Marcel Hirscher (AUT) im 2. Durchgang des Herren-Slaloms
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Hirscher schlägt mit Rekordsieg zurück

Marcel Hirscher hat in Saalbach-Hinterglemm zurückgeschlagen und mit seinem insgesamt 63. Weltcup-Sieg die Soloführung in der österreichischen Bestenliste übernommen. Der 29-Jährige gewann den Slalom am Donnerstag 0,38 Sekunden vor dem Schweizer Loic Meillard. Der Norweger Henrik Kristoffersen wurde Dritter (+ 0,47) vor den Tirolern Manuel Feller (0,66) und Michael Matt (0,78), der sich Platz fünf mit Daniel Yule (SUI) teilen musste.

Nur einen Tag nach dem für ihn enttäuschenden sechsten Platz im Riesenslalom von Saalbach setzte Hirscher einen weiteren Meilenstein seiner Weltcup-Karriere, die mit dem Riesenslalom-Debütsieg in Val d’Isere vor neun Jahren Fahrt aufgenommen hatte. Mit dem nun 63. Weltcup-Sieg ließ der siebenfache Weltcup-Gesamtsieger endgültig auch ÖSV-Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll (62) hinter sich. 29 Erfolge davon feierte Hirscher im Slalom, 30 im Riesenslalom. Hinzu kamen ein Sieg im Super-G und drei Erfolge in Parallel-Bewerben.

Allein in der laufenden WM-Saison feierte Hirscher bereits fünf Siege in bisher sieben Technikbewerben. Der Sieg im Riesentorlauf von Beaver Creek könnte ihm bei einer möglichen Disqualifikation des Deutschen Stefan Luitz auf dem grünen Tisch sogar noch nachgereicht werden. Besser war Hirscher bisher noch nie in eine Weltcup-Saison gestartet – trotz seiner neuen Rolle als Vater, die ihn eher beflügelt als bremst.

Krimi bis zum Schluss

Beim Slalom-Heimspiel in Saalbach, rund 100 Kilometer von seinem Heimatort Annaberg-Lungötz entfernt, drehte Hirscher schon in ersten Durchgang auf. Im Ziel atmete er auf, der Dämpfer tags davor (und das Ende einer Erfolgsserie von 18 Podestplätzen im Riesenslalom in Serie) war vergessen. „Ich habe das Skifahren wieder gelernt“, sagte er. Das gute Gefühl war zurück, das Material griff – auch im zweiten Lauf als Letzter auf der ramponierten Piste, die ihm im Riesentorlauf noch zum Verhängnis geworden war. 2,13 Sekunden Vorsprung aus Lauf eins auf den Führenden Meillard reichten Hirscher völlig, während Kristoffersen und Matt davor an dessen Bestzeit gescheitert waren.

Marcel Hirscher (AUT) im Zielstück des Herren-Slaloms von Saalbach
AP/Gabriele Facciotti
Tausende Zuschauer peitschten Hirscher akustisch zum Heimsieg in Saalbach

„Das war richtig schwierig“

„Das war am Limit, das war richtig schwierig“, sagte Hirscher im ORF-Interview im Ziel. „Zum Schluss war es wie Schachspielen. Oben habe ich versucht so gut es geht innen in die Spur zu kommen. Im Zielhang habe ich nur geschaut, dass ich durchkomme. Das war echt knapp an der Fahrbarkeit. Bei den ersten Toren versucht man immer, ein gutes Gefühl zu finden, besonders bei diesen Verhältnissen“, so Hirscher, für den sich mit dem ersten Weltcup-Sieg in Salzburg ein Kreis geschlossen habe („Das ist schon gewaltig“).

Über seinen österreichischen Weltcup-Siegrekord sagte der Salzburger, dem 23 Siege auf den Allzeitrekord des Schweden Ingemar Stenmark (86) fehlen: „Für mich ist das natürlich eine großartige Geschichte, aber auf mich warten in den nächsten Jahren sicherlich andere Dinge als Rekordjagden.“

Riesensprung von Feller

Wieder nicht aufs Podest sprang Vizeweltmeister Manuel Feller, der im Riesenslalom als Halbzeitzweiter mit kaputtem Ski ausgeschieden war. Im Slalom verspielte er mit 2,75 Sekunden Rückstand bereits im ersten Durchgang die Chance auf die Top Drei („Dass ich so eine Klatsche bekomme, hätte ich nicht gedacht“), wiewohl er letztlich haarscharf dran war. Mit vollem Risiko im Finale gelang dem 26-Jährigen noch der beachtliche Sprung von Platz 17 auf vier.

1. Marcel Hirscher (AUT)
2. Loic Meillard (SUI)
3. Henrik Kristoffersen (NOR)

Feller gab sich versöhnt. „Der zweite Lauf war definitiv okay, ich habe Ski und Schuhe gewechselt. Das Setup habe wir diesmal ganz gut getroffen“, sagte Feller, der damit auf die veränderten Bedingungen reagierte, nachdem die Piste in der Pause gewässert und gesalzen worden war. „Dadurch verzeiht sie mehr Fehler, an Bedingungen wie im ersten Lauf müssen wir noch arbeiten.“

Matt rutscht zurück

Sein Tiroler Landsmann Michael Matt dagegen rutschte im Showdown zurück. Der 25-Jährige, der trotz akuter Rückenprobleme und eines Fehlers in Lauf eins als Zweiter in die Entscheidung gegangen war, musste sich als drittbester Österreicher letztlich mit Platz fünf (0,78) begnügen. Marco Schwarz schwang als Neunter (1,02) ab, Christian Hirschbühl wurde 19. (1,94), Marc Digruber 22. (2,37). Fabio Gstrein hatte als 33. (5,69) das 30er-Finale verpasst. Weltcup-Debütant Mathias Graf und Johannes Strolz waren im ersten Lauf ausgeschieden.

Für den Weltcup-Tross der Techniker geht es am Samstag (15.45 bzw. 18.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) in Madonna di Campiglio mit einem Fluchtlichtslalom weiter, ehe es in die Weihnachtspause geht. Das Neue Jahr beginnt für die Technik-Herren am 1. Jänner mit einem Parallelslalom in Oslo. Die Speed-Athleten sind bereits wieder ab 28. Dezember in Bormio (Abfahrt, Super-G) im Weltcup-Einsatz.