Polizisten auf der Straße in Bueonos Aires
Reuters/Agustin Marcarian
Chronik

Krawalle in Buenos Aires nach Copa-Finale

Kurz nach Mitternacht hat der Fußball im fernen Buenos Aires dann doch wieder sein hässliches Gesicht gezeigt. Was als friedliche Feier von Zehntausenden River-Plate-Fans nach dem Gewinn der Copa Libertadores im Zentrum der argentinischen Hauptstadt begonnen hatte, endete in Auseinandersetzungen einiger Krawallmacher mit der Polizei.

Die Anhänger warfen Steine und Flaschen auf Polizisten, die Beamten setzten Tränengas und Gummigeschoße ein. Mehrere Menschen wurden festgenommen und drei Polizisten verletzt. Die Vorfälle waren der unrühmliche Schlusspunkt eines der denkwürdigsten, aber auch beschämendsten Endspiele in der Geschichte der südamerikanischen Königsklasse zwischen den verfeindeten Stadtrivalen River Plate und Boca Juniors, das am Sonntag im 10.000 Kilometer von Buenos Aires entfernten Madrid ausgetragen werden musste.

Zuvor hatten River-Plate-Fans den in der Verlängerung fixierten 3:1-Erfolg im Finalrückspiel noch friedlich gefeiert. Zehntausende in Rot und Weiß gekleidete Anhänger der „Millonarios“ waren in die Innenstadt von Buenos Aires geströmt und hatten sich insbesondere rund um den Obelisken auf dem Platz der Republik versammelt.

Fans von River Plate jubeln auf dem Platz der Republik in Buenos Aires
AP/Gustavo Garello
Zehntausende River-Plate-Fans feierten in Buenos Aires zunächst friedlich den Erfolg ihrer Mannschaft in Madrid

Friedliches Fußballfest in Madrid

In der spanischen Hauptstadt Madrid blieb es nach dem packenden Endspiel bei einem friedlichen Fußballfest. Dafür hatten rund 4.000 Sicherheitskräfte, darunter 2.000 Polizisten gesorgt. „Es ist möglich, einen Superclasico in Frieden auszutragen“, schrieb das spanische Sportblatt „Marca“ nach dem hitzigen Duell. Madrid war ein würdiger Ersatzausrichter, nachdem das Rückspiel in Buenos Aires wegen einer Fanattacke gegen den Boca-Mannschaftsbus abgesagt worden war.

River Plate gewinnt Copa Libertadores

River Plate hat sich im Duell mit dem Stadtrivalen Boca Juniors die Krone des südamerikanischen Clubfußballs sichern können. Das umstrittene Endspiel fand in Madrid statt.

Selten zuvor hat ein Fußballspiel zwei Lager derart verfeindet. Beschämende Vorfälle, die River-Plate-Kapitän Leonardo Ponzio trotz aller Freude nachdenklich stimmten: „Lass uns versuchen, dass so etwas nie wieder vorkommt. Es ist vorbei, aber es müssen einige Dinge gelöst werden. Unsere Gesellschaft weiß sich bei solchen Ereignissen nicht gut zu verhalten. Das ist Realität, und jeder weiß es.“ Dass es nicht möglich war, ein Fußballspiel zwischen zwei Clubs aus Buenos Aires daheim auszutragen, müsse ein Einzelfall bleiben.

Verlegung ein „großartiger Erfolg“

In Madrid stand nach all den Streitereien und juristischen Querelen der Sport im Mittelpunkt. CONMEBOL-Präsident Alejandro Dominguez, der für die Verlegung von Argentiniens Fußballlegende Diego Maradona kritisiert worden war, sprach hinterher von einer „Party“ und einem „großartigen Erfolg“. Viele Stars hatten sich den argentinischen Klassiker nicht entgehen lassen. Lionel Messi war mit seinem Sohn Thiago gekommen, auch Frankreichs Weltmeister Antoine Griezmann und sein Atletico-Madrid-Trainer Diego Simeone waren da.

Spieler von River Plate mit Pokal
Reuters/Sergio Perez
Die River-Plate-Spieler bejubelten ihre vierten Copa-Libertadores-Triumph weit entfernt von der Heimat

Was sie sahen, war ein hochintensives Spiel, in dem River Plate einen 0:1-Rückstand noch drehte und schließlich zum vierten Mal die Copa gewann. „Ewiger Champion. Gallardo baut das erfolgreichste River seiner Geschichte“, schrieb die argentinische Zeitung „La Nacion“ und feierte Trainer Marcelo Gallardo. Der Coach holte bereits seinen neunten Titel in viereinhalb Jahren mit River Plate. Gut möglich, dass Gallardo bald in Europa zu sehen ist.

Der spanische Ex-Weltmeister Xavi ist jedenfalls davon überzeugt: „Ich habe eine intelligente Person getroffen, die den Fußball spielen lässt, den wir in Barcelona lieben.“ Titel Nummer zehn könnte Gallardo schon in wenigen Tagen holen. Denn für River Plate geht es direkt weiter zur Club-WM in die Vereinigten Arabischen Emirate.