Veton Berisha (Rapid) und Santi Cazorla (Villarreal)
GEPA/Christian Ort
Europa League

Rapid erkämpft Punkt gegen Villarreal

Rapid hat mit einem 0:0 gegen Villarreal die erhoffte Revanche für die 0:5-Abfuhr in Spanien verpasst. Das verdiente, hart erkämpfte Remis am Donnerstagabend bringt die Wiener aber in eine gute Ausgangsposition – sie können die K.-o.-Phase noch aus eigener Kraft erreichen.

Die Spanier übernahmen in Gruppe G zwar die Tabellenführung mit sechs Zählern, während Rapid auf den vierten und letzten Platz zurückfiel. Dank des 4:3-Heimsieges von Spartak Moskau gegen die Glasgow Rangers liegen aber alle vier Teams innerhalb von zwei Punkten. Mit den abschließenden Spielen bei Spartak und daheim gegen die Rangers haben die Grün-Weißen damit den Aufstieg in der eigenen Hand.

Im ausverkauften Weststadion hofften die Rapid-Fans auf einen denkwürdigen Europacup-Abend – beschworen wurde im Vorfeld etwa ein historischer Sieg gegen Real Madrid im November 1968. Ganz so glorreich sollte der Abend in der Jetztzeit zwar nicht werden, die Rapidler zeigten sich aber im Vergleich zum 0:5 in Villarreal deutlich verbessert.

Mehrere Versionen der Rapid-Startelf

Vor Spielbeginn sorgten die offiziellen UEFA-Spielbögen für Verwunderung – in der Rapid-Formation wurden Angreifer Andrija Pavlovic als linker Verteidiger, Abwehrspieler Marvin Potzmann als Rechtsaußen und Flügelspieler Andrei Ivan als Solospitze verortet. Ein von Rapid-Social-Media verbreitetes Factsheet sah Potzmann gar zweimal vor – je einmal als Linksverteidiger und Angreifer.

Ein Lapsus, der jedoch gleich erkannt und korrigiert wurde. Wie zu erwarten ordnete sich Potzmann links hinten ein. Pavlovic übernahm den Part als Stoßstürmer. Hinter ihm sortierte sich eine Dreierkette aus Ivan, Thomas Murg und Veton Berisha. Dirigiert werden sollte das Spielgeschehen im 4-2-3-1-System von „Sechser“ und Kapitän Stefan Schwab. Im Vergleich zum 2:2 gegen Altach ersetzte Christopher Dibon Mateo Barac in der Innenverteidigung, während Mert Müldür rechts hinten verteidigte.

Spanische B-Elf in Wien-Hütteldorf

Das „Submarino amarillo“ („gelbes U-Boot“) trat mit einer runderneuterten Mannschaft an. Von jenen elf Spielern, die beim 1:1 gegen Levante in der Primera Division an den Start gingen, waren nur mehr zwei in der Startelf vertreten. Dafür liefen mit Santi Cazorla (33) und Daniele Bonera (37) zwei Routiniers im Spätherbst ihrer Karriere im Weststadion ein. Der Spielfreude des aktuellen Tabellen-16. in der Primera Division tat das keinen Abbruch. Die Spanier kamen durch Alfonso Pedraza gleich zur ersten gefährlichen Aktion. Der Flügelspieler zog aus spitzem Winkel ab, Rapid-Torhüter Richard Strebinger war aber zur Stelle (4.).

Daniele Bonera (Villarreal) und Andrija Pavlovic (Rapid)
APA/Georg Hochmuth
Mit 37 Jahren noch im Europacup-Einsatz: Villarreal-Verteidiger Daniele Bonera (l.) zog die defensiven Fäden bei den Spaniern

Auch im eigenen Strafraum zeigte sich die B-Elf der Spanier zunächst sattelfest. Ersatztorhüter Andres Fernandez etwa war bei einem langen Ball aufmerksam – und spitzelte das Spielgerät vor dem heraneilenden Ivan ins Aus. Dass die Grün-Weißen nicht nur mit hohen Bällen agierten, stellten sie in der achten Minute unter Beweis: Von Potzmann am eigenen 16er kombinierten sich die Wiener via Schwab und Müldür nach vorne, dessen scharfe Hereingabe konnte Pavlovic allerdings nicht verwerten (8.).

Die Null hält – dank Strebinger

Wenig später zeigte sich erneut, dass präzise, schnelle Aktionen den alten Haudegen von Villarreal Probleme machen konnten. Ivan ließ Mario Gaspar und Daniele Bonera etwa mit einem Haken im Vollsprint aussteigen und zog am Strafraum mit rechts ab, doch Fernandez war auch bei diesem Flachschuss zur Stelle (11.). Als das Spiel wieder Richtung Rapid-Hälfte wogte, zeigte Strebinger erneut seine Klasse und war gegen Santiago Caceres rechtzeitig am Boden, um sich in dessen Schuss zu werfen und zur Ecke abzuwehren. Ein weiteres Mal war der 25-Jährige gegen Nicola Sansone zur Stelle, dem halb links zu viel Raum gelassen wurde.

Die in dieser Spielphase wenigen Entlastungsangriffe der Rapidler verliefen zu unpräzise, um für Torgefahr zu sorgen. Zudem musste sich Murg an der Outlinie behandeln lassen, er war nach einem Foul von Caseres zu Boden gegangen. Die gefährlichen Aktionen kamen aber nach wie vor von Villarreal – unter anderem biss sich Daniel Raba an Strebinger die Zähne aus.

Ivan fällt, der Pfiff bleibt aus

Einer der mittlerweile seltenen Entlastungsangriffe der Hausherren endete im Strafraum. Ivan spürte im Kopfballduell den Hauch – und wohl auch den Arm – seines Gegenspielers und ging zu Boden. Referee Srdjan Jovanovic winkte aber unter gellenden Pfiffen der 22.100 Zuschauer ab – kein Elfmeter.

Wenig später brach der meist umsonst auf und ab sprintende Berisha auf halb rechts durch und zog im vollen Lauf ab. Der eilige Abschluss war zwar scharf, aber unplatziert und damit kein Problem für Fernandez, der den Ball aus dem Strafraum faustete. Doch mit der gelungenen Offensivaktion kehrte das Selbstvertrauen der Gastgeber zurück.

Spanier vorsichtig und verspielt

Die gefährlichen Vorstöße der Rapidler sorgten, je näher die Pause rückte, für zusehends vorsichtige Spanier. Bis auf einen Weitschuss von Miguel Layun verlegten sich die „U-Boote“ darauf, das Spiel möglichst zu verschleppen und den Ball in den eigenen Reihen zu halten.

Mitunter übertrieb Villarreal jedoch das Vorhaben – nach einem von Potzmann eroberten Ball zog Murg auf und davon – und wurde von Caseres rüde eingebremst. Der dennoch zu Ende gespielte Konter brachte nach einer vereitelten Flanke von Berisha zwar noch einen Eckball ein, Zählbares konnten die Rapidler dennoch nicht mitnehmen.

Zwei Aufreger nach Wiederanpfiff

Zur Pause stellten die Rapidler um – der angeschlagene Murg blieb in der Kabine, für ihn kam Christoph Knasmüllner. Gleich nach Wiederanpfiff legten die Hausherren los: Pavlovic verarbeitete eine flache Hereingabe gefühlvoll mit dem Innenrist und verpasste das Tor denkbar knapp. Eine weitere Topchance des Angreifers nach einem Pass von Schwab brachte die Stimmung des wieder erwachten Publikums vollends auf Betriebstemperatur. Die nun vor dem „Block West“ verteidigenden Spanier zeigten sich bei ohrenbetäubender Geräuschkulisse durchaus anfällig für Fehler.

Alvaro (Villarreal) und Andrija Pavlovic (Rapid)
GEPA/Christian Ort
Andrija Pavlovic hatte einige guten Chancen auf das Siegestor

Nach einer Balleroberung am eigenen Strafraum ging es etwa erneut schnell nach vorne – diesmal konnte Berisha den Ball mit einem Volleyschuss aber nicht mehr aufs Tor bringen (67.). Auf der Gegenseite brachte die mutige Spielweise die eine oder andere Chance der Gäste – die vorerst beste hatte der eingewechselte Karl Toko Ekambi auf dem Fuß. Sein Schuss aus zehn Metern strich nur knapp über die Latte.

Schlussoffensive in der Rapid-Viertelstunde

Ein Doppelpass zwischen Müldür und Ivan brachte Rapid einer Führung nahe. Der türkische Jungnationalspieler zog am Fünfereck ab, sein Schuss war aber zu unplatziert. In der danach traditionell lautstark eingeklatschten „Rapid-Viertelstunde“ stellten die Hausherren gezwungenermaßen um: Innenvertreidiger Christopher Dibon musste von Wadenkrämpfen gebeutelt vom Platz, für ihn kam Boli Bolingoli Mbombo und übernahm die linke Außenseite, während Müldür in die Innenverteidigerposition rückte.

Am Spielgeschehen änderte das wenig – die Rapidler suchten ihr Heil in der Offensive. Knasmüllner kam etwa zentral zum Abschluss, doch erneut leistete sich Villarreal-Torhüter Fernandez keinen Fehler und wehrte mit den Fäusten ab.

Schrecksekunde vor Schlusspfiff

Als brandgefährlich für die Rapid-Defensive erwies sich dagegen erneut Ekambi, der sich in den Strafraum dribbelte, aber aus kurzer Distanz und spitzem Winkel in Strebinger seinen Meister fand. Bei einem Schuss von Santi Cazorla hielten die Rapid-Fans in der 91. Minute erneut den Atem an. Der Schuss des Routiniers ging aber an der linken Stange vorbei ins Toraus.

In der letzten Minute der Nachspielzeit brachten sich die Rapidler beinahe noch um das verdiente Remis: Erneut war Ekambi im Strafraum nicht zu stoppen, der Schuss aus kurzer Distanz schien bereits im Netz zu zappeln, als Müldür noch mit einem Tackling zur Stelle war und Potzmann in höchster Not vor der Linie rettete.

Sekunden später war die Partie beendet – und der etwas glückliche, aber hart erkämpfte Punkt war den Gastgebern nicht mehr zu nehmen. Das Remis bringt die Grün-Weißen damit eine gute Ausgangslage in den letzten beiden Spielen bei Spartak Moskau und daheim gegen die Glasgow Rangers – die Rapidler können den Aufstieg in die K.-o.-Phase aus eigener Kraft schaffen.

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): „Es waren zwei verschiedene Halbzeiten. In der ersten Halbzeit hatten wir noch zu viel Respekt, da hat uns ‚Strebi‘ mit zwei Paraden im Spiel gehalten. Mit Anpfiff zur zweiten Halbzeit hat sich die Einstellung bei uns komplett geändert, wir haben mutiger gespielt. Es war ein Hin und Her, ein 0:0 der besseren Sorte.“

Javier Calleja (Villarreal-Trainer): „Das 0:0 ist ein positives Resultat für uns, wir fahren mit einem Punkt heim und sind weiter Tabellenführer. Jeder Mannschaft hat eine Hälfte gehört, es war ein ausgeglichenes Spiel. Im Vergleich zum Hinspiel hat Rapid einen Gang zugelegt. Sie haben eben zu Hause gespielt, vor ihrem Publikum. Sie sind viel aggressiver aufgetreten als im ersten Spiel.“

Europa League, Gruppe G, vierter Spieltag

Donnerstag:

Rapid – Villarreal 0:0

Wien, Weststadion, 22.100 Zuschauer, SR Jovanovic (SRB)

Rapid: Strebinger – Potzmann, Dibon (75./Bolingoli), Sonnleitner, Müldür – Ljubicic, Schwab – Berisha, Murg (46./Knasmüllner), Ivan – Pavlovic (91./Martic)

Villarreal: Fernandez – Gaspar, Bonera (46./Funes Mori), Ruiz – Layun (62./Ekambi), Raba (75./Fornals), Caseres, Cazorla, Pedraza – Moreno, Sansone

Gelbe Karten: Schwab, Berisha, Sonnleitner bzw. Caseres, Layun, Pedraza, Fornals