Jubel von Valentino Lazaro (AUT)
APA/Robert Jaeger
Nations League

Bauchentscheidung lässt ÖFB-Team jubeln

Das Fußballjahr 2018 hat für das österreichische Nationalteam am Sonntag in Belfast positiv geendet. Im letzten Spiel der Nations League schlug Österreich in Gruppe B3 Nordirland durch ein Last-Minute-Tor von Valentino Lazaro mit 2:1. Entsprechend versöhnlich fiel die Bilanz von Teamchef Franco Foda und den Spielern aus. Wobei die Wende zum Guten teils auch Zufall war.

Damit ist jedoch nicht der schön herausgespielte Treffer von Lazaro in der 93. Minute ins Kreuzeck gemeint. Sondern eine Spielvariante, die letztendlich eine reine Gefühlssache war. Lazaro, der ebenso wie sein ehemaliger Salzburg-Kollege Xaver Schlager im Windsor Park vor 17.900 Besuchern sein erstes Teamtor erzielt hat, tauschte nämlich mit David Alaba die Seiten und agierte nach einer schwachen Stunde plötzlich auf links.

Dort kam der Hertha-BSC-Legionär ebenso wie Alaba auf rechts viel besser zur Geltung, und beide konnten mehr Gefahr erzeugen. Schlager hatte davor bereits mit einem Flachschuss auf 1:0 (49.) gestellt. Eine Führung, die die Nordiren jedoch nur acht Minuten später durch einen von Martin Hinteregger abgefälschten Schuss von Corry Evans ausgleichen konnten.

Nations League: Sieg zum Abschluss

Österreichs Fußballteam feiert zum Abschluss der Nations League in Nordirland einen 2:1-Sieg. Der entscheidende Treffer durch Valentino Lazaro fällt erst in der Nachspielzeit.

Nach der Partie war beim ÖFB-Team aber die Zufriedenheit zu spüren, gegen einen unangenehmen Kontrahenten nach einigen mentalen und spielerischen „Durchhängern“ wieder ins Spiel zurückgekommen zu sein. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir das letzte Spiel des Jahres gewinnen konnten“, so Foda. „Ich glaube, man hat gespürt, dass wir gewinnen wollten, und ich bin in froh, dass wir für unsere Bemühungen belohnt wurden.“

Licht und Schatten in Belfast

Allerdings bot das Spiel der Österreicher Licht und Schatten. In der ersten Hälfte kontrollierte das ÖFB-Team mit einer sicheren Defensive und der Bemühung, in der Offensive schnell und direkt zu spielen, zeitweise das Match. Doch die Foda-Elf wurde mit Fortdauer der ersten 45 Minuten immer harmloser und ließ sich, wie schon gegen Gruppensieger Bosnien-Herzegowina letzten Donnerstag beim 0:0 in Wien, in die Defensive drängen. Chancen waren da Mangelware und Nordirland dem 1:0 näher als Österreich.

Doch mit Beginn der zweiten Hälfte änderte sich das Bild wieder. Der auffallend agile und zweikampfstarke Schlager, vollendete eine Kombination ins lange Eck. „Die zweite Hälfte war besser von uns“, meinte auch Foda. „Wir spielten mit Leichtigkeit, hatten gute Laufwege und wurden dafür belohnt. Die ersten zehn Minuten haben wir uns schwergetan, haben uns dann aber immer mehr reingearbeitet. Der Sieg über 90 Minuten geht daher in Ordnung.“

Glücklicher und ehrlicher Torschütze

Kurz nach dem Ausgleich schien die Partie jedoch wieder zugunsten der Nordiren zu kippen, die selbst davor in einigen Spielen torlos geblieben waren. Doch nicht nur die Hereinnahme des angeschlagenen Marko Arnautovic in der 71. Minute, sondern auch ein ungewöhnlicher Positionswechsel davor wendete das grün-weiße Blatt wieder auf die rot-weiß-rote Seite. Lazaro, der bis dahin einen schlechten Tag erwischt hatte, avancierte daraufhin zum Matchwinner.

Michael Smith (NIR) und Valentino Lazaro (AUT)
GEPA/Christian Ort
Lange Zeit lief die Partie an Valentino Lazaro (r.) vorbei, ehe er in der letzten Minute doch noch sein Können zeigte

„Das hätte vor dem Spiel wohl keiner gedacht, dass der Xaver und ich die Tore machen. Auch wenn es spielerisch bei mir nicht geklappt hat, bin ich dem Trainer dankbar, dass ich bis zum Schluss auf dem Platz bleiben durfte und meine Leistung schließlich so krönen konnte. Ich war gar nicht mit meiner Leistung zufrieden“, sagte der Siegestorschütze. „An manchen Tagen läuft es eben gar nicht, und man kommt nicht ins Spiel hinein. Aber ich habe nicht aufgegeben.“

„Endlich ins Spiel eingebunden“

„Ich wollte trotzdem die Grundtugenden wie Laufen und Kämpfen zeigen und habe zumindest versucht, den Gegner zu stören. Die letzten 15 Minuten habe ich dann gute Bälle bekommen, auf der linken Seite, wo ich dann erstmals das Gefühl hatte, dass ich ins Spiel eingebunden bin. Zum Glück hat mich Marko (Arnautovic, Anm.) dann in der letzten Minute so überragend gesehen, und ich konnte noch das Tor machen.“

Der Positionswechsel war dabei im Grunde weniger eine geplante, taktische Raffinesse, sondern eine Bauchentscheidung. „Ja, wir hatten Mitte der zweiten Hälfte das Gefühl, dass noch was gehen könnte, wenn wir die Seiten wechseln und wir so mit Dribblings in die Mitte ziehen können. Das hat ja dann ganz gut funktioniert“, so Lazaro nach seinem 19. Länderspiel.

Foda lässt die Spieler machen

Auch Coach Foda gestand, dass die Aktion im Grunde in der Hand der Spieler lag. „Ich sage vor dem Spiel immer, dass die drei Spieler vorne selbst entscheiden können, ob sie wechseln wollen. Das haben sie dann auch gemacht. Nur hinten müssen die Positionen besetzt sein. David hat auf der rechten Seite mit Tempodribblings gut das Tor herausgespielt. Bei dem Positionswechsel hatte ich so ein Gefühl.“ Für Foda hat auch die Einwechslung von Arnautovic in der 71. Minute zum Sieg entscheidend beigetragen.

„Marko hat dann noch mal Schwung gebracht, mit seinen Eins-gegen-eins-Situationen und seinem Zug zum Tor.“ Alles in allem war der Sieg ein hartes Stück Arbeit. Deswegen wäre es für den 52-Jährigen wünschenswert, wenn „wir diese Ballsicherheit und Kombinationsfreude über einen längeren Zeitraum halten können“. Alaba stimmte seinem Trainer zu: „In der zweiten Hälfte haben wir den Ball wesentlich besser laufen lassen, deswegen geht der Sieg in Ordnung. Nordirland hat die Räume wirklich sehr gut zugemacht, da war es nicht leicht Fußball zu spielen.“

„Ein Zeichen von Potenzial“

Ein Punkt, den ÖFB-Teamkapitän Julian Baumgartlinger nach dem durchwachsenen Nations-League-Herbst unbedingt ansprechen wollte, um die Leistung seiner Mannschaft richtig einschätzen zu können: „Es war ein absolut intensives Spiel. Es war schwer gegen diesen Gegner, aber es war harte Arbeit, dass wir gewonnen haben. Meiner Meinung nach, sind die Nordiren ein wenig müde geworden, und deshalb hatte Valentino am Schluss die halbe Sekunde mehr Zeit, das Tor zu machen.“

Nach der ersten Phase der Nations League ist vor der EM-Qualifikation, die am 2. Dezember (12.00 Uhr, live in ORF eins) in Dublin ausgelost wird. Die ersten Qualispiele finden Ende März statt. Bis dahin kann und muss sich das ÖFB-Team noch verbessern. „Natürlich müssen wir kreativer werden, das ist unser Anspruch. Auch dass wir ruhiger spielen und uns mehr Chancen erarbeiten, aber es wird oft vergessen, dass das gute Mannschaften sind, gegen die wir spielen. Das muss man auch einmal anerkennen.“

Deshalb stellte sich der ÖFB-Kapitän vor seine Mannschaft und motivierte sie für die kommenden Aufgaben: „Wir sind eine aktive Mannschaft, wir wollen selber spielen. Wir müssen uns daher bewusst sein, wenn wir spielen wollen, dann wird es auch so sein, dass uns der Gegner das Leben schwermacht und dann auch einmal 20 Minuten dabei sind, wo es nicht so flüssig läuft. Ich finde es positiv, dass wir uns in der zweiten Hälfte immer steigern können. Wenn wir Umstellungen vornehmen, dann funktioniert das. Das ist ein Zeichen von Potenzial in der Mannschaft.“

UEFA Nations League, Gruppe B3

Sonntag:

Nordirland – Österreich 1:2 (0:0)

Belfast, Windsor Park, 17.895 Zuschauer, SR Lardot (BEL)

Torfolge:

0:1 Schlager (49.)
1:1 C. Evans (57.)
1:2 Lazaro (93.)

Nordirland: Carson – Smith, McAuley, J. Evans, Dallas – C. Evans (89./McNair), Davis, Saville – McGinn (74./Whyte), Boyce (74./Lafferty), Jones

Österreich: Lindner – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Ulmer – Ilsanker (46./Zulj), Baumgartlinger – Lazaro, X. Schlager, Alaba – Gregoritsch (71./Arnautovic)

Gelbe Karten: McAuley bzw. Baumgartlinger, Alaba