Der 39-Jährige feierte den ersten Sieg seit März 2013 in Australien, den er damals noch im Lotus geholt hatte. Danach gewannen nur noch Fahrer der drei Teams Ferrari, Mercedes und Red Bull. Räikkönen beendete aber auch die bisher längste Serie zwischen zwei Siegen in der Königsklasse. Seit seinem Erfolg in Australien und dem Triumph in den USA lagen 113 Rennen oder 2.044 Tage. Bisher hatte Ricciardo Patrese die meisten Rennen (99) zwischen zwei Siegen bestritten.
Mit seinem 21. Grand-Prix-Sieg überflügelte Räikkönen auch Mika Häkkinen und ist nun der erfolgreichste Finne in der Formel 1. Auch Michael Schumacher ist einen Rekord los: Zwischen Räikkönens allererstem Sieg 2003 in Malaysia und dem Erfolg am Sonntag lagen 15 Jahre, sechs Monate und 28 Tage. Über einen so langen Zeitraum war noch kein Fahrer in der Formel 1 siegreich gewesen. Die Schumacher-Bestmarke lag bei 14 Jahren, einem Monat und einem Tag – zwischen Belgien 1992 und China 2006.
„Mein Leben ändert es auch nicht“
Grund für Riesenjubel war selbst das für den „Iceman“ nicht. „Bist du jetzt Weltmeister?“, fragte er gleich nach dem Rennen WM-Leader Lewis Hamilton trocken und sagte vier Tage nach seinem 39. Geburtstag: „Es ist schön, wieder einmal zu gewinnen, aber mein Leben ändert es auch nicht.“ Seine Kinder würden sich mehr für die Siegerkappen interessieren als für den Sieg selbst.
In einer Hinsicht wurde er aber doch emotional. „Es ist ein toller Tag. Auch, um ein paar Leuten zu beweisen, dass sie falschliegen.“ Gemeint haben dürfte er damit durchaus auch seinen Rennstall.
Kein Platz mehr bei Ferrari
Denn Räikkönen, der bisher letzte Ferrari-Weltmeister – genau elf Jahre waren am Sonntag seit seinem Titel am 21. Oktober 2007 vergangenen –, wird 2019 zu Sauber abgeschoben und erlebt damit in einem deutlich schwächeren Team seinen 40. Geburtstag. Ob er heuer in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi nochmals eine Siegeschance bekommt, ist offen.
Dabei hat er in Austin gezeigt, was in ihm steckt, wenn man ihn lässt. Mit seinem Blitzstart gegen Pole-Mann und WM-Leader Hamilton im Mercedes sollte der Finne eigentlich die Situation für den wegen einer Rückversetzung nur von Platz fünf gestarteten Vettel aufbereiten. Doch der ungeduldige Deutsche patzte durch seinen Crash mit dem Red Bull von Daniel Ricciardo gleich in Runde eins. Die Folge war, dass Ferrari Räikkönen den Vorzug gab, weil nach Vettels Rückfall auf Platz 15 nur noch dieser das Rennen für Ferrari gewinnen konnte. „Du kannst fahren, er (Vettel, Anm.) weiß es“, funkte man dem zunächst ungläubig nachfragenden Finnen ins Cockpit. Bisher hatte Räikkönen stets zugunsten Vettels zurückstecken müssen.
Räikkönen kontrollierte danach das Rennen von der Spitze aus und legte am Ende problemlos auch noch einen Gang zu, als ihm Max Verstappen im Red Bull und Hamilton bedrohlich nahe gekommen waren. „Endlich“, zeigte er nach der Zieldurchfahrt sogar so etwas wie Erleichterung und bei ihm so selten gesehene Emotion.