren Füßen am Boden bleiben und uns daran erinnern, dass wir nicht die Besten der Welt sind“, sagte der 50-Jährige nach dem 2:0-Sieg über Albanien in Beer Scheva. Nachdem er nach zwei Niederlagen zu Beginn seiner Amtszeit schon ein wenig in die Kritik geraten war, hat sich das Blatt für Herzog gewendet. Anfängliche Gegner sind mittlerweile zu Befürwortern des Österreichers „bekehrt“.

Drei Tage nach dem 2:1 gegen Schottland in Haifa durfte Herzog mit seinen Schützlingen erneut jubeln. Matchwinner war Torhüter Ariel Harusch mit starken Aktionen in der Anfangsphase. Harusch leitete mit einem Abstoß auch den Führungstreffer durch Tomer Hemed (8.) ein. Dia Seba (83.) fixierte den Sieg, Salzburg-Stürmer Munas Dabbur blieb ohne Treffer.

Auf Skepsis folgt Lob

Zum Gruppenabschluss reicht Israel am 20. November in Glasgow nun ein Unentschieden, um Rang eins und damit einen Platz in der zweitklassigen Liga B zu fixieren. „Das ist ein großartiger Sieg für uns, der uns in eine gute Ausgangslage bringt“, sagte der israelische Teamchef. Laut Herzog hat seine Mannschaft trotz aller Euphorie aber noch nichts erreicht. Man müsse weiter hart, wenn nicht härter arbeiten, hielt der 50-Jährige fest.

Israels Coach Andreas Herzog
APA/AFP/Jack Guez
Herzog (r.) wies seiner Mannschaft nach Anlaufschwierigkeiten doch den richtigen Weg

War Herzog bei seiner Vorstellung Anfang August auch Skepsis entgegengeschlagen, wurde er nun mit Lob bedacht. „Als Andi Herzog am 1. August Teamchef wurde, hätten nur wenige gedacht, dass Israel zweieinhalb Monate später in der Nations League voranliegt“, schrieb die Tageszeitung „Haaretz“. Laut „Jedi’ot Acharonot“ hätten sich Herzogs Chancen, seinen Vertrag über die vorerst festgelegte Dauer bis Dezember 2019 zu erfüllen, erhöht. Der israelische Verband (IFA) besitzt eine Option, Herzogs Vertrag bis einschließlich der Quali für die WM 2022 in Katar zu verlängern.

Israels Spieler bezeichneten den frischen Wind unter Herzog als mitentscheidend für die Aufschwung der Nationalelf. „Wir haben bereits seine Handschrift gesehen. Wir haben etwas verändert, und es passt zu uns“, sagte Biram Kajal. Der bei Brighton in der englischen Premier League engagierte Mittelfeldmann lobte auch den seit Ende Juni als IFA-Sportdirektor arbeitende Willi Ruttensteiner: „Er bringt Veränderungen. Wir haben in den vergangenen Jahren gelitten und wir alle wollten etwas Neues sehen.“ Torschütze Hemed erklärte: „Herzog weiß, wie er uns Selbstvertrauen gibt.“

Kein Platz für Politik

Als Vorteil für seine Arbeit entpuppt sich wenig überraschend, dass Herzog sein Amt unvoreingenommen angetreten hatte. „Die Fans von der Straße fühlen sich nun mit dem Nationalteam mehr verbunden. Zumindest haben wir einen Trainer, der die Spieler professionell und nicht aufgrund von Freundschaftsdiensten aussucht“, wurde Mohammed Abu Junes von „Jedi’ot Acharonot“ zitiert.

Herzogs israelische Erfahrungen

Andreas Herzog hat die Kritiker an seiner Tätigkeit als israelischer Teamchef eines Besseren belehrt. Der ORF hat den Wiener für „Sport am Sonntag“ besucht.

Der Vorsitzende von Bnei Sachnin, eines in Israels Liga spielenden arabischen Clubs, merkte an, dass nun auch vermehrt Araber im Team spielen würden. Neben Dabbur sind auch Kajal und Kapitän Bibras Natcho muslimischen Glaubens. Wer die politischen und religiösen Probleme des Landes mit in die Kabine nimmt, hat zudem bei Herzog kein Leiberl. „Im Endeffekt bin ich hier angetreten, dass ich mit der Nationalmannschaft, mit jüdischen und arabischstämmigen Spielern Erfolg habe“, sagte Herzog in einem ORF-Interview, „wenn irgendeiner glaubt, er will mit dem anderen nicht zurecht kommen, hat er in meiner Mannschaft nichts verloren.“