Gianni Infantino
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Fußball

Infantino wirbt für neue Bewerbe

Fernab aller Fußballmetropolen stellt der Weltverband (FIFA) die Weichen für die Zukunft: In Ruanda will Präsident Gianni Infantino den FIFA-Rat von der Einführung neuer Bewerbe überzeugen – unter Mithilfe nicht näher genannter Milliardeninvestoren.

Infantino unternimmt im Kongresszentrum des ruandischen Kigali einen erneuten Anlauf, eine Mehrheit für seine Ideen zu finden. Überzeugungsarbeit muss der Schweizer dabei bei den 37 Mitgliedern des FIFA-Rats leisten, dem höchsten und mächtigsten Gremium des Weltverbandes. Es geht dem Vernehmen nach um rund 22 Milliarden Euro, die nicht näher definierte Geldgeber bereit sind zu investieren.

Konkret steht die Zukunft der ungeliebten FIFA-Club-WM sowie eine neue FIFA Nations League, die jedoch unabhängig von jener des europäischen Verbandes (UEFA) zu sehen ist, auf der Agenda. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge möchte Infantino ein überarbeitetes Konzept für die Club-WM präsentieren. Sie soll weiter jährlich stattfinden, aber von Dezember in den Sommer rücken und mehr Teams als die bisherigen sieben umfassen. Der ursprüngliche Plan hatte eine Club-WM mit 24 Teilnehmern im Sommer alle vier Jahre vorgesehen.

Gianni Infantino
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Infantino denkt an neue Einnahmequellen für die FIFA, ließ die Details seiner Pläne bisher jedoch offen

Noch dürrer ist die Informationslage zur geplanten FIFA-Nations-League. Sie soll offenbar alle zwei Jahre stattfinden. Welche Nationen daran teilnehmen sollen und wie der Spielplan im ohnehin vollen Jahreskalender untergebracht werden soll, ist völlig offen. Beide Bewerbe wären aber wohl eine direkte Konkurrenz zur europäischen Nations League bzw. der Champions League.

25 Milliarden Dollar in der Hinterhand

Für beide Bewerbe will Infantino jedenfalls die Zusagen von internationalen Investoren haben – hinter dem Angebot von 25 Milliarden US-Dollar (22 Mrd. Euro) soll unter anderem der japanische Telekommunikationskonzern Softbank stehen. Damit müssten die Mitgliederverbände keinen finanziellen Beitrag zu den Bewerben leisten.

Zuletzt waren Infantinos Pläne auf Widerstand sowohl bei den europäischen Cluvertretern als auch bei der UEFA gestoßen. „Ich kann es nicht akzeptieren, dass einige Menschen, die von der Jagd nach Profiten geblendet sind, in Erwägung ziehen, die Seele von Fußballturnieren an nebulöse, private Fonds zu verkaufen“, hatte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin im Mai in Brüssel gewettert.

Infantino will 2019 wiedergewählt werden

Hintergrund für die Neuordnung der Bewerbe dürfte sein, dass sich FIFA-Boss Infantino 2019 zur Wiederwahl stellt. Bei seinem Amtsantritt hatte der 48-Jährige den Mitgliederverbänden signifikante Förderungen für die Entwicklung des Fußballs versprochen. Die Finanzierung dieser Vorhaben war jedoch offengelassen worden. Haupteinnahmequelle der FIFA ist die alle vier Jahre stattfindende WM-Endrunde. Weitere, neue Bewerbe – womöglich an Investoren verkauft – würden der FIFA weitere bedeutende Einkünfte bescheren.

Ob in Ruanda bereits eine Entscheidung über die Neuordnung der FIFA-Bewerbe getroffen wird, ist unklar. Im Vordergrund dürfte stehen, die Mitglieder des Councils von Infantinos Vorhaben zu überzeugen. Der deutsche Gesandte – DFB-Präsident Reinhard Grindel – äußerte sich mäßig begeistert von den Vorschlägen. „Wir brauchen jetzt eine klare Entscheidung, dass den zuständigen FIFA-Gremien alle Informationen offengelegt und die Beratungen im Hinterzimmer beendet werden“, sagte Grindel gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.