ÖFB-Coach Franco Foda
APA/Hans Punz
Nations League

Foda macht seinem Team Feuer

Nur knapp zwei Monate nachdem die erste Ausgabe der UEFA Nations League begonnen hat, endet sie für Österreich am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF eins) im Windsor Park von Belfast mit dem letzten Spiel gegen Absteiger Nordirland bereits wieder. Ein finaler Krimi ist die Partie nicht. Österreich ist fix Zweiter, kann weder ab- noch aufsteigen.

Doch geht es nach ÖFB-Teamchef Franco Foda, wird sich seine Elf in Gruppe B3 nicht sang- und klanglos aus dem Bewerb verabschieden. Die schwache erste Hälfte beim 0:0 am Donnerstag in Wien gegen Gruppensieger Bosnien-Herzegowina nagte sichtlich noch an dem 52-jährigen Deutschen, als er sich Samstagmittag vor dem Abflug der ÖFB-Elf nach Nordirland noch einmal kämpferisch gab.

„Die Spieler sollen sich nicht zu viel damit beschäftigen. Ich bin überzeugt, das wird wieder kommen“, sagte Foda. Die Passivität im Auftreten gegen die taktisch und mental gut eingestellten Bosnier und die mangelnde Präzision im Spielaufbau beschäftigten den ehemaligen Sturm-Coach nach wie vor.

Coole Typen braucht das Team

Nach medialer Kritik am Fehlen von Spielwitz und Ideen sowie der schwachen Torausbeute – nur ein Treffer gelang in drei Nations-League-Spielen sowie dem Testspiel gegen Dänemark – ging der Teamchef in die Offensive über und betonte betont optimistisch: „Wir haben kein Stürmerproblem.“ Auch die ständigen verletzungsbedingten Ausfälle seien nicht leicht zu verdauen gewesen.

Nations League: ÖFB-Team trifft auf Nordirland

Im letzten Nations-League-Spiel trifft das ÖFB-Team am Sonntag in Belfast auf Nordirland. Ein erstmaliger Sieg in Nordirland lässt auch die Chancen für eine EM-Qualifikation über diesen Bewerb steigen.

So laboriert der letzte Teamtorschütze Marco Arnautovic an einer hartnäckigen Knieverletzung. Wie lange der West-Ham-Legionär am Sonntag spielen kann, ist offen. Dafür wird Xaver Schlager von Beginn an zum Einsatz kommen. Der Salzburger hatte sich in den letzten Spielen sehr gut präsentiert und zählt mit seiner Unbekümmertheit zu jener Sorte Spieler, die Foda jetzt braucht.

Eisiger Gegenwind

Schon bei der Landung in Nordirland wurde die Mannschaft am Samstag kurz durchgeschüttelt, und beim Aussteigen empfing Belfast das ÖFB-Team mit starkem, eisigem Wind. Die Stadt, in der von 1909 bis 1912 das Unglücksschiff „Titanic“ und seine Schwesternschiffe „Olympic“ und „Britannic“ gebaut wurde, wovon seit 2012 ein futuristisches Museum Zeugnis gibt, ist kein gutes Pflaster für Österreichs Nationalmannschaft.

Das Titanic Belfast Visitor Center
APA/AFP/Peter Muhly
Ein Museum erinnert an das wohl berühmteste Schiff der Welt

„When she left, she was alright“, lautete in Belfast bei den Schiffsbauern nach dem Untergang des Riesenschiffs das trotzige Motto. „Als sie Belfast verließ, war sie in Ordnung.“ Das wollen die Österreicher am Sonntagabend auch sagen können, wenngleich ihr Fußballspiel nichts mit Leben und Tod zu tun hat. Das ÖFB-Team wartet nach vier Spielen immer noch auf den ersten Sieg in Nordirland.

Foda versuchte weiter leidenschaftlich, seinem Team Feuer zu machen und ihm Selbstvertrauen zuzusprechen. „Es gibt keinen Druck. Druck hat man nur, wenn es zum Beispiel einen Krankheitsfall in der Familie gibt, wenn es um Leben geht, aber nicht im Fußball. Die Spieler haben keinen Grund, an sich zu zweifeln“, meinte Foda.

UEFA Nations League

Beginn 18.00 Uhr (MEZ):

Live in ORF eins und im Livestream

Nordirland – Österreich

Belfast, Windsor Park, SR Lardot (BEL)

Mögliche Aufstellungen:

Nordirland: Peacock-Farrell – McNair, Cathcart, J. Evans, Lewis – Dallas, Saville, C. Evans, Davis, Jones – Lafferty

Österreich: Lindner – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Alaba – Zulj, Baumgartlinger, Schlager – Lazaro, Gregoritsch, Arnautovic

Nations League als zweite Chance

Auf dem Spiel steht nämlich eine gute Position bei der Vergabe der Tickets für das Nations-League-Play-off, in dem es im Frühjahr 2020 noch um EM-Startplätze geht. Nach dem Abschluss aller vier Liga-B-Gruppen am Dienstag wird eine Gesamttabelle erstellt, die erste Aufschlüsse darüber gibt, wer die vier Play-off-Startplätze in Anspruch nehmen könnte. Dabei gehen die ersten vier Plätze an die vier Gruppensieger, ihre Reihung erfolgt nach Punkten und Torverhältnis.

Nach dem gleichen System werden die Gruppenzweiten auf die Ränge fünf bis acht aufgeteilt. Sollte sich nun beispielsweise einer der Nations-League-B-Gruppensieger über die reguläre EM-Qualifikation (Auslosung am 2. Dezember ab 12.00 Uhr, live in ORF eins) für die Endrunde qualifizieren, würde der Fünfte ins Play-off nachrücken. Endgültige Klarheit besteht in dieser Angelegenheit allerdings erst nach dem Abschluss der EM-Ausscheidung im November 2019.

Wichtig ist der magische Moment

Wie das geschafft werden soll? „Wir müssen von der ersten Minute so präsent sein, wie in der zweiten Hälfte gegen Bosnien. Es wird sicher ein intensives Spiel. Wir werden heute noch der Mannschaft ein Video vom Gegner zeigen. Die Nordiren sind eine Mannschaft, die hoch anpresst und den Gegner früh unter Druck setzt. Da müssen wir proaktiv sein und für diesen Druck Lösungen finden und unser Spiel nach vorne entwickeln. Wir müssen mutig und entschlossen auftreten.“

„Der Mannschaft muss die zweite Halbzeit Selbstvertrauen gegeben haben, weil man gesehen hat, was passiert, wenn man mutig nach vorne verteidigt. Dann sind auch gute Gegner fehleranfällig.“ Wichtig werde auch sein, gute Balleroberungen zu schaffen und dann vor allem nach den Eroberungen beim ersten Kontakt die richtigen Entscheidungen nach vorne. So eine Situation ist der „magische Moment“ für Foda. Hier entscheide sich auch das Spiel.

Probleme da wie dort

„Wir müssen unter Druck auch Ruhe ausstrahlen", sagte Kapitän Julian Baumgartlinger, damit der Gegner nicht noch mehr Druck ausübe. Der Leverkusen-Legionär ergänzt: „Ich mag die Atmosphäre, die in britischen Stadien herrscht.“ Sein Trainer betonte noch einmal, dass er seine Mannschaft für gut genug hält, auch im Windsor Park vor 20.000 Zuschauern zu bestehen. „Ich bin überzeugt von meinen Spielern, deshalb werden wir auch von der ersten Minuten an hellwach sein.“

ÖFB-Coach Franco Foda bei einer Trainingseinheit mit David Alaba
GEPA/Christian Ort
Teamchef Franco Foda und David Alaba rechnen mit viel Gegenwind

Das wollen auch die Nordiren, deren Teamchef Michael O’Neill übrigens dieselben Probleme wie Foda beschäftigen, allen voran die Torflaute. Beim 0:0 am Donnerstag in Dublin gegen „die Republik“ Irland spielte Nordirland zwar gut, blieb jedoch im dritten Spiel in Folge ohne Treffer.

Deshalb wünscht sich O’Neill von seinen Stürmern mehr Kaltschäuzigkeit vor dem Tor und glaubt auch, aus dem 0:1 vom Hinspiel im Oktober in Wien die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. „Das Team hat eine gute Entwicklung hinter sich und niemals den Glauben an sich selbst verloren. Wir werden ein gutes Team finden, und Österreich schlagen“, war O’Neill überzeugt und klang damit wie Foda.