Jürgen Melzer
APA/Hans Punz
Tennis

Erkrankung stoppt Melzer in Wien

So hat sich Jürgen Melzer seinen Abschied von der Einzel-Tour wohl nicht vorgestellt. Der 37-Jährige, der bei den Erste Bank Open 500 in Wien mit einem Überraschungssieg gegen Milos Raonic aufgetrumpft hatte, musste am Mittwoch sein Antreten im Achtelfinale gegen Kevin Anderson absagen. Der Niederösterreicher laboriert an einer Darmgrippe und musste ins Spital gebracht werden.

„Es ist ihm am Dienstag schon schlecht gegangen, und es ist seither nicht besser geworden“, berichtete Turnierdirektor Herwig Straka. „Er war gerade beim Doktor und hat nicht einmal gerade stehen können. Er ist wirklich schlecht beieinander.“ Nicht einmal die vorgesehene feierliche Verabschiedung in der Halle war Melzer vergönnt – der langjährige ÖTV-Davis-Cupper wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Für Melzer geht damit eine lange, erfolgreiche Karriere im Einzel zu Ende. Der Routinier blickt gerade in der Stadthalle auf zahlreiche Triumphe zurück, aber auch auf einige bittere Niederlagen. Highlights waren selbstredend die Titelgewinne in den Jahren 2009 und 2010, womit er sich als erst zweiter Österreicher in die Siegerliste am Vogelweidplatz eintragen durfte.

Zwei Triumphe in der Stadthalle

Aber schon davor überzeugte Melzer bei seinen Auftritten bei seinem Heimturnier: So gelang ihm bereits bei seinem allerersten Match im Rahmen der ATP-Tour 1999 in Wien ein Erfolg über den Deutschen Lars Burgsmüller, ehe ihn dessen Landsmann Nicolas Kiefer stoppte. 2002 glänzte Melzer mit einem Sieg gegen den damaligen Weltranglistenzweiten Tommy Haas, was ihm einen Platz im Viertelfinale brachte.

Die Karriere des Jürgen Melzer

Jürgen Melzer gewann bereits mit 18 Jahren als erster Österreicher in Wimbledon und prägte in den folgenden Jahren den heimischen Tennissport.

Die Runde der besten acht schaffte Melzer auch 2006 und 2008, ehe die zwei Titelgewinne folgten. Zum Viertelfinale reichte es dann noch 2011, wo gegen Kevin Anderson Schluss war – gegen eben jenen Anderson, den er heuer krankheitsbedingt nicht mehr herausfordern konnte.

In Paris Djokovic bezwungen

Insgesamt brachte es Melzer im Einzel auf fünf Turniersiege. Neben den beiden Coups in Wien sicherte er sich die Titel 2006 in Bukarest, 2012 in Memphis und 2013 in Winston-Salem. Weitere acht Male zog er in ein ATP-Endspiel ein, darunter 2005 in St. Pölten und 2008 in Kitzbühel. Auf Grand-Slam-Ebene ragt Melzers Halbfinal-Teilnahme 2010 in Paris heraus, als er im Viertelfinale nach klarem Rückstand Novak Djokovic besiegte.

In Wimbledon stand er zweimal im Achtelfinale, in Melbourne und New York je einmal. Die beste Weltranglistenposition war Nummer acht, die er im April 2011 erreichte. Roger Federer, Rafael Nadal, Stan Warwinka, Andre Agassi, Marat Safin, Juan Carlos Ferrero – gegen all diese Superstars des Tennis ging Melzer als Sieger vom Platz.

Große Titel im Doppel

Noch erfolgreicher war Melzer im Doppel: Der Linkshänder setzte sich 2010 mit Philipp Petzschner in Wimbledon durch, mit dem Deutschen gewann er auch die US Open 2011. Abgerundet wird diese Bilanz mit einem Wimbledon-Mixed-Titel, den er ebenfalls 2011 mit der Tschechin Iveta Benesova einfuhr.

Im Doppel möchte Melzer auch noch einige Zeit weitermachen: „Da ist noch einiges drinnen“, sagte Melzer, der eine Partnerschaft mit Philipp Oswald anpeilt. „Dazu muss ich aber noch einige Punkte sammeln, um mich im Ranking zu verbessern.“ Zuzutrauen ist ihm das allemal.