Melzer bekommt es in der ersten Runde mit dem Aufschlagriesen Milos Raonic zu tun. Er kennt Raonic von bisher zwei Duellen gut, hat gegen den Kanadier immerhin 2012 im Finale von Memphis einen seiner fünf ATP-Titel geholt. „Ich habe ein paar Spieler gehabt, gegen die ich ein bisserl lieber gespielt hätte als gegen Raonic“, meinte Melzer schmunzelnd. „Gegen den bist du oft nur Passagier. Wenn der gut serviert, schaust halt sehr oft zu.“
Viele Breakchancen werde man gegen den Ex-Weltranglistendritten nicht bekommen. „Retourniert habe ich immer gut in meiner Karriere, vielleicht gelingt mir das auch gegen ihn.“ Als vorletzter, noch zuzulosender Spieler blieb ihm zumindest der als Nummer zwei gesetzte Kevin Anderson (RSA) erspart. „Das ist der einzige Vorteil, Anderson wäre noch schlimmer gewesen. Den gebe ich mir dann vielleicht in der zweiten Runde“, hofft Melzer.
Der Kreis schließt sich
Sentimentale Gefühle sind bei dem ehemaligen Weltranglistenachten und French-Open-Halbfinalisten 2010 vor seinem letzten Einzel-Auftritt natürlich da. 1999 hatte Melzer in Wien sein erstes Match auf der ATP-Tour gespielt, das Auftaktspiel gegen Raonic wird sein 684. sein. „Man versucht es wegzublenden. Klar weiß man, es ist das letzte Mal, dass ich mich auf die Stadthalle als Einzel-Spieler vorbereite.“ Ob nach einer so langen Karriere das Farewell nicht besonders schwerfällt? „Klar ist es schwer.“
Er habe sich die Entscheidung selbst nicht leicht gemacht. „Ich habe tief in mich reingehört, und es war für mich der Zeitpunkt, wo ich sage, ich habe noch ein Niveau, wo ich mitspielen kann. Wer weiß, ob das nächstes Jahr so ist.“ Richtig realisieren, glaubt Melzer, wird er dieses Ende wohl erst nach dem Aus oder gar erst in der Woche nach Wien. „Ich bin gespannt, wie es ist, wenn der Matchball gespielt ist, den du verloren hast, was da für Emotionen hochkommen.“
Hartes Auftaktlos für Anderson
Alles andere als leicht ist auch Andersons Erstrundengegner. Der 32-jährige Wimbledon-Finalist trifft auf den starken Georgier Nikolos Basilaschwili, der in Hamburg und Peking 2018 schon Titel geholt hat. „Ich habe dieses Jahr in Miami gegen ihn gespielt, das war ein richtig enges Match. Er ist einer der Spieler mit dem härtesten Schlag auf der Tour“, erinnert sich Anderson.
Doch der Südafrikaner möchte weit kommen: „Mein Ziel ist es, hier nächsten Sonntag im Finale zu stehen.“ Geht es nach dem Geschmack der Veranstalter, darf es wohl durchaus so sein – mit einem Finalgegner Dominic Thiem, der Nummer eins des Turniers.
ATP-500-Turnier in Wien
(Österreich, 2.198.250 Dollar, Hartplatz)