Dominik Landertinger (AUT)
GEPA/Felix Roittner
Biathlon

Neustart für Landertinger & Co.

Viermal ist Ricco Groß Olympiasieger geworden, neun Weltmeistertitel hat er zu Buche stehen. Seit einigen Monaten ist der 48-jährige Deutsche Österreichs Biathlon-Herren-Cheftrainer. Vor Beginn der WM-Saison am Sonntag definiert Groß seine Ziele: das Potenzial seiner Topleute voll ausschöpfen und den Nachwuchs stärken.

Der Deutsche übernahm offiziell Anfang Juni das Amt nach drei Jahren bei den russischen Herren von Reinhard Gösweiner, unter dem es im vergangenen Winter nicht mehr nach Wunsch gelaufen war. Groß soll sich um Läufer wie Julian Eberhard, Simon Eder und Dominik Landertinger kümmern.

„Die Mannschaft hat in den letzten Jahren von ihrem Potenzial ein bisschen was verloren. Deshalb haben wir schon ein paar Sachen verändert. Wir haben gut trainiert, zielstrebig trainiert und wollen natürlich gut performen“, sagte Groß wenige Tage vor dem Weltcup-Auftakt in Pokljuka, der auch bei der WM im März in Östersund gut abschneiden möchte. „Da wollen wir natürlich nicht als Touristen hinfahren“, betonte Groß im Gespräch mit der APA.

Nur wenig Erfolge letzte Saison

Außerdem gelte es, den in der Vorsaison verlorenen sechsten Weltcup-Startplatz zurückzuholen. Im vergangenen Winter hatte das ÖSV-Team mit dem Massenstartsieg von Eberhard gegen Saisonende in Kontiolahti nur einen Einzel-Podestplatz geschafft. Die Olympiabronzemedaille von Landertinger im Einzel polierte diese bescheidene Bilanz etwas auf.

Die arrivierten Athleten Landertinger, Eberhard und Eder will Groß schnellstmöglich wieder konstant ganz vorne sehen. „Sie sind alle schon am Podium gestanden und haben Medaillen gewonnen, auf die verlässt man sich in erster Linie.“ Der im Vorjahr noch mit Trainingsrückstand nach einer Bandscheiben-OP kämpfende Ex-Weltmeister Landertinger habe sich mittlerweile wieder gut stabilisiert. Bei Topläufer Eberhard sei nach wie vor das oftmals fehlerhafte Schießen ein großes Thema. „Im Training ist er in der Lage, die Scheiben erfolgreich zu bekämpfen, das ist eine Basis“, meinte Groß über den Sprint-Vierten der Olympischen Spiele.

„Gewaltig Gas geben“ beim Nachwuchs

Die jungen Läufer um den schon im September mit einem fixen Weltcup-Startplatz bedachten Felix Leitner soll möglichst bald zur Weltspitze aufschließen. „Wir wissen, dass wir im Nachwuchsbereich gewaltig Gas geben müssen. Es gilt, den nahtlosen Übergang zu schaffen. Dafür haben wir Konzepte entwickelt“, erläuterte Groß.

ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, ÖSV-Biathlontrainer Ricco Gross und Markus Gandler (Sportlicher Leiter)
APA/ÖSV/Erich Spiess
Ricco Groß (M.) im Juni bei Amtsantritt mit den ÖSV-Verantwortlichen Markus Gandler (l.) und Hans Pum (r.)

Vor seiner Zeit in Russland hatte der vierfache Staffel-Olympiasieger im deutschen Verband als Damen-Trainer und im IBU-Cup gearbeitet. „Die verschiedenen Nationen und Verbände ticken natürlich alle ein bisschen anders, aber überall ist alles auf Erfolg ausgerichtet. Ich kann mein bei anderen Nationen angeeignetes Wissen einbringen.“

Gelungener Wechsel von Russland nach Österreich

In Russland, wo er mit den ständigen Nachwehen des Staatsdopingskandals kämpfen musste, hatte Groß nach Auslaufen seines Vertrags keinen gemeinsamen Nenner mit der neuen Verbandsführung gefunden. Der ÖSV habe sich hingegen „sehr hartnäckig“ um ihn bemüht. Außerdem kenne er das Führungspersonal um Markus Gandler seit vielen Jahren bestens, mit Assistenztrainer Ludwig Gredler sei er in seiner aktiven Zeit viele Jahre gemeinsam unterwegs gewesen. „Das hat die Sache leichter gemacht, ich bin nicht in komplett etwas Neues reingerutscht.“

In der Vorbereitung habe man auf möglichst viele gemeinsame Trainingseinheiten in Hochfilzen gesetzt, die separate Trainingsgruppe mit Eder gibt es nicht mehr. „Am Stützpunkt in Hochfilzen finden wir alles, was wir brauchen“, so Groß. Mehrmals sei man aber auch ins grenznahe Ruhpolding ausgewichen, wo der neue ÖSV-Trainer seit vielen Jahren zu Hause ist.